Wilhelm I. Friedrich, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau

Wilhelm I. Friedrich, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, Sohn Wilhelms V. von Oranien, geboren 24. Aug. 1772 in Den Haag, gest. 12. Dez. 1843 in Berlin, führt zuerst den Titel Erbprinz von Oranien, verweilt 1788 eine Zeitlang am Hof seines Onkels, Friedrich Wilhelms II. von Preußen, studiert 1790 in Leiden und vermählt sich 1791 mit Friederike Luise Wilhelmine, Tochter des genannten Königs. 1793–95 befehligt er im Krieg gegen Frankreich in Belgien die niederländischen Truppen, begibt sich nach der Eroberung der Niederlande nach Berlin, wohnt, nachdem sein Vater die ihm zugefallene Entschädigung in Deutschland, unter anderem das Fürstentum Fulda nebst Corvey, 29. Aug. 1802 an ihn abgetreten, seitdem meist in Fulda, erhält 1806 das Kommando einer preußischen Division und kapituliert nach der Schlacht bei Jena 14. Okt. mit 10.000 Mann in Erfurt.

Napoleon I. erklärt ihn seiner Länder für verlustig, so dass ihm nur seine Privatbesitzungen in Posen und Schlesien bleiben. 1809 tritt er in das Heer des Erzherzogs Karl und nimmt an der Schlacht bei Wagram teil. Darauf begibt er sich nach England und landet, als sich im November 1813 beim Eindringen der Preußen in Holland das Volk erhebt, 30. Nov. in Scheveningen, worauf er in Amsterdam als Landesherr begrüßt wird. Der Wiener Kongress spricht die Vereinigung Belgiens und Lüttichs mit den Niederlanden zu einem Königreich aus, und 16. März 1815 wird Wilhelm in Den Haag unter dem Namen Wilhelm I. zum König der Niederlande ausgerufen. Seine Erbländer in Deutschland muss er für Luxemburg, das am 22. Juli 1815, zum Großherzogtum erhoben, dem Deutschen Bund einverleibt wird, an Nassau und Preußen abtreten.

1830 verliert er durch den Aufstand der Belgier den südlichen Teil des Königreichs; seine Hartnäckigkeit im Bestreben, ihn wiederzuerlangen, bewirkt, dass der Friede erst 1839 geschlossen werden kann. Die Missstimmung, die seine Verweigerung der geforderten Reformen auch in den Generalstaaten schon längere Zeit hervorgerufen hat, wird durch seine Beziehungen zur katholischen Gräfin Henriette d’Oultremont, die er zu heiraten beabsichtigt, so bedenklich gesteigert, dass er nach der Grundgesetzrevision die Krone 7. Okt. 1840 in die Hände seines ältesten Sohnes, Wilhelms II., legt. Er nimmt den Titel eines Grafen von Nassau an und begibt sich nach Berlin, wo er sich mit der Gräfin d’Oultremont trauen lässt. Er hinterlässt zwei Söhne, König Wilhelm II. und Prinz Friedrich (s. d.), und eine Tochter, Prinzessin Marianne, 1830 verheiratet mit dem Prinzen Albrecht von Preußen (s. d.).

Scott Bowden und Jim Getz bewerten Wilhelm Friedrich von Oranien im Spielsystem Empire III als unfähigen und unpersönlichen Korpskommandeur.

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Niederländische Armee der Napoleonischen Kriege