Generalissimus Erzherzog Karl von Österreich, Herzog von Teschen
Karl Ludwig, Erzherzog von Österreich, Herzog von Teschen, kaiserlicher Generalfeldmarschall, geboren am 5. September 1771 in Florenz, gest. am 30. April 1847 in Wien. Er war der dritte Sohn des Großherzogs von Toskana, später Kaiser Leopolds II. Die erste Jugend verbringt er in der Toskana, 1790 kommt er nach Wien. 1791 nach Belgien als künftiger Gouverneur für die Statthalter Erzherzogin Marie Christine und Herzog Albert von Sachsen-Teschen, welche ihn adoptieren. Seine Laufbahn ist eine militärische. Er führt 1792 bei Jemappes eine Brigade, 1793 unter dem Prinzen von Koburg die Avantgarde, er entscheidet die Siege bei Aldenhoven und Neerwinden, wird Generalstatthalter in Belgien, Feldmarschalllieutenant und 1794 Feldzeugmeister. Er kommandiert in den Schlachten bei Landrecies, Tournay und Fleurus ein Armeekorps. Nach dem Verlust Belgiens erhält Karl 1796 das Oberkommando über die Rheinarmee, erkämpft als Reichsgeneralfeldmarschall die Siege bei Wetzlar, Teining, Amberg und Würzburg, er schlägt Jourdan und Moreau bis über den Rhein, nimmt noch im Winter Kehl und Hüningen ein.
1797 übernimmt er gegen Bonaparte das Kommando über die österreichische Armee in Venetien, vollzieht einen meisterhaften Rückzug nach Innerösterreich und schließt am 18. April 1797 den Präliminarfrieden von Leoben. Im November des Jahres wird er Gouverneur und Generalkapitän von Böhmen. Nach dem Kongress von Rastatt 1799 befehligte er abermals die Rheinarmee, besiegt Jourdan bei Ostrach und Stockach, besetzt Zürich, geht, von den Russen nicht unterstützt, nach Deutschland zurück, nimmt Mannheim und drängt die Franzosen über den Rhein. Am 17. März 1800 legt er das Kommando nieder, geht nach Böhmen und organisiert ein Freiwilligenkorps von 25.000 Mann. Als er nach der Schlacht bei Hohenlinden den Oberbefehl über die kaiserliche Armee übernehmen muss, kann er das Vordringen Moreau’s nicht hemmen und schließt am 25. Dezember den Waffenstillstand von Steier.
Nach dem Frieden von Lunéville 1805 wird er Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrates, 1806 Generalissimus mit unbeschränkter Vollmacht. Seine Reformen für die Einrichtung, Verwaltung und Bildung der Armee lassen das alte Militärsystem Lacy’s erlöschen. Der Hofkriegsrat, die Rekrutierung und Verpflegung der Armee werden neu eingerichtet, die lebenslängliche Dienstzeit wird 1802, der Zopf 1805 abgeschafft. Der Erzherzog vermehrt von 1806 bis 1809 die Infanterie, vereinfacht die Taktik, schafft die Reserve und die Landwehr, gründet militärische Unterrichtsanstalten, eine militärische Zeitschrift, das Kriegsarchiv u. A.
Im Krieg von 1805 kommandiert er die Armee in Venetien. Er behauptet sich gegen Masséna in der dreitägigen Schlacht von Caldiero, muss sich jedoch nach der Katastrophe von Ulm nach Ungarn zurückziehen. Im Krieg von 1809 rückt er mit der österreichischen Hauptmacht bis Regensburg vor, aber die Schlachten bei Abensberg, Landshut und Eckmühl fallen unglücklich aus. Während Napoleon nach Wien marschiert, führt der Erzherzog seine Armee nach Böhmen und in das Marchfeld, wo er am 21. und 22. Mai bei Aspern und Esslingen Napoleon so vollständig schlägt, dass die französische Armee dem Untergang nahe ist. Der Sieg wird jedoch nicht benützt und sechs Wochen nachher, am 5. und 6. Juli, verliert der Erzherzog die Schlacht bei Wagram. Er besteht noch auf dem Rückzug nach Mähren einige Gefechte und schließt dann den Waffenstillstand von Znaim, am 12. Juli 1809. Noch vor dem Wiener Frieden nimmt er als Generalissimus seine Entlassung. An den Kämpfen von 1813–15 nimmt er nicht Teil, nur 1815, als Napoleon von der Insel Elba zurückgekehrt ist, wird er Gouverneur von Mainz. Die Würde eines Hoch- und Deutschmeisters hat er 1804 niedergelegt. Nach dem Tode des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen 1822 erbt Karl dessen Güter Teschen, Altenburg, Belye, das Palais in Wien und die reiche Kunstsammlung (Albertina).
Seit dem 17. Sept. 1815 war er mit der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg vermählt, gest. 1829. Aus der Ehe stammen die vier Söhne: Albrecht, geb. am 3. August 1817, k.k. Feldmarschall, 1866 Oberbefehlshaber der Armee gegen Italien und Sieger von Custozza; Karl Ferdinand, geb. am 29. Juli 1818, Feldmarschalllieutenant (gest. 1874); Friedrich, geb. am 14. Mai 1821, Konteradmiral, rühmlich bekannt im syrischen Feldzug 1840, gest. am 5. Okt. 1847 in Venedig; Wilhelm, geb. am 21. April 1827, Hoch- und Deutschmeister, Feldmarschalllieutenant und Generalinspektor der Artillerie. Ferner zwei Töchter: Therese, geb. 1816, gest. 1867 als Witwe des Königs Ferdinand II. von Neapel, und Marie Caroline, geb. 1825, 1852 vermählt mit Erzherzog Rainer. Erzherzog Karl starb, 76 Jahre alt, am 30. April 1847 in Wien. Seine militärischen Schriften sind von Bedeutung: „Grundsätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzugs von 1796 in Deutschland" (3 Bde., Wien 1814), „Geschichte des Feldzugs von 1799 in Deutschland und der Schweiz“ (2 Bde., Wien 1819). Eine Sammlung seiner militärischen Werke erschien in Wien 1862. Das Reiterstandbild von Fernkorn, errichtet 1860 in Wien, trägt die Inschrift: „Dem heldenmüthigen Führer der Heere Oesterreichs“, „dem beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre“. Eine kleine Wiederholung der Statue mit schönen Reliefs am Diorama steht im Garten des Schlosses Weilburg bei Baden.
Scott Bowden und Jim Getz bewerten Erzherzog Karl im Spielsystem Empire III als mittelmäßigen, aber charismatischen Korps- und Armeekommandeur.
Figuren
- Erzherzog Karl von Österreich, 1809, 1:32 First Legion FL54008
- Erzherzog Karl von Österreich, Herzog von Teschen, 1:72 Strelets 011
- Österreichischer und Russischer Generalstab, 1:72 Italeri 6037
- Österreichischer Generalstab der Napoleonischen Kriege, 15 mm Ral Partha 81-289
Erzherzog Karl von Österreich und Stabsoffiziere bei Wagram, 1809
Bibliographie
- Duller: Erzherzog Karl von Oesterreich, 2 Bde., 1844–45
- Schneidawind: Karl, Erzherzog von Oesterreich und die österreichische Armee, 2 Bde., 1840
- Schneidawind: Das Buch vom Erzherzog Karl, 1848
- Thielen: Erzherzog Karl von Oesterreich, 1858
- Wolf, Adam: Erzherzog Karl, 1860
- Wolf, Adam: adb (Leipz. 1882)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909