Oldenburg

Oldenburg.

Oldenburg, 1) Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Oldenburg, an der schiffbaren Hunte, die einen Teil der Stadt durchfließt, einen Hafen bildet und 3 km südlich durch den Ems-Huntekanal mit der Ems in Verbindung steht, Knotenpunkt der Linien Bremen-Neuschanz, Oldenburg-Osnabrück und Oldenburg-Brake der Oldenburgischen sowie Oldenburg-Wilhelmshaven der Preußischen Staatsbahn, 5 m ü. M., besteht aus einem verhältnismäßig kleinen inneren Kern und dem weit ausgedehnten neueren Stadtteil. Schöne, mit Bäumen bepflanzte Promenaden, an Stelle der alten Wälle, ziehen sich zwischen beiden Stadtteilen hin.

Oldenburg hat vier Kirchen (die jetzt wieder aus einem Zentralbau mit römischer Rotunde zum gotischen Langbau umgestaltete evangelische Lambertikirche, die gotische katholische Kirche, die sogen. Friedenskirche der Methodisten und die 1903 erbaute Garnisonkirche), eine Baptistenkapelle, eine Synagoge, ein großherzogliches Schloss mit Marstall und schönem Garten, ein gotisches Rathaus, Denkmäler des Großherzogs Peter Friedrich Ludwig und des Philosophen Herbart und (1905) mit der Garnison (Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91, Oldenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 19, und 1. Abt. Ostfriesisches Feldartillerie-Regiment Nr. 62) 28.565 Einwohner, davon 2277 Katholiken und 223 Juden. An Industriezweigen sind vertreten: Eisengießerei, Warpspinnerei, Fabrikation von Glas, Tabak und Zigarren, Leder, Steingutwaren, Handschuhen etc.; der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle und die Oldenburgische Landesbank, ist in Getreide und Pferden (vier sehr besuchte Pferdemärkte) lebhaft. Oldenburg ist Sitz der Landesbehörden des Großherzogtums, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, des Kommandos der 37. Infanterie- und der 19. Kavalleriebrigade, einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts, einer Oberförsterei, des Oberkirchenrats, der Oldenburgischen Eisenbahndirektion, der Oldenburgischen Feuer-Versicherungsgesellschaft und hat ein Gymnasium, eine Oberrealschule, ein evangelisches Schullehrerseminar, Idiotenanstalt, Theater, Museum, Landesgewerbemuseum, Gemäldegalerie (im Augusteum), eine öffentliche Landesbibliothek mit 160.000 Bänden etc. Die städtischen Behörden umfassen 7 Mitglieder des Magistrats und 24 des Stadtrats. Südlich bei Oldenburg liegt das vielbesuchte Everstenholz und südöstlich dabei das Dorf Osternburg mit Spinnerei, Stärkerei, Glasfabrikation und (1905) 10.482 Einwohner. Vgl. Lamberti-Markt Oldenburg.

Zum Bezirk des Landgerichts Oldenburg gehören die 14 Amtsgerichte zu: Brake, Butjadingen, Delmenhorst, Elsfleth, Friesoythe, Jever, Kloppenburg, Löningen, Oldenburg, Rüstringen, Varel, Vechta, Westerstede und Wildeshausen. Oldenburg ward 1155 befestigt, 1168 von Heinrich dem Löwen, 1230 von den Stedingern belagert und erhielt 1345 Stadtrecht Vgl. Sello, Historische Wanderung durch die Stadt Oldenburg (Oldenb. 1896) und Alt-Oldenburg (Oldenb. 1903); Kohl, Die Allmende der Stadt Oldenburg (Oldenb. 1903); Jansen, Aus vergangenen Tagen, Oldenburgs literarische und gesellschaftliche Zustände 1773–1811 (Oldenb. 1877) und Nordwestdeutsche Studien (Berl. 1904).

Oldenburg, 2) (Aldenburg) Kreisstadt im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Schleswig, am Oldenburger Graben, der den Gruber und Wesseker See verbindet, und der Staatsbahnlinie Oldenburg-Heiligenhafen, hat eine evangelische Kirche, Amtsgericht, 2 Maschinenfabriken und (1905) 2458 Einwohner. Oldenburg war von 948 bis 1163 Sitz des Bischofs, der dann nach Lübeck übersiedelte. Vgl. Oldenburger Weihnachtstreff.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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