Operation
Operation (lat.), soviel wie Handlung im allgemeinen; man spricht von merkantilen, finanziellen, strategischen, militärischen etc. Operationen (s. unten). In der Mathematik heißt Operation jede Tätigkeit, die mit mathematischen Gebilden oder Begriffen, sie seien nun geometrisch (Figuren) oder arithmetisch (Zahlen), vorgenommen wird. Rechenoperationen, meist zusammenfassende Bezeichnung für die vier elementaren Rechnungsarten, aber auch für die Wurzelausziehung etc. Vielfach ist Operation gleichbedeutend mit Algorithmus und bezeichnet eine nach bestimmten Regeln vorzunehmende Tätigkeit, namentlich die gesetzmäßig erfolgende Verknüpfung verschiedener Vorstellungen und Begriffe miteinander. Da jede Operation selbst ein Begriff ist, so kann man auch verschiedene Operationen miteinander verknüpfen, also Operationen auf sie ausführen, auf diese Weise entsteht ein Operationskalkul, d.h. ein Operieren (Arbeiten) mit Operationen. Soweit dieser rein mathematisch ist, bildet er einen Zweig der Gruppen- oder Substitutionentheorie (s. d.), im übrigen ist er Gegenstand des von Boole, Robert Graßmann, Ernst Schröder u.a. geschaffenen Logikkalkul (Algebra der Logik).
Militärische Operationen (Heeresbewegungen) sind die Unternehmungen größerer Heeresteile. Es gehören zu denselben sowohl die Märsche als auch Schlachten und Gefechte. Über Operationen auf der inneren und äußeren Linie s. Innere und äußere Linie. Die Gesamtheit der Operationen bis zur endgültigen Entscheidung bildet einen Feldzug. Der Operationsplan bezeichnet den zunächst zu erreichenden Zweck und die dafür einzuschlagenden Wege; er kann nur auf kurze Zeit vorher entworfen werden, da ein Gefecht stets neue Vorbedingungen zu weiterem Handeln gibt. Jede Operation ist auf ein bestimmtes Ziel (Operationsobjekt), meist die feindliche Armee selbst, gerichtet; die Vernichtung der letzteren entscheidet in der Regel den Feldzug, wenn auch nicht immer sofort. Die Landschaft, in der eine Operation ausgeführt wird, nennt man das Operationsfeld oder -gebiet. Die Ausgangspunkte der Operation, von denen die Truppen ihre Nachschübe etc. beziehen, auf die sie nötigenfalls zurückgehen, in engerem Sinn ein leicht zu verteidigender Abschnitt, z. B. ein Fluss mit festen Plätzen, in weiterem meist das eigene Land, bilden die Operationsbasis, die Eisenbahnen und Straßen, die von derselben in Richtung auf das Operationsziel führen, die Operationslinien (s. Etappe). Der Operationsbefehl bezieht sich nur auf die Operationen, während der getrennt davon ausgegebene Tagesbefehl (Korps- etc. Tagesbefehl) den inneren Dienst betrifft. Die Operationsbefehle werden von allen Kommandostellen mit deren Titel bezeichnet (Korpsbefehl, Divisionsbefehl etc.) oder mit der durch die Truppeneinteilung gegebenen Stelle (Avantgardenbefehl, Vorposten-, Detachementsbefehl).
In der Medizin ist Operation ein mechanischer Eingriff seitens des Arztes (Operateurs), vorgenommen am Körper des Kranken behufs Heilung oder Linderung von Krankheiten. In der Regel wird die Hand des Arztes von geeigneten Instrumenten unterstützt. Es gibt unblutige Operationen, wie Geraderichtung gekrümmter Glieder, das Beweglichmachen steifer Gelenke und ähnliches, und blutige, die mit Durchtrennung von Körpergewebe verbunden sind; letztere sind bei weitem häufiger. Selten wird subkutan operiert, d.h. ein Gebilde (Sehne) wird unter der Haut ohne deren Durchtrennung durchschnitten, indem man ein geeignetes schmales Messer in der Nähe durch einen kleinen Einstich einführt.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909