Oppeln

Oppeln.

Oppeln, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Stadtkreis in der [ehem.] preußischen Provinz Schlesien, an der Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Brieg–Oderberg, Kandrzin–Deutsch-Wette, Oppeln–Neiße u.a., 175 m ü. M., hat eine evangelische und zwei katholische Kirchen (darunter die vom heil. Adalbert gegründete Adalbertskirche), Synagoge, ein altes königliches Schloss (auf einer Oderinsel), ein schönes Regierungsgebäude, ein ansehnliches Rathaus, Denkmäler des Kaisers Wilhelm I., Moltkes und des Oberbürgermeisters Goretzki, einen Hafen und (1905) mit der Garnison (1 Füsilierregiment Nr. 63) 30.769 Einwohner, davon 6785 Evangelische und 582 Juden (5805 Polen).

Die Industrie besteht in Zement-, Zigarren-, Maschinen- und Fassfabrikation, Kalkbrennerei, Bierbrauerei, Dampftischlerei, Schiffahrt etc., auch hat Oppeln drei Sägemühlen und eine Dampfmahlmühle. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle, beschränkt sich auf Speditions-, Getreide- und Viehhandel. Oppeln hat ein Gymnasium, Präparandenanstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, Waisenhaus, großartiges Hospital (Adalbertshospital) und ist Sitz einer königlichen Regierung, eines Landratsamts (für den Landkreis Oppeln), einer Oberpostdirektion, eines Landgerichts und eines Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden zählen acht Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk Oppeln gehören die 14 Amtsgerichte zu Groß-Strehlitz, Guttentag, Karlsruhe, Konstadt, Krappitz, Kreuzburg, Kupp, Landsberg, Leschnitz, Lublinitz, Oppeln, Pitschen, Rosenberg und Ujest.

Oppeln, um 1000 zuerst erwähnt und 1228 als Stadt genannt, war 1163–1532 Residenz der piastischen Herzoge von Oppeln, fiel dann an Böhmen, 1742 mit Schlesien an Preußen und hat sich unter preußischer Herrschaft günstig entwickelt. Zum ehemaligen Herzogtum Oppeln gehörten die gegenwärtigen Kreise Oppeln, Falkenberg, Groß-Strehlitz, Lublinitz, Rosenberg, Tost-Gleiwitz, Neustadt, Ratibor, zeitweise auch Beuthen, Teschen, Oderberg und Auschwitz, war jedoch meist in Teilfürstentümer geschieden.

Bibliographie

  • Idzikowski: Geschichte der Stadt Oppeln (Bresl. 1863)
  • Vogt: Oppeln beim Eintritt in das Jahr 1900 (Oppeln 1900)
  • Lutsch: Die Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Oppeln (Bresl. 1892–94, 2 Tle.)

Der Regierungsbezirk Oppeln, im wesentlichen das sogen. Oberschlesien umfassend (s. Karte »Schlesien«), zählt (1905) auf 13.227 km² (240,21 mi²) 2.033.656 Einwohner (davon [1900] 165.971 Evangelische, 1.681.400 Katholiken und 20.270 Juden), 153 auf 1 km², 1.048.230 Personen mit polnischer, 59.718 Personen mit mährischer und 3044 mit tschechischer Muttersprache, und besteht aus den 25 Kreisen:

Kreise km² Einwohner Einw. auf 1 km²
Beuthen (Stadt) 23 60.078
Beuthen (Land) 98 168.316 1718
Falkenberg 604 38.049 63
Gleiwitz (Stadt) 28 61.324
Groß-Strehlitz 895 72.869 81
Grottkau 519 40.671 79
Kattowitz (Stadt) 44 35.756
Kattowitz (Land) 182 183.972 1011
Königshütte (Stadt) 62 65.969
Kosel 676 73.794 109
Kreuzburg 553 49.908 90
Loebschütz 691 83.727 121
Lublinitz 1010 48.303 48
Neiße 712 100.612 141
Neustadt 799 98.952 124
Oppeln (Stadt) 16 30.769
Oppeln (Land) 1415 110.367 78
Pleß 1064 113.773 107
Ratibor (Stadt) 6 32.690
Ratibor (Land) 852 119.792 141
Rosenberg 899 50.026 56
Rybnik 853 108.473 127
Tarnowitz 326 69.299 212
Tost-Gleiwitz 879 76.665 87
Zabrze 120 139.502 1162

Über die zwölf Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks s. Karte »Reichstagswahlen«. Vgl. »Verwaltungshandbuch für den Regierungsbezirk O.« (Kattowitz 1903).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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