Orestes

Orestes, in der griechischen Mythologie der Sohn des Agamemnon und der Klytaimnestra, war bei der Ermordung des Vaters durch Aigisthos (s. d.) dem gleichen Schicksal bestimmt; aber seine Schwester Elektra (s. d.) rettete ihn zu dem Phokerkönig Strophios, bei dem er bis zum 20. Jahr blieb und mit dessen Sohn Pylades innige Freundschaft schloss. Mit ihm nach Mykene zurückgekehrt, erschlug er die Mutter samt ihrem Buhlen. Von den Eumeniden deshalb verfolgt, irrte er lange wahnsinnig umher, bis Athene auf dem Areopag in Athen ein Gericht über ihn einsetzte und durch ihren Stimmstein die Freisprechung entschied. Nach anderer Sage fand er dadurch Erlösung, dass er das Bild der Artemis von den Tauriern nach Griechenland brachte (s. Iphigenie). Nach der Heilung nahm Orestes die väterliche Herrschaft von Mykene in Besitz, heiratete Hermione, Tochter des Menelaos, und gewann damit auch Sparta. Er starb in Arkadien an einem Schlangenbiss und wurde in Tegea begraben; seine Gebeine wurden später nach Sparta, wo er ein Heroon hatte, überführt. Die Tragiker haben die Sage vielfach behandelt, so Aischylos (Trilogie »Oresteia«), Sophokles (»Elektra«) und Euripides (»Orestes«, »Taurische Iphigenie«, »Elektra«). Auch die Kunst stellte ihn häufig dar.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Antike