Paderbornisches Infanterie-Regiment
Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis
Seit der Verdreifachung des Kriegsfußes im Jahr 1702, hatte das Paderborner Hochstift im Kriegsfall 332 Infanteristen und 162½ Reiter als seinen Beitrag zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis zu stellen. Wegen der hohen Kosten für berittene Truppen, machte das Hochstift von seinem Recht gebrauch, die Reiterei zu reduzieren und für jeden weggefallenen Kavalleristen drei Infanteristen zu stellen. Das Totum an Infanterie belief sich daher auf 819½ Mann, die in sieben Kompanien mit 117 Mann aufgeteilt wurden. Mit Rücksicht auf die Bürgerschaft wurde immer wieder versucht, die Unterhaltskosten des Regiments zu senken. Ein probates Mittel war der Wegfall von Kompanien, wodurch einige der kostspieligen Offiziersstellen eingespart werden konnten. So marschierte das 819 Mann starke Kontingent am 04. April 1739 mit sechs Kompanien in den Türkenkrieg ab.
Das Paderbornische Infanterie-Regiment von Mengersen geriet am 02. April 1761 im Gefecht bei Saalfeld in preußische Gefangenschaft, nachdem es von 09:00 bis 14:00 Uhr in stetem Feuer gestanden und seine Schuldigkeit getan hatte. Der französische Feldmarschall Soubise beurteilte das Paderbornische Infanterie-Regiment von Mengersen im Siebenjährigen Krieg als mittelmäßig.
Anfang des Jahres 1762 wurde im Hochstift Paderborn ein neues Kontingent mit 580 Mann in sechs Kompanien für die Reichsarmee geworben. Dieses zweite Bataillon zählte beim Waffenstillstand im November 1762 nur noch 228 Mann. Aus 217 Rückkehrern, die am 03. Mai 1763 in Paderborn eintrafen, und den aus preußischer Gefangenschaft entlassenen Offizieren des ersten Kontingents, wurde eine Grenadierkompanie mit 100 Mann für die Residenz Neuhaus formiert. Die übrigen Offiziere und Mannschaften wurden entlassen, da die Unterhaltskosten für das gesamte zurückgekehrte Kontingent nicht aufgebracht werden konnten. Damit war der Grundstein gelegt für das künftige Zweikompaniensystem in Friedenszeiten, mit der Grenadierleibkompanie und Invaliden in Neuhaus, und einer Musketierkompanie in Paderborn.
Inhaber
- Wilhelm von Plettenberg zu Lenhausen, 1676–1678
- Phillip Jacob von der Lippe, 1691–1697
- Jobst Elmerhaus von Haxthausen, 1703–1713
- Hermann Werner Joseph von Schorlemer, 1734–1735
- Friedrich Florenz Raban von der Wenge, 1735–1754
- Generallieutenant Ferdinand Moritz Falco Franz von Mengersen, 1754
Kommandeur
- Oberst Daltrop, 1757–1758
- Oberst Ewald von Kleist, 1758–1763
Garnison
- Paderborn (Musketiere)
- Residenz Neuhaus (Grenadiere und Invaliden)
Gliederung
- Stab
- Grenadier-Kompanie
- 1. Leib-Kompanie
- 2. Kompanie
- 3. Kompanie
- 4. Kompanie
- 5. Kompanie
- 6. Kompanie
- zwei 4-pfündige Geschütze
Feldzugsgeschichte
- Bremen-Verdener Feldzug (Nordischer Krieg), 15.09.1675–13.08.1676
- Pfälzischer Erbfolgekrieg, 1688–1697
- Spanischer Erbfolgekrieg, 1701–1714
- Polnischer Thronfolgekrieg, 1733–1738
- Russisch-Österreichischer Türkenkrieg, 1736–1739
- Österreichischer Erbfolgekrieg, 1740–1748
- Siebenjähriger Krieg, 1756–1763
Das Paderbornsche Bataillon im Siebenjährigen Kriege
Seit dem Jahre 1702 musste Paderborn zu der Reichsarmee, wenn sie auf den Kriegsfuß gesetzt wurde, ein Kontingent von 819 Mann Infanterie stellen und vollständig ausrüsten. Die Unterhaltung desselben im Felde kostete dem Lande für jeden Monat in der Regel fünf- bis sechstausen Thaler. Als der Siebenjährige Krieg ausbrauch, brachte der Fürst von Paderborn die ihm durch die Reichsmatrikel auferlegte Truppenzahl gewissenhaft zusammen, um dem von dem preußischen Siegesglück bedrohten Östereich beizuspringen. Beim Abmarsch fehlte in der Summe kein Mann, aber allen fehlte der kriegerische Geist; es waren Söldner aus den niedrigsten Haufen des Volkes. Der damalige Befehlshaber des Paderbornschen Bataillons, Generallieutenant von Mengersen, wurde nach dem Kanonendonner, den man aus Sachsen und Böhmen vernahm, krank, und erhielt mit einigen anderen von der nämlichen Krankheit heimgesuchten Offizieren die Erlaubnis, zur Hut der Invaliden zurückzubleiben. An seiner Stelle übernahm der Oberst Ewald von Kleist das Kommando. Das Bataillon verließ im Monat August 1757 die Stadt und befand sich am 11. September zu Erfurt bei der Reichsarmee, welche der Herzog von Hildburghausen in Vereinigung mit dem französischen Heer unter dem Prinzen Soubise gegen Leipzig führte. Die Annäherung der Preußen nötigte aber die Verbündeten sehr bald zu einem eiligen Rückzug bis nach Eisenach.
Wie die Verfolgung der Preußen nachließ und die Reichstruppen sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatten, ging es von Neuem vorwärts. König Friedrich empfing seine Feinde beim Dorf Roßbach (5. November 1757) und brachte ihnen dort eine der schimpflichsten Niederlagen bei, welche die Kriegsgeschichte kennt. Die Franzosen sowohl, als die Reichsvölker gerieten gleich zu Anfang der Schlacht in eine so gänzliche Mutlosigkeit und Unordnung, dass sie wie Spreu aus einander stoben, und ihr Heil in unaufhaltsamer Flucht suchten. Die Reichstruppen, deren Armatur so schlecht war, dass von hundert Gewehren kaum zwanzig losbrannten, liefen jedoch am ersten davon. Vernehmen wir nun von dem Obersten v. Kleist selber, wie es dem Paderborner Bataillon, welches mit zwei Münsterschen und drei Kurköllnischen Bataillonen fast immer dasselbe Schicksal teilte, nach der Roßbacher Schlacht auf dem Kriegsschauplatz weiter erging. Unter der Aufschrift:
Erklärung, wo die Leute, Feldrequisiten und sonstige Parzelen nach dem Ausmarsch von Paderborn geblieben;
erstattete er darüber im Jahre 1761 der Regierung seines Landesherrn folgenden Bericht:
1757. Das erste Jahr, als das Bataillon von Paderborn nach Arnsberg marschierte, sind viele sich noch im Lande befindende Leute mit Montierung, Ober- und Untergewehr desertiert. Nach dem Verlust der Roßbacher Bataille zogen wir uns auf Eckartsberg zurück; auf dieser Retirade wurde ein Munitionskarren mit den dabei kommandierten Leuten nebst Knechten und Pferden gefangen genommen. Wie dann die Affaire zu Weimar und gleich nachher zu Saalfeld vorging, hat man einige Mannschaften mit Gewehr und Waffen vermisst. Darauf geschah dem Bataillon die Anzeige, die Winterquartiere in Eisfeld zu beziehen, wo wegen ausgestandener Strapazen die Kranheiten zunahmen und Viele im Lazarett starben.
1758. Das zweite Jahr wurde das Bataillon unter dem Kommando des Generals der Cavallerie Herrn von Lusinsky zum Frei-Bataillon genommen, wo es während vier Monate wegen schier täglichen Scharmuzierens etliche Mannschaften eingebüßt hat. Demnächst, als es wieder zur Armee stieß, wurde die Mannschaft, um die Festung Sonnenstein einzuschließen, dort in Schanzen gelegt, wo bei einer 48 Stunden dauernden Kanonade Einige ihr Leben verloren. Wie nun später der Prinz Heinrich uns zu attackieren suchte, marschieren wir, um die Flanke der Armee zu decken, mit mehreren Truppen nach Lauenstein; es kamen von da Einige sehr stark blessiert zurück. Die Ordre, so unverzüglich darauf gegeben wurde, war, dass die fünf kurköllnischen Batailons unter dem Kommando des Generalfeldmarschalllieutenants von Kobb auf Postierung ins Hessenland, nämlich nach Schmalkalden aufbrechen sollten. In dieser Stadt blieben wir den Winter über.
1759. Die Hannoveraner rückten heran, und von denen wurde das Leib-Bataillon und Elberfeld in Sachsen-Meiningen gefangen genommen; auch das Nagelsche Bataillon, so zu Wasungen postiert war, musste sich gefangen geben. Von uns stand zu Klein-Schmalkalden ein Offizier, nämlich Fähnricht Krumme mit 50 Gemeinen; davon sind einige erschossen, die anderen aber alle aufgehoben worden. Unser Bataillon war genötigt, sich durchzuschlagen und musste von Suhl bis nach Schleusingen in stetem Feuer retirieren, wo Viele verloren gegangen. Diese Retirade, um das Reich zu decken, dauerte Tag und Nacht; wegen des starken Marsches wurden Viele vermisst und gefangen genommen, so dass das Bataillon bei den großen Verlusten, die es teils in dieser, teils in allen anderen Affairen erlitten hatte, in der Armee keine vollkommenen Dienste mehr präsentieren konnte. Es wurde deshalb einstweilen zur Eskortierung der Bagage Sr. Durchlaucht des Prinzen von Zweibrücken gebraucht und kam hierauf nach Ladenburg, um sich wieder in Stand setzen zu können, wo
1760 von Köln dreihundert Rekruten zur Verstärkung eintrafen. Als das Bataillon wieder auf 700 Mann gebracht war, musste solches aufs Neue sofort zur Armee stoßen und der Dresdner Belagerung beiwohnen. Wir wurden in die Schanze bei Prisnitz kommandiert, um den Marsch der Armee zu decken; hier büßten wir, da uns die preußischen Husaren angriffen, mehrere Leute ein. Hierauf bekamen wir Ordre zum Marsch nach Meissen, in der Absicht, den Feind dort aus seinem vorteilhaften Posten zu delogieren. Diese achtundvierzigstündige Kanonade kostete ein Ziemliches; das Bataillon bekam viele Tote und Blessierte. Wie die Kanonade aufhörte, erging der Befehl zum Rückzug. Wir marschierten bis Dresden und von da nach dem sogenannten Gießhübel, den Finckenfang vorzunehmen.
1761. Das Bataillon wurde dann auf Postierung ins Bayreuthsche kommandiert; von da musste es nachher auf Dresden marschieren und hierauf wieder nach Meissen. Bei den kleinen Scharmützeln, die auf diesen Zügen vorfielen, vermissten sich einige Mannschaften. Der Befehl erheischte, dass das Bataillon nach Strehlen marschieren sollte, die allda vorfallende Bataille mit formieren zu helfen, wo auch einige Leute eingebüßt worden. Von da zur Belagerung der Festung Torgau, nach eroberter Festung zur Belagerung von Wittenbrg, hierauf zurück über Leipzig nach der Grafschaft Schleiz unter Kommando des Generalmajors von Wartensleben auf siebenwöchige Postierung. Von dieser wurde das Bataillon unter Kommando des Generalfeldmarschalllieutenants von Rosenfeld wiederum auf Postierung nach Saalfeld angewiesen, wo die anderen annoch bei uns gewesenen Truppen auf Befehl des Generals der Kavallerie, Grafen von Haddick auf sechs bis acht Stunden zurückgelegt wurden, mit der Weisung, dass die kurköllnischen beiden Bataillons Wildenstein und Mengersen beim Anrücken des Feindes wehren und ihn aufhalten sollten. Der preußische General von Seckendorf zog mit seinen achttausend Mann, welche Karabiniers, Husaren, Füsiliere und Frei-Bataillons bestanden, auf Schwartzlau los und hob das Bataillon von Wildenstein auf, nachdem er ihm einen großen Verlust beigebracht hatte. Dies war des Morgens gegen sieben Uhr. Um die neunte Stunde suchte der Feind uns die Visite zu machen; es wurde demselben von der Garndörfer Anhöhe mit Kanonenschüssen begegnet und wir waren befehligt, mit ihm ins Feuer zu gehen. Obschon die Grenadier-Kompanie mit fünfzig Mann Freiwilligen zur Deckung der Flanke detachiert wurde und der Rest des Bataillons, der also nur in 75 Rotten bestand, sich bald von allen Seiten umringt sah, so haben wir dennoch, um uns zu behaupten und unsere Schuldigkeit zu tun, von 9 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags in stetem Feuer zugebracht, bis endlich so Viele erschossen und niedergesäbelt waren, dass wir auf Leben und Tod uns ergeben mussten. Von dem Bataillon sind ungefähr 156 Mann übrig geblieben. Bei dieser Aktion wurden verloren: eine vierpfündige metallene Kanone, drei Munitionswagen nebst zwölf Pferden; auf dem Wahlplatze lagen alle Feldrequisita, als die Fahnen zerhackt, Gewehre und Trommeln unter denen Toten, welche die Preußen als Beute zu sich genommen haben. Hierbei wurden auch gefangen: der Obrister von Kleist, Hauptmann v. Gaismar (so wiederum zurück in Dienst nach Münster, wo er vorhero gestanden, abgegangen ist), Hauptmann Hoyeren, Lieutenant Warnesius senior, Lieutenant v. Stürmann (so ebenmäßig nach Münster abgegangen), Lieutenant Warnesius junior, Lieutenant v. Streit, Fähnrich Crone und Fähnrich Vetter, welche das Ihrige sämtlich eingebüßt haben. – Hingegen noch einige Leute, so Preußische Dienste mit Gewalt haben nehmen müssen und mit herben Prügeln dazu gezwungen worden, sind wiederum desertiert und haben vom k.k. Commissarius einen Ranzionierungs-Dukaten erhalten, und sind von da zum Überbleibsel angewiesen worden, wo nach der Hand Viele, so sich im Land aufgehalten, mit Gewehr und Waffen desertiert sind. Auch befinden sich noch wirklich Leute in Preußischen Diensten; diese aber sind in die Festungen geworfen, dass sie nicht loskommen können.
Die Gewehre und Feldrequisiten gehen bei den Soldaten dadurch eben verloren, wenn man das Unglück hat bei schier täglichen Gelegenheiten zu sehen, dass es so viele Tote, Blessierte, Vermisste, Gefangene, ja Deserteurs gibt. Hingegen die Requisita, so ein Soldat in den Lazaretten nachlässt, werden ad Depositorium gelegt, bis dahin, dass man Ranzionierte oder Rekruten bekommt, welche damit wieder bewaffnet werden.
Anlangend des Feldpaters Holtemeyer Gezelt, welches er besaß, als das Bataillon aus dem Lande marschierte, so hat er solches ganze zwei Jahre hindurch gebraucht. Nach seinem Absterben, als ein anderer Feldpater, nämlich ein Franziskaner zum Bataillon kam, benutzte dieser das Gezelt ins dritte Jahr; es hielt aber nicht vollkommen mehr aus und musste wegen Faulung und da es unbrauchbar geworden, weggeworfen werden.
Soweit der Oberst von Kleist, der dies aller Wahrscheinlichkeit nach noch in der Gefangenschaft oder gleich nach seiner Rückkehr aus derselben schrieb. Im Jahre 1762 wurde von Paderborn für die Fortsetzung des Krieges eine neue Mannschaft geworben, welche im April des folgenden Jahre aus dem Felde zurückkehrte und ein Geschützstück wieder mitbrachte. Von ihren Verrichtungen ist sonst nicht näheres bekannt; auch darf man wohl nicht bedauern, dass die Nachrichten darüber der Vergessenheit anheim gefallen sind.
G. J. Rosenkranz
Uniform im Siebenjährigen Krieg
- Dunkelblauer Rock mit messingnen Knöpfen
- Rote Rabatten, weiß paspeliert
- 7 Knöpfe auf den Rabatten rechts wie links, zwei Knöpfe unter der rechten und zwei Knopflöcher unter der linke Rabatte.
- 3 Knöpfe an den Rocktaschen
- rote Aufschläge, weiß paspeliert, und mit zwei weißen Litzen darüber
- rote Schoßumschläge
- Schwarze Halsbinde
- Weißes Kamisol mit messingnen Knöpfen
- Weiße Kniehosen
- Schwarze Gamaschen mit messingnen Knöpfen
- Schwarzer Dreispitz mit weißer Borte und weißem Puschel
Über die Uniform der Offiziere, Unteroffiziere, Grenadiere, und Musiker liegt keine Information vor. In der Gudenus-Handschrift von 1734 findet sich ein Grenadier mit Grenadiermütze preußischen Typs, weißem Puschel, blauem Kamisol und blauen Hosen. Zur Leibfahne und den Kompaniefahnen ist nichts bekannt.
Bataillonsartillerie im Siebenjährigen Krieg
Lieutenant Thelen, zwei Stückjunker, sechs Feuerwerker, und 27 Konstabler, sowie die gesamte artilleristische Ausrüstung für die beiden 4-pfündigen Bataillonsgeschütze, mit Ausnahme der Geschützrohre, wurden von Münster gestellt. Ein Geschütz ging 1761 bei Saalfeld verloren.
Bibliographie
- Gudenus, Philipp Franz Freiherr von: Reiter, Husaren und Grenadiere (Dortm. 1979)
- Mürmann, Franz: Das Militärwesen des ehemaligen Hochstiftes Paderborn seit dem Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Müster 1938)
- Pengel & Hurt: The Reichsarmee. Organisation, Flags & Uniform Supplement, 1756–1762 (Birmingham 1983)
- Rosenkranz, Georg Josef: Das Paderbornsche Bataillon im Siebenjährigen Kriege. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde. Band 11, 1849
- Steiner-Welz, Sonja: Mannheim als Festungsstadt, Band 2: Die Deutsche Reichsarmee 1757–63 (Mannh. 2006)