Patrouille

Patrouille russischer Husaren, 15 mm Figuren Hinchliffe.

Patrouille (franz., spr. ≈trullje), kleine Abteilung von größeren Truppenkörpern, zum Aufsuchen und Beobachten des Feindes entsandt; s. Sicherheitsdienst. Patrouillen werden von einem Detachement oder einer Wache abgeschickt, um sich von irgend einer Sache, die man zu wissen für nötig findet, aber nicht weiß, genau zu übereugen. Daher sind Patrouillen im Allgemeinen zweierlei: 1) Patrouillen im Frieden, in der Garnison; 2) Patrouillen im Feld, vor dem Feind.

Die Patrouillen in der Garnison werden gewöhnlich des Nachts aus dreierlei Ursachen abgeschickt, und bestehen gewöhnlich aus 1 Unteroffizier oder Gefreiten und 2 Mann: 1) um die verschiedenen Wachen in einer Garnison mit einander in Verbindung und, so wie die ausgestellten Posten, aufmerksam zu erhalten; 2) um entstandene Händel zu schlichten; 3) um Militärpersonen vom nächtlichen Herumlaufen abzuhalten.

Patrouille französischer Grenadiere, 1:72 Figuren Italeri.

Die Patrouillen im Krieg haben mehrere verschiedene Zwecke: 1) um sich von dem Dasein des Feindes in einer Gegend zu überzeugen, dessen Stärke zu wissen, seine Ankunft früher zu erfahren, von der Ausstellung der feindlichen Vorposten sicher Nachrichten einzuziehen, ihm zum Zweck des Überfalls sein Feldgeschrei abzuhorchen usw., und dies sind die sogenannten Schleichpatrouillen. 2) Um sich die Kenntnis des Geländes zu verschaffen, um Dörfer und andere Défilés, Wälder und Gebüsche abzusuchen; dies sind Rekognoszierungspatrouillen. Hierzu gehören auch die Seitenpatrouillen, und die Blänker, welche dazu bestimmt sind, ein im Marsch begriffenes Detachement vor plötzlichen Anfällen des Feindes, vor Verstecken usw. zu sichern; 3) Um geheime oder ungewöhnliche Aufträge auszuführen. 4) Um innerhalb unserer Vorpostenkette die ausgestellten Posten zu visitieren. Von den Patrouillen zu den beiden ersten Zwecken wird in ihren Artikeln gehandelt. Hier bleiben noch die beiden letzteren Arten der Patrouillen übrig.

Zu den geheimen und ungewöhnlichen Aufträgen, mit denen man Patrouillen abschicken kann, gehören das Aufheben von feindlichen Generalen, Kurieren, Spionen, Posten, Transporten; Erhebung von Brandschatzungen, Wegnahme von Magazinen, Zerstören von Brücken usw. Zu einem Teil dieser Unternehmungen wird man am besten Kavallerie, zu den übrigen lieber Infanterie gebrauchen können. Vorzugsweise muss man aber hierzu nur solche Leute auswählen, auf deren Ausdauer, Träue, Entschlossenheit und Verschwiegenheit man sich unter allen Umständen ganz besonders verlassen kann. Daher kann man sich hierbei auch aller Arten von Verkleidungen, um sich Nachrichten zu verschaffen, als Mittel zum Zweck bedienen, welches aber Niemanden zu übertragen sein dürfte, der nicht Kenntnis der Landessprache, sehr viel Gewandtheit und Verstand, und ein ernstes und gesetztes Gemüt besäße.

Die Visitierpatrouillen, oder diejenigen Patrouillen, welche bloß innerhalb der Vorpostenkette die einzelnen Posten, so wie die kleineren Piketts zu visitieren haben, sollen sich von der Munterkeit der ausgestellten Schildwachen und Feldwachen überzeugen, Nachlässigkeiten derselben verbessern und anzeigen, Belehrungen erteilen, wo es nötig ist, usw. Sie werden nach Maßgabe der Umstände von Offizieren oder tüchtigen Unteroffizieren geführt, und sind 2, 4 bis 8 Mann stark. Sie müssen dabei horchen, ob Annäherungen von feindlichen Patrouillen zu entdecken sind, alles anrufen und examinieren, was sie begegnen oder beschleichen, sogleich dahin eilen, wo ein Schuss fiel, oder wo die Entdeckung des Feindes ihre Gegenwart erfordert, Meldungen über wichtige Ereignisse sogleich an die Feldwache abschicken, bis zur Rückkehr des Abgesendeten aber bei dem Posten bleiben, und mit ihm gemeinschaftliche Sache machen; diese, wenn der Feind angreift, sammeln, und so führen, dass die Feldwache dadurch unterstützt wird, usw. Zu allen diesen Forderungen haben solche Patrouillen die Bekanntschaft mit dem Terrain für sich, und werden, wenn sie so still und vorsichtig wie möglich zu Werke gehen, der Feldwache wesentliche Dienste leisten. Sollen solche Patrouillen auch vor der Postenkette patrouillieren, so wird man sie etwas stärker geben.

1) Die Patrouillen, welche innerhalb der Vorposten bleiben, sind 1 Unteroffizier oder Gefreiter und 2 bis 4 Mann stark. Der Führer hat die Tete, die Mannschaft folgt auf 30 Schritt, damit sie noch zum Schuss kommen kann, wenn der Führer unerwartet auf den Feind stößt. 2) Bei den Patrouillen, welche vor der Chaine der Vorposten gehen, hat ein Mann die Tete, der Führer mit dem Trupp folgt auf 20 bis 100 Schritt, nach Maßgabe der Finsternis oder des Terrains, und auf derselben Distanz folgt hinter dem Trupp wieder ein Mann. Der Vorderste muss sich oft umsehen, damit er nicht von den Folgenden abkommt; von dem Trupp des Führers visitieren 2 Mann rechts und links die Gebüsche. Diese Patrouillen entfernen sich von der Chaine der Vorposten im durchschnittenen Terrain auf 100 bis 200; im ebenen etwa auf 600 Schritt.

Bestehen sie aus Kavallerie, so können sie sich jedoch, wenn es nötig ist, mehrere Stunden weit entfernen, und dann gelten für sie die Regeln der Rekognoszierungspatrouillen. – Beide Arten der Patrouillen entfernen sich so weit zur Seite, dass sie noch einen Teil der Posten der nebenstehenden Feldwache antreffen; dadurch wird auch das Terrain zwischen zwei Feldwachen mit durchsucht, und die Vedetten werden gezwungen, mehr auf ihrer Hut zu sein. Gewöhnlich wird mit den abgelösten Vedetten ebenfalls eine Patrouille gemacht, und diese werden in 2 Abteilungen geteilt; mit der ersten Abteilung macht gleich nach der Ablösung ein Unteroffizier die erwähnte Patrouille vor der Front der Vedetten, um den etwa daselbst versteckten Feind, welcher bei der Ablösung den Standort der Posten wahrnehmen wollte, zu entdecken. Mit der zweiten Hälfte wird etwa eine halbe Stunde später, innerhalb der Chaine eine Patrouille gegangen. Alles dieses gilt sowohl bei der Infanterie wie Kavallerie.

Begegnen sich zwei Patrouillen, so ruft die zuerst an, welche die andere zuerst erblickt. Die Spitze der Patrouille, oder, wenn es der Führer derselben ist, dieser, ruft: „Halt!“ Steht die andere Patrouille hierauf nicht, so ruft er noch einmal: „Halt!“ und wenn sie dann noch nicht steht, so gibt er Feuer, und zieht sich auf seinen Haupttrupp zurück. Dieser greift nun den Feind an, wenn er nicht allzu stark ist, weil er immer von den nahe stehenden Posten Hilfe erwarten kann; im Gegenteil aber feuert er auf den Feind, um hierdurch Alles zu alarmieren, und zieht sich auf einem anderen Weg als die Patrouille gekommen ist, auf die Feldwache zurück. – Steht aber die ankommende Patrouille auf Halt, so ruft die Spitze „Werda!“ Auf die Antwort „Patrouille“ heißt es: „Ein Mann vor, die übrigen kehrt!“ Nachdem die Losung gewechselt ist, geht der Führer der angerufenen Patrouille bis ganz nahe an den, welcher angerufen hat, und gibt ihm auf die Forderung desselben: »Feldgeschrei!« das Wort ganz leise. Sollte die Losung oder das Feldgeschrei falsch sein, und der Feind in dem Ankommenden nicht geradezu erkannt werden, so muss man sich mit Vorsicht zu verständigen suchen; im Gegenteil aber muss er sogleich niedergeschossen werden. In jedem Fall muss aber die Losung richtig gewechselt worden sein, ehe das Feldgeschrei gefordert und gegeben wird; sollte einer von beiden Teilen sie zu geben vergessen, so muss er daran durch den Zuruf: »Losung!« erinnert werden.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)
Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe