Die preußische Berichterstattung an Wellington vor der Schlacht bei Ligny

Von Julius v. Pflugk-Harttung

Bekanntlich gehen die Ansichten über den Feldzug von 1815 und viele seiner Einzelheiten weit auseinander. Eine der Streitfragen ist, in wiefern Wellingtons Verhalten zu der Niederlage der Preußen bei Ligny beigetragen hat. Hierbau handelt es sich um verschiedene Dinge: um die etwaige Zusage, welche der englische Feldherr dem preußischen Hauptquartiere vor Beginn der Schlacht gegeben, inwiefern er durch seine Depeschen an Blücher falsche Unternehmungen veranlaßte, dann wieweit sein Verhalten auf dem der Preußen beruhte, zumal auf den ihm von ihnen zugegangenen Mitteilungen. Diese Fragen sind schon unmittelbar nach der Schlacht angeregt worden. Die Anschauung des preußischen Generalstabes neigte dahin, Wellington mehr oder weniger Schuld an dem Missgeschicke beizumessen, während dieser umgekehrt den Nachrichtendienst der Preußen für ungenügend erklärte. Bezüglich der wichtigsten Depesche, die ihm am Tage vor der Schlecht bei Ligny zuging, soll er geäußert haben: „I cannot tell the world, that Blücher picked the fattest man in his army, to ride with an express to me, and he took thirty hours to go thirty miles“1. Auf die ihm vielfach ungünstige Darstellung des Krieges durch General von Clausewitz fühlte der englische Feldmarschall sich veranlaßt, noch im Jahre 1842 durch eine eigene Schrift zu erwidern, durch das: Memorandum on the battle of Waterloo.2

Über das Gespräch auf der Windmühle von Brye habe ich in diesem Jahrbuche XXIII, 80–97 gehandelt, die übrigen Wellington bereffenden Dinge finden sich in meinem Buche: Vorgeschichte der Schlacht bei Belle Alliance, Wellington (1903) eingehend erörtert; hier mag uns die Frage nach den Mitteilungen beschäftigen, welche die Preußen dem englischen Herzoge über den Angriff der Franzosen am 15. Juni gemacht haben.

In den Vordergrund tritt da der General von Zieten, der Führer des I. preußischen Korps3, dessen Truppen den Stoß Napoleons am 15. auszuhalten hatten. Hat nun Zieten während dieses Tages eine oder zwei Depeschen an das englische Hauptquartier gesandt, und wann ist oder sind diese in Brüssel eingetroffen

Folgendes sind die Angaben, welche sich über Zietensche Meldungen finden.

  • 1) Brief Zietens vom 21. Januar 1819, worin er mitteilt, daß er am 15. Juni 1815 morgens 3¾ einen Bericht an Wellington gesandt habe4
  • 2) Brief Wellingtons vom Abend des 15. Juni 10 Uhr, er habe seit 9 Uhr morgens nicht von Charleroi erhalten5
  • 3) Anfrage Grolmans bei Zieten vom 19. Januar 1819, ob dieser nicht am 15. Juni 1815 bei Tagesanbruch die Nachricht vom Angriffe der Franzosen an Wellington geschickt habe, die um 9 Uhr in Brüssel eingetroffen sei?6
  • 4) Grolsmans Auffassung im Werke von Damitz, Geschichte des Feldzugs von 1815, I, 96, daß Zieten vor 4 Uhr morgens einen Feldjäger an Wellington sandte, der um 11 Uhr Brüssel erreichte.
  • 5) Mitteilung Zietens an Blücher morgens 8¼ Uhr, er werde von den Franzosen zurückgedrängt und habe hiervon Wellington benachrichtigt.7
  • 6) Angabe Müfflings in seinem Briefe an Hofmann: am 15. morgens um 9 Uhr habe Zieten ihm sein Zurückweichen aus Charleroi geschrieben.8
  • 7) Brief Blüchers an Müffling, abgesandt um 12 Uhr mittags mit der Nachricht von der Eröffnung des Feldzugs durch Napoleon.9
  • 8) Angabe Müfflings in seinen Memoiren, bei ihm sei um 3 Uhr ein Offizier Zietens eingetroffen, der die Eröffnung des Krieges mitteilte.10
  • 9) Angabe Wellingtons in seinem Memorandum, er habe den Angriff des Feindes auf das Zietensche Korps erst um 3 Uhr nachmittags erfahren.11
  • 10) Zweite Angabe Wellingtons im Memorandum, er habe die erste Nachricht durch den Prinzen von Oranien um 3 Uhr nachmittags erhalten.12
  • 11) Dritte Angabe Wellingtons im Memorandum, daß er mit Oranien zu Mittag gespeist habe und noch mit ihm zusammen gewesen sei, als Müffling mit der Nachricht des Angriffs der Franzosen auf Thuin erschien.13
  • 12) Angabe Grolsmans bei Damitz, der englische Feldherr habe die Depesche Blüchers (welche auf einen Bericht Zietens zurückging) um 4 Uhr nachmittags bekommen, gerade als er von Tische aufstand.14
  • 13) Brief Müfflings an Blücher, abends 7 Uhr, soeben treffe die Nachricht ein, daß der General Zieten angegriffen sei.15
  • 14) Erzählung Müfflings in seinen Memoiren, daß Wellington um 6–7 Uhr seine Befehle versandte. Später ging die Nachricht über die Eröffnung der Feindseligkeiten, welche Müffling bereits um 3 Uhr von Zieten zuteil geworden sei, noch einmal bei ihm seitens Blücher ein.

Schon früh müssen Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten über die erste Depesche Zietens entstanden sein, denn anders läßt sich kaum das Schreiben erklären, welches Grolman am 19. Januar 1819 an Zieten richtete. Es lautet: „Ew. Excellenz haben, nach mündlichen Nachrichten, am 15. Juni 1815 schon bei Tagesanbruch einen Kurier an den Herzog von Wellington nach Brüssel abgefertigt mit der Nachricht des Angriffs durch die Franzosen, und dieser Kurier ist auch früh um 9 Uhr zu Brüssel eingetroffen. Da nun aber von diesem Umstande keine schriftliche Notiz bey den Akten befindlich ist, so ersuche ich Eure Excellenz ganz ergebenst, wenn es seyn kann, um eine Abschrift des von Eurer Excellenz an den Herzog Wellington gemachten Rapports mit Bemerkung des Überbringers und der Zeit, wann diese Nachricht in Brüssel angekommen ist“.16 Hierauf antwortete Zieten am 21. das Folgende: „Da der Briefwechsel mit dem Feld Marschall Herzog Wellington in französischer Sprache geführt werden mußte, und da ich im Jahre 1815 keinen Offizier hatte, der der französischen Sprache so mächtig war, daß derselbe sie gut schreiben konnte, so mußte ich die ganze Korrespondenz mit dem Feld Marschall Herzog Wellington selbst führen: daher ist keine Abschrift von dem Berichte zu den Akten genommen worden, welchen ich den 15. Juny 1815 des morgens 3¾ Uhr durch den Kurier-Jäger, dessen Namen mir entfallen ist, nach Brüssel sendete“.17

Hieraus ergibt sich, dass Zieten morgens etwas vor 4 Uhr einen Bericht an Wellington mit Sonderkurier gesandt hat, der die Nachricht vom Angriffe der Franzosen enthielt. Wann der Kurier in Brüssel eingetroffen ist oder sein mag, darüber schweigt die Auskunft völlig, obwohl es Grolman gerade auf deren Beantwortung ankam. Warum sie schweigt, läßt sich nicht einmal vermuten. Zunächst dürfte die Annahme liegen, daß Zieten nicht wußte, wann die Depesche eintraf.

Grolmans Angabe, daß der Kurier um 9 Uhr Brüssel erreicht habe, steht sachlich nichts entgegen, denn nach von mir eingeholten fachmännischem Urteile lassen sich die 7⅓ [preußischen] Meilen (55 km) von Charleroi nach Brüssel auf guter Chaussée in der Frische des Morgens ganz gut mit Futterpause in 5 Stunden zurücklegen. Die Zeitbestimmung scheint überdies eine schwerwiegende Bestätigung durch Wellington selbst zu erhalten, der am Abend des 15. um 10 Uhr, also noch an demselben Tage, dem Herzoge von Feltre schrieb: „Je reçois les nouvelles, que l’ennemi attaqua les postes Prussiens ce matin à Thuin ... Je n’ai rien reçu depuis neuf heures du matin de Charleroi.“18 Dies heißt, seit heut morgen 9 Uhr habe ich nichts aus Charleroi empfangen, seit 9 Uhr ist nichts von Charleroi bei mir eingetroffen.

In ein wenig veränderter Gestalt hat Grolmans Auffassung bei Damitz I, 96, Ausdruck gefunden: „Von dem General v. Zieten wurde bereits am 15. vor 4 Uhr des Morgens ein Feldjäger an den Herzog von Wellington abgeschickt, welcher schon um 11 Uhr in Brüssel eintraf und die Nachricht von dem Angriffe der Franzosen überbrachte“. Daß diese Mitteilung auf Grolmann zurückgeht, versteht sich bei der Herstellung des Damitzschen Werkes von selber, bezeichnend ist überdies, daß in dem Grolmanschen Briefe von einem Kurier die Rede ist, wie hier von einem Feldjäger. Daneben aber finden sich Abweichungen: in dem Briefe geschieht die Absendung bei Tagesanbruch und die Ankunft um 9 Uhr, hier die Absendung um 4 Uhr morgens, also etwas nach Tagesanbruch, und die Ankunft gar erst um 11 Uhr. Diese ist kaum anders zu erklären, als daß Grolman inzwischen seine Ansicht geändert hatte, denn das Werk von Damitz erschien erst 1837, während der Brief 1819 geschrieben war, wie wir sahen.

Nun sagt Zieten, er habe die Meldung 3¾ Uhr abgesandt. Das kann nicht genau sein, denn der Angriff der Franzosen erfolgte erst etwas nach 4 Uhr, und in der ersten Depesche an Blücher berichtet Zieten: „seit 4½ Uhr sind mehrere Kanonenschüsse und jetzt auch Gewehrschüsse auf dem rechten Flügel gefallen“.19 Leider ist nicht angegeben, wann diese Nachricht abgesandt ist, doch kann es nach dem Wortlaute kaum viel vor 5 Uhr gewesen sein. Da erscheint dann aber durchaus unwahrscheinlich, daß Zieten dem fremden Befehlshaber 1¼ Stunden früher Nachricht gegeben haben sollte als dem eigenen Hauptquartier.20 Möglicherweise hat er das erste Erscheinen der Franzosen und die Absendung der Depesche verwechselt. Von dem Inhalte derselben sagt er nichts.

Nach Damitz kam der Bericht „schon um 11 Uhr in Brüssel“ an. Worauf er, bezw. Grolmann diese Ansicht gründet, wissen wir nicht, bedenken wir aber, daß er 1819 ihn um 9 Uhr eintreffen ließ, so werden wir vermuten dürfen, daß er sie sich zurechtgelegt hat. Immerhin beruht das „schon“ auf unrichtiger Auffassung, denn von 4 bis 11 Uhr sind 7 Stunden, der Reiter hätte mithin nur 1 Meile in der Stunde zurückgelegt, während englische Generalstabsoffiziere 3 Meilen in der Stunde mit eiligen Depeschen machten.21

Hätten wir nichts weiter, als die bisherigen Nachrichten, so könnte man annehmen: morgens zwischen 4 und 5 Uhr sandte Zieten die Nachricht vom Angriffe der Franzosen an Wellington, die gegen 9 Uhr bei diesem Eintraf. Aber nun besitzen wir, wie bereits oben gesagt, noch vielfach andere Angaben, und mit ihnen beginnen die Schwierigkeiten.

Eine Meldung Zietens an Blücher bietet folgenden Wortlaut:22

Der Feind hat sich bereits in den Besitz von Thuin gesetzt, und die diesseitigen Vorposten bis Montigny-Lestigneis zurückgedrängt. Auf dem linken Ufer der Sambre dringt er ebenmäßig vor. Er ist zu stark, um sich in einzelne hartnäckige Gefechte einzulassen, daher sich die erste und zweite Brigade bis in die Linie von Gosselies und Gilly werden zurückbegeben müssen.

Napoleon ist selbst zugegen mit seinen sämtlichen Garden, daher ernsthafte Absichten seinerseits auf diesem Punkte zu vermuten sind.

Der Feind zeigt besonders viel Kavallerie. Die Truppen, die Thuin verteidigt haben, haben viele Blessierte.

Den Herzog von Wellington habe ich hiervon benachrichtigt und ihn ersucht, sich nunmehro bei Nivelles zu konzentrieren, welches derselbe nach einer gestern von General v. Müffling erhaltenen Nachricht tun will.

Hauptquartier Charleroi, d. 15. Juny 1815.
Morgens 8¼ Uhr.

Nach einer soeben eingehenden Meldung dringt der Feind bis jetzt auf der Straße über Nalines (Nalinnes) nicht weiter vor.

Zieten.

Eine Vergleichung des Inhaltes, des Wortlautes und der Zeitumstände lehrt, daß diese Mitteilung um 12 Uhr in Namur war und Blücher veranlaßte, an Müffling zu schreiben, daß die Feindseligkeiten um 4½ Uhr vom Feinde eröffnet seien, der auf beiden Ufern der Sambre vordringe. Es solle Bonaparte mit den Garden sein. Zieten habe den Auftrag, womöglich nicht weiter als bis Fleurus zurückzugehen, wo Blücher gesonnen sei, die Schlacht anzunehmen. Müffling möge mitteilen, wann und wo Wellington sich konzentriere und was er beschlossen habe.23 Der letzte Satz zielt auf Zietens Angabe, er habe den Herzog ersucht, sich bei Nivelles zu konzentrieren. – Diese Weisung traf um 4 Uhr in Brüssel ein.

Nun besitzen wir aber nicht bloß den Brief, den Zietens Meldung in Namur bewirkte, sondern auch die Antwort Müfflings an Blücher. Sie lautet:24

„Soeben trifft hier die Nachricht ein, daß der General Lieutnant v. Zieten angegriffen ist.

Der Herzog Wellington hat befohlen, daß alles sich auf dem Rendevouz sammelt, und der Prinz von Oranien soll ihm berichten, ob Kolonnen auf Nivelles gesichtet sind, denn entweder der Feind geht längst der Sambre, um sich mit Kolonnen zu vereinigen, welche von der Gegend von Givet kommen, oder er greift bey Fleurus an, und dann ist es wahrscheinlich, daß er auch bei Nivelles angreift.

Sobald der Mond aufgeht, setzt sich die Reserve in Marsch, und wenn der Feind nicht bey Nivelles zugleich angreift, so wird der Herzog morgen mit seiner ganzen Macht in der Gegend von Nivelles sein, um Euer Durchlaucht zu unterstützen, oder im Fall der Feind höchstdieselben bereits angegriffen hätte, nach einer zu nehmenden Abrede, gerade in seine Flanque oder in seinen Rücken zu gehen.

Ich glaube, Euer Durchlaucht werden mit dieser Erklärung und Tätigkeit des Herzogs zufrieden sein. Ich hoffe, daß wir am 17. Victoria schießen können.

Brüssel, den 15. Juny 1815
7 Uhr Abend.
v. Müffling.“

Ein Bleistiftvermerk: „An Blücher. Namur.“

Lassen wir den Hauptinhalt des Briefes bei Seite, so steht hier zunächst: „Soeben trifft hier die Nachricht ein, daß der General Lieutnant v. Zieten angegriffen sei.“ An sich wird nur gesagt, daß die Nachricht von dem Angriffe eingetroffen sei, sie könnte also auch auf andere Weise als durch Zieten selber nach Brüssel gelangt sein, da wir aber dessen bestimmte Angaben besitzen, daß er geschrieben und dabei um Konzentrierung bei Nivelles ersucht habe, so kann kein Zweifel obwalten, daß mit obiger „Nachricht“ die Meldung Zietens gemeint ist. Hiervon heißt es um 8¼ Uhr: „Den Herzog habe ich benachrichtigt“; die Benachrichtigung muß also bereits vorher geschehen sein. Nun aber schreibt Müffling abends 7 Uhr, nachdem schon um 4 Uhr der Blüchersche Brief eingetroffen war, soeben triff Zietens Meldung ein. Bei dieser Wendung kann man kaum weiter als bis 6 Uhr zurückgehen: die wichtige Depesche Zietens wäre mithin 10 Stunden unterwegs gewesen, obwohl sie bei normaler Sachlage ganz wohl in 5 Stunden eintreffen konnte. Da wir nun aber den unmittelbar aus den Ereignissen entspringenden Brief Müfflings besitzen, so müssen Verzögerungen eingetreten sein, die wir nicht kennen. Jedenfalls können wir nicht umhin, die Meldung aus Charleroi gegen 6 Uhr Wellington bekannt werden zu lassen. Nach derselben hat zwischen ihm und Müffling augenscheinlich eine Beratung stattgefunden, als deren Niederschlag der mitgeteilte Müfflingsche Brief und Wellingtons erste Marschbefehle erscheinen, welch’ letztere zwischen 7 und 8 Uhr ausgegeben wurden.25 So hätte die Sache nichts Bedenkliches, wenn sie nicht den Worten widerspräche, welche Wellington an den Herzog von Feltre schrieb, daß er seit 9 Uhr morgens nichts aus Charleroi gehört hätte.

Wir müssen uns deshalb nach weiterem Material umsehen. Da zieht zunächst Müffling das Auge auf sich, der in seinen Memoiren folgende Darstellung gibt (S. 228): Am 15. sendete Zieten einen Offizier an Müffling ab, der um 3 Uhr in Brüssel eintraf und die Eröffnung des Krieges mitteilte. Daraufhin begab sich Müffling zu Wellington, der noch keine Nachrichten von seinen Vorposten bei Mons hatte. Der Preuße stellte die Frage: ob und wo der englische Feldherr seine Armee zusammenziehen werde, da Blücher sich infolge der Zietenschen Meldung bei Ligny konzentrieren werden, oder bereits diese Stellung bezogen habe. Was Zieten Müffling meldete, ist nicht gesagt. Dagegen erzählt Müffling in seinem Briefe an Hofmann: „Am 15. morgens um 9 Uhr hatte mir Zieten aus Charleroi geschrieben, er werde nur Schritt vor Schritt zurückgehen, um der Armee Zeit zur Versammlung zu geben“. Der Militärbevollmächtigte weist hiermit auf jenes zuletzt besprochene Schreiben, welches zwischen 8 und 9 Uhr abgegangen ist; es wird sich um daselbe handeln, welches er um 3 Uhr eintreffen läßt. In diesem Fall wäre die Meldung 6 Stunden unterwegs gewesen, was etwas lang erscheint, aber immerhin bei der großen Mittagshitze sehr gut möglich ist.

Die Angaben Damitzens: 11 Uhr, paßt nicht zu diesem Briefe, denn in 2 bis 2½ Stunden ließ sich die Strecke Charleroi nach Brüssel nicht zurücklegen. Auch damit erreichen wir nichts, wenn wir den Satz: „um 9 Uhr hatte mir Zieten geschrieben,“ in dieser Weise auffassen, daß Müffling nicht den Abgang des Briefes, sondern dessen Ankunft meinte.

Inhaltlich ergänzt die Aussage des Müfflingschen Briefes die der Müfflingschen Memoiren. Dazu aber paßt durchaus nicht, daß Müffling dem Herzoge gesagt haben will, Blücher konzentriere sich bei Ligny oder sei dort schon konzentriert. Woher hatte Müffling diese Wissenschaft? Der Plan zur Schlacht bei Ligny wurde überhaupt erst an diesem Tage in Namur festgesetzt, jedenfalls kannte Zieten ihn nicht um 9 Uhr in Charleroi, konnte ihn mithin auch nicht melden.

Müffling läßt nun den Herzog auf seine Frage erwidern: „Wenn alles so ist, wie es Zieten ansieht, so konzentriere ich mich auf meinem linken Flügel, und stehe dann à portée, mich in Gemeinschaft mit der preußischen Armee zu schlagen.“ Danach müßte also Zieten doch wohl die Meldung von der Vereinigung der Preußen gemacht haben, und Wellington beantwortete dies nun mit der Angabe, wo er seinerseits das Heer zusammenziehe. Wellington fährt dann fort, daß er alles beordern werde, sich bereit zu halten, auch das in Reserve stehende Braunschweigische Corps und eine leichte Kavallerie-Brigade sich sofort in Marsch gegen Quatre-Bras zu setzen. Dies entspricht nun wieder in keiner Weise den Tatsachen. Müffling läßt den englischen Feldherrn jene Äußerung etwa 3½ Uhr nachmittags tun, aber erst nach 7 Uhr gab derselbe seine ersten Sammelbefehle und vor Mitternacht dann den Nachtragsbefehl, beide kannten aber den Ort Quatrebras gar nicht, den Wellington noch durch Zieten gedeckt wähnte. Der Nachtragsbefehl verlangte durch die Konzentrierung bei Nivelles sogar eine völlige Entblößung von Quatrebras. Erst am nächsten Morgen gegen 5 Uhr gab der Herzog dem Generale Dörnberg die entscheidende Weisung, daß die Reserven nach Quatrebras marschieren sollten.26 Hier berichtet Müffling also nachweislich Falsches; sein Gedächtnis täuschte ihn: er verschob späteres nach vorn.

In seiner Erzählung fährt Müffling dann fort: „Die Befehle (Wellingtons) wurden um 6–7 Uhr expediert. Später ging dieselbe Nachricht von der Eröffnung der Feindseligkeiten, welche von Charleroi nach Namur gegangen war, von dort zum zweitenmale bei mir ein. Der Feldmarschall benachrichtigte mich von seiner Konzentrierung bei Sombreffe, und beauftragte mich, ihm schleunig Nachricht von der Konzentrierung der Wellingtonschen Armee zu geben.“ Diese Meldung ist die im Wortlaut erhaltene und oben erwähnte.

Augenscheinlich erfuhr Müffling erst durch die Blüchersche Depesche die Ansammlung der Preußen bei Sombreffe. Erst nachdem diese ihm zugegangen war, konnte er mit Wellington darüber sprechen, erst sie befahl ihm, den Herzog wegen der Konzentrierung seiner Truppen zu befragen. Die Antwort Wellingtons in Müfflings Darstellung gehört also gar nicht zu der Zietenschen, sondern zu der Blücherschen Meldung. Dem steht bei einem so ungenauen Berichterstatter nicht entgegen, wenn er von letzterer sagt: „Ich teilte dies sofort dem Herzog mit, der mit den Anordnungen des Feldmarschalls ganz einverstanden war. Der Herzog konnte sich jedoch nicht entschließen, seine Konzentrierung zu bestimmen, ehe er die erwartete Nachricht von Mons habe.“ Genau betrachtet, ist dies ganz dasselbe, was Müffling den englischen Feldherrn vorher sagen ließ. Ob er seine Anfrage wegen der Konzentrierung absichtlich vor die Blüchersche Depesche gesetzt hat, um seine vorschauende Einsicht darzutun, oder ob es auf falscher Erinnerung beruht, läßt sich nicht angeben, unwahrscheinlich ist ersteres keineswegs.27

Wann der Blüchersche Brief ankam, wird von Müffling nicht berichtet. Nach seiner Darstellung muß man annehmen, daß es später als von 6–7 Uhr geschah. Das würde aber sachlich falsch sein, denn nach Damnitz’ und Wellingtons Angabe ist die Meldung um 4 Uhr eingetroffen.28 Man könnte deshalb geneigt sein, den Satz, der die Zeitangabe 6–7 Uhr enthält, für zwischengeschoben zu erachten, und das Wort „später“ (ging dieselbe Nachricht ein) auf die Ankunft der Zietenschen Meldung, bezw. auf das sich daran schließende Gespräch, mithin auf die Zeit von 3 bis 4 Uhr beziehen. Immerhin müßte man auf diese Weise ein künstliche Operation vornehmen, und mit dem „später“ bliebe es dann wieder etwas knapp.

Dagegen drängt sich zum Vergleiche der Brief Müfflings an Blücher auf, der von 7 Uhr datiert ist, und mit den Worten beginnt: „Soeben trifft hier die Nachricht ein, daß der General Lieutenant von Zieten angegriffen ist.“ Dies würde zeitlich genau paßen. Aber einmal handelt es sich um den Brief Blüchers, einmal um den Zietens. Nun ist klar, daß Müffling nicht an den Absender der Meldung, daß Zieten sich zurückziehen solle, geantwortet haben kann: soeben trifft hier die Nachricht ein, daß Zieten angegriffen ist. Es muß sich mithin um eine andere Nachricht als die Blüchersche handeln, und da bleibt nur die Zietensche übrig, denn wir kennen die Depeschen, die im Laufe des 15. zu Brüssel eintrafen.29 Es sind außer jener etwaigen Morgenmeldung Zietens nur eine Mitteilung des Generals Beer und eine des Generals Constant de Rebecque je an den Prinzen von Oranien, von denen die erstere vor 3 Uhr, die letztere nach 3 Uhr in dessen Hände kam.30 Die Depesche Dörnbergs erreichte Brüssel erst gegen 10 Uhr abends, und die zweite Meldung Constants, daß Quatrebras bedroht sei, gar erst nachts zwischen 21 und 1 Uhr. Da man nun unmöglich von einer Meldung, die um 3 Uhr eintrifft, um 7 Uhr sagen kann, sie sei soeben angekommen, so bleibt nur der obige Brieg Zietens übrig. Es muß also in den Memoiren eine Umstellung des Blücherschen und Zietenschen Schreibens erfolgt sein, ersteres hätte nicht hinter das zweite, sondern vor dasselbe eingereiht werden sollen. Dabei ist zu erwägen, daß die Memoiren jahrzehnte jünger als die Ereignisse sind, und daß der Blüchersche Brief, der zuerst in Brüssel eintraf, auf dem Zietenschen beruhte, welcher später kam, obwohl er einen viel kürzeren Weg zurückzulegen hatte. Ein äußerer Umstand, der das Versehen erklären helfen könnte.

Es bleiben nun noch die Angaben, welche der zunächst beteiligte Feldherr, welche Wellington in seinem Memorandum gemacht hat. Da heißt es: „Wellington erhielt die Nachricht vom Angriffe des Feindes auf das Zientensche Korps erst um 3 Uhr nachmittags des 15. Juni“.31 Von wem er diese Neuigkeit erhielt, ist nicht gesagt. Schon auf der nächsten Seite kommt der Herzog eingehend auf diese für ihn sehr wichtige Angelegenheit zurück. Hier sagt er, daß er die erste Nachricht erhielt vom Prinzen von Oranien, der von den Vorposten kam, um mit ihm um 3 Uhr nachmittags zu Mittag zu essen. Noch waren beide beisammen, als General Müffling erschien und den Herzog unterrichtete, daß er soeben Mitteilung über die Bewegung der französischen Armee und ihren Angriff auf die preußischen Truppen bei Thuin erhalten habe.“ Erwägt man, daß nach Damitzens Angabe der englische Feldherr „die Depesche des Fürsten Blücher um 4 Uhr nachmittags bekam, gerade als er von Tische aufstand,“32 und daß die Depesche an Müffling gerichtet war, der sie folglich dem Herzoge überbringen mußte, so kann kein Zweifel obwalten, daß Wellingtons Erzählung sich auf den Blücherschen Brief bezieht. Dagegen ließe sich geltend machen, daß derselbe kein Wort von dem Angriffe auf Thuin enthält, aber das das Memorandum im Jahre 1842 großenteils aus dem Gedächtnisse33 geschrieben ist, so kann solch’ eine Ungenauigkeit nicht weiter auffallen, Wellington nannte Thuin mit Rücksicht auf die Darstellung von Clausewitz.

Nun fährt er fort: General v. Zieten zog sich mit einem Teil seiner Truppen zurück, und war gegen 10 Uhr in Charleroi, dennoch wurde die Meldung hiervon in Brüssel erst 3 Uhr Nachmittags in Empfang genommen.34 Auch hier ist nicht gesagt, daß diese Meldung von Zieten selber herrührte. Zeitlich fällt das, was Wellington durch den Prinzen von Oranien und das was er über Zieten erfuhr, ganz zusammen, und das Müfflingsche bleibt in dessen nächster Nähe. Es sind dies Tatsachen, die bei einer so späten Schrift leicht zu Verwechslungen und Verschiebungen Anlaß gaben.

An sich erscheint natürlich sehr bemerkenswert, daß Müffling und Wellington, beide, den Termin für die Ankunft der Nachricht von oder über Zieten gleichmäßig auf 3 Uhr festsetzen. Doch dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß die Schriften dieser beiden Männer sehr spät sind, die Wellingtons, wie angegeben, von 1842, die Müfflings trägt das Vorwort vom Jahre 1844. Da nun die Abhandlung Wellingtons auf Veranlassung und im Gegensatze zu Clausewitzens Darstellung vom Kriege 1815 abgefaßt, mithin ziemlich stark Streitschrift ist, so hat natürlich der nahe beteiligte Müffling sie gelesen und kann in seiner Erzählung un in seinem Gedächtnisse durch sie beeinflußt sein. Vielleicht geht hierauf guten Teils auch seine Umstellung der Ankunft des Blücherschen und Zietenschen Briefes zurück.

Ziehen wir die Folgerung aus diesem verworrenen Durcheinander von Ungenauigkeiten und Unklarheiten, so ergiebt sich, daß Zieten zwei Depeschen abgesandt zu haben scheint, eine wie er sagt, um 3¾ Uhr morgens, über deren Ankunft nur Vermutungen vorliegen, die von 9 – 11 Uhr reichen; und eine zweite, welche vor 8¼ Uhr fortging, aber erst abends zwischen 6 und 7 Uhr in Brüssel eintraf. Diese beiden Ereignisse mit einander verglichen bietet dann aber Schwierigkeiten über Schwierigkeiten.

Zunächst erscheint befremdlich, daß alle Berichterstatter: Damitz, Müffling und Wellington nur von einer Depesche Zietens wissen. Eine Absicht hierfür gegen die Wahrheit ist bei niemand, am wenigsten bei Damitz, also Grolmann, anzunehmen. Hiermit stimmen auch die beiden Briefe von 1819 überein. In beiden ist nur von einer Meldung die Rede, was freilich eine zweite nicht ausschließt. Jedoch auch der Brief Wellingtons an den Herzog von Feltre besagt das Gleiche in den Worten: „ich erhalte die Neuigkeit, daß der Feind die Preußen diesen Morgen bei Thuin angegriffen hat. Seit heute morgen 9 Uhr habe ich nichts von Charleroi gehört“. Charleroi ist Hauptquartier Zietens, der Satz bedeutet also ziemlich dasselbe, wie: „seit heute morgen 9 Uhr habe ich nichts von Zieten gehört.“

Wie stimmt das nun aber zu dem Memorandum, wo Wellington mitteilt, daß er erst um 3 Uhr nachmittags die Kunde vom Angriffe der Franzosen und vom Zurückweichen Zietens auf Charleroi erhalten habe. Hier handelt es sich doch um ganz bestimmte Angaben, später als morgens 9 Uhr. Der Wellington vom 12 September 1842 scheint sich also zu dem vom 15. Juni 1815 in Gegensatz zu befinden. Und noch weiter, wenn Müffling abends 7 Uhr schreibt, daß soeben die Nachricht vom Angriffe Zietens eingetroffen sei, so steht auch das der Wellingtonschen Briefaussage vom gleichen Tage zwingend entgegen.

Man könnte nun meinen, Müffling habe die Kunde dem englischen Feldherrn garnicht mitgeteilt; doch das ist vollkommen ausgeschlossen. Nicht blos, daß der Militärbevollmächtigte in seinen Memoiren ausdrücklich sagt, daß er sich mit der Meldung zum Herzoge begeben habe; es versteht sich das bei Müfflings Amt ganz von selber und wird außerdem durch den Brief an Blücher bewiesen, einerseits inhaltlich, da derselbe nur von Wellingtons neuesten augenscheinlich unter dem Eindrucke der Zietenschen Mitteilung gefaßten Beschlüssen handelt, und anderseits äußerlich, da er nicht auf dem Papiere geschrieben ist, welches Müffling sonst in dieser Zeit für seine Berichte benutzte und gar noch mit dem Siegel des englischen Oberquartiermeisters verschlossen wurde.35 Dies deutet darauf, daß er den ungemein wichtigen Brie unmittelbar nach dem Gespräch mit Wellington noch in den englischen Diensträumen niederschrieb.

Das Ergebnis wäre damit, die Angabe, welche Wellington dem Herzoge von Feltre machte, ist nachweislich falsch. Nun liegt aber nicht der leiseste Grund vor, dem Vertrauten des französischen Königs, der mit dem englischen Hauptquartiere in nächster und freundschaftlicher Fühlung stand, eine unrichtige Mitteilung zu machen. Nach der Gesamtsachlage ist an eine solche gar nicht zu denken. Wir müssen deshalb fragen: lautet der Satz denn wirklich so, wie wir annahmen, läßt er sich nicht vielleicht anders erklären? Die Worte sind: „Je n’ai rien recu depuis neuf heures du matin de Charleroi“. Das heißt zunächst so, wie wir übersetzten, daß seit 9 Uhr nichts aus Charleroi bei ihm eingetroffen sei. Aber die einzige Erklärung ist es nicht; es könnte auch gemeint sein, seit 9 Uhr ist nicht von Charleroi für mich abgegangen. Damit wäre dann nicht von der Ankunft einer Meldung, sondern von deren Versendung die Rede. Es stünde hiermit, wie mit dem Briefe Müfflings an Hofmann, der berichtet: „am 15. morgens 9 Uhr hatte mir Zieten aus Charleroi geschrieben“, wo ebenfalls die Stundendatierung und nicht das Eintreffen gemeint ist. Sachlich läßt sich gegen obige Auslegung nichts einwenden, außer, daß 9 Uhr nicht genau ist, denn die Zuschrift Zietens wurde vor 8¼ verfaßt. Der Brief Blüchers ging auf dieselbe zurück, bedeutet mithin keinen neuen Zeitpunkt, und die Meldung Constant de Rebecques fußte auf einer anderen und kam auch nicht aus Charleroi.

Demgemäß konnte Wellington also abends ganz richtig an Clarke (den Herzog von Feltre) schreiben: die große Neuigkeit des Tages ist der Angriff der Preußen durch die Franzosen diesen Morgen bei Thuin, aber leider ist mir seit 9 Uhr von dem Hauptquartiere des zunächst beteiligten preußischen Korps keine weitere Meldung zu teil geworden. Zu bemerken bleibt hierbei, daß der Name Thuin nicht aus den erhaltenen preußischen Briefen stammen kann, weil er darin nicht vorkommt. Der Herzog hat ihn dem verlorenen Briefe Zietens oder der Mittagsmeldung Contants de Rebecque entnommen.36 Da inzwischen die Beratung mit Müffling und die Befehlsgabe erfolgt waren, kam es tatsächlich ganz auf das Gleiche hinaus, ob Wellington 8 Uhr, 8¼ Uhr oder 9 Uhr schrieb. Und überdies ist noch gar nicht sicher, ob Zietens Worte: „Den Herzog Wellington habe ich hiervon benachrichtigt“, so ganz genau zu nehmen sind, denn unabhängig sagt Müffling in seinem Briefe an Hofmann: „am 15. morgens 9 Uhr hatte mir Zieten geschrieben“, er gibt also genau dieselbe Zeit an wie Wellington, und jener Brief wurde augenscheinlich lange vor dem Jahre 1849 verfaßt, in welchem Hofmanns Werk erschien. Bei der Übereinstimmung dieser beiden Zeiten erscheint nicht ausgeschlossen, daß Zieten mit der Absendung noch ein wenig gewartet hat, weil jeden Augenblick neue Ereignisse eintreten konnten, führt doch auch sein Brief an Blücher ein Nachwort über eine soeben eingehende Meldung.

Auf diese Weise wäre eine der Hauptschwierigkeiten entfernt: der Abendbrief Wellingtons mit dem zweiten Morgenbrief Zietens und der Angabe im Briefe Müfflings in Übereinstimmung gebracht. Aber wie steht es dann mit Zietens Frühbrief: Wellingtons Abendangabe war ja die wesentliche Stütze für sein Eintreffen um 9 Uhr in Brüssel. Alle Darstellungen wissen nur, wie wir sahen, von einem Schriftstücke Zietens; Wellington und Müffling berichten außerdem übereinstimmend, daß sie erste nachmittags drei Uhr die früheste Nachricht vom Angriffe der Franzosen erhalten hätten. Hierzu stimmt die Tatsache, daß vom 15. Juni nicht weniger als 4 Briefe Müfflings an das preußische Hauptquartier vorliegen, welche nicht das Geringste von der Eröffnung des Feldzuges wissen, sondern noch ganz in der bisherigen Friedensüberlieferung geschrieben sind.37 Sie erforderten in ihrer Aufeinanderfolge mindestens Zeit bis 3 Uhr. Auch ein langes Schreiben Wellingtons an den Kaiser von Rußland liegt vor,38 welches zwar in den Frühstunden vor 9 Uhr, dem angeblichen Eintreffen der ersten Zietenschen Meldung geschrieben sein kann, aber doch wahrscheinlich später, im Laufe des Vormittags verfaßt wurde. Ebenfalls dürfte in Erwähnung zu ziehen sein, daß Wellington, beim Eintreffen genügender Nachrichten morgens früh, jedenfalls Sammel- und Marschbefehle für den Tag gegeben hätte, was nachmittags in der Weise nicht mehr möglich war, weil bei Ankunft der Befehle die Truppen schon in ihre Kantonnements gerückt waren. Jetzt blieb es ziemlich gleichgültig, ob er die Befehle um 4 Uhr oder um 7 Uhr erteilte.39

Nach alledem darf als sicher angenommen werden, daß Wellington des morgens keinen Bericht von Zieten erhalten hat, daß ihm nur derjenige zuging, den der preußische General morgens zwischen 8 und 9 Uhr absandte, der aber erst nachmittags zwischen 6 un 7 Uhr eintraf. Hierauf wird sich auch die angebliche Äußerung Wellingtons beziehen, daß Blücher den dicksten Mann in seiner Armee als Expreßreiter genommen habe, der für 30 englische Meilen 30 Stunden gebrauchte. In dieser Form ist sie natürlich Unsinn, die beiden Offiziere, welche Blücher am 15. sandte, gelangten während 4 Stunden vom preußischen in das englische Hauptquartier, dafür aber dauerte die Überbringung des Zietenschen Briefes in der Tat 9 bis 10 Stunden. Weil es sich hier auch um eine preußische Meldung vom gleichen Tage in derselben Sache handelte, so ist später offenbar die Zietensche und Blüchersche mit einander verwechselt. Ob Wohlbeleibtheit des Reiters zu der Verspätung beigetragen hat, läßt sich aus der Art der Quelle nicht entscheiden, so viel ist sicher, daß Zieten gerade an dem entscheidenden Morgen seine besten Reiter für den laufenden Dienst in der Front brauchte, und daß es tags drückend heiß war. An sich erscheint die Verspätung nicht gar so befremdlich, wenn wir bedenken, daß an demselben Tage drei andere Depeschen von entscheidender Wichtigkeit nicht rechtzeitig eintrafen, es sind zwei Befehle des preußischen Hauptquartiers an Bülow und die Meldung Dörnbergs an Wellington, erstere brauchten 10½ und 17 statt 5 Stunden,40 letztere wurde morgens 9½ Uhr von Mons abgesandt und erreichte erst abends 10 Uhr Brüssel.

Ist aber ein Zietenscher Frühbrief nicht eingetroffen, so muß man fragen, ob denn überhaupt ein solcher abgesendet worden. Die Grolmansche Angabe darüber ist ziemlich wertlos, weil er selber sagt, er wisse es nur aus „mündlichen Nachrichten“, und er eben anfragt, wie es damit stehe, bei den Akten befinde sich nichts.41 Schwerer fällt Zietens Antwort ins Gewicht, worin es heißt, daß er einen Bericht morgens 3¾ Uhr durch einen Feldjäger abgesandt habe. Nun sahen wir aber schon vorne, daß diese Zeitangabe falsch sein muß, daß ein Brief kaum vor 5 Uhr an Wellington abgesandt sein kann. Das widerspricht Zietens Mitteilung, wäre jedoch immer noch 3 bis 4 Stunden früher als der andere. Bedenkt man nun, daß wir sonst gar nichts über diese entscheidend wichtige Meldung besitzen, so erscheint nicht ausgeschlossen, daß Zieten sich in der Zeitangabe geirrt hat, daß er den ungefähren Beginn des französischen Angriffs mit der Absendung des Kuriers verwechselte. Gerade am 15. drängten die Ereignisse in schnellstem und bedrohlichstem Wechsel auf Zieten ein, sein Hauptaugenmerk mußte auf den Feind gerichtet sein, die Korrespondenz des Augenblicks führte er allein, er hatte nicht einmal Zeit, darüber Aufzeichnungen zu machen, und gerade im schnellen Wechsel der Zeitunterschiede pflegt das Gedächtnis am ersten zu täuschen. Wie nahe lag es da, daß er 3½ Jahre später die Folge der einzelnen Depeschen verwechselte. Die Zeitangabe an sich ist eben schon unrichtig und die Anwort an Grolman ungemein kurz und gerade in wichtigen Dingen ungenügend. Das einfachste dürfte deshalb sein, auch hier einen Gedächtnisfehler anzunehmen.

In Zietens nächster Umgebung war nichts bekannt, wie die Memoiren des damaligen Obersten v. Reiche, Zietens Generalstabschef, beweisen. In denselben heißt es (II, 157): „Ich erinnere mich nicht, ob gleichzeitig eine Meldung zum Herzog Wellington abgestattet worden; solches kann aber in bezug auf den deshalb erlassenen Befehl des Fürsten Blücher vom 5. Mai kaum bezweifelt werden.“ Man sieht, irgend einen Eindruck aht die Mitteilung nach Brüssel nicht gemacht.

Unser Ergenis bliebe demnach, Zieten hat am morgen des 15. nur eine Depesche an Wellington (Müffling) gesandt, welche zwischen 8 und 9 Uhr von Charleroi abging und zwischen 6 und 7 Uhr in Brüssel eintraf.42

Wie wir bereits vorne bemerkten, sind früh Meinungsverschiedenheiten über diese Angelegenheit entstanden. Der Brief Grolmans an Zieten wird damit zusammenhängen, und wahrscheinlich auch der Umstand, daß gerade die beiden wichtigen Meldungen: die Müfflings an Blücher und Zietens an Blücher sich nicht im Kriegsarchiv zu Berlin befinden, wo man sie zunächst erwarten sollte, sondern im Gräflich Gneisenauschen Archive zu Sommerschenburg, dies, obwohl beides nicht Schriftstücke des preußischen Hauptquartieres sind, sondern sie vielmehr an Blücher persönlich gesandt waren.

Untersuchen wir nun, was am 15. Juni außer der Zietenschen Depesche noch sonst preußischerseits an Nachrichten in Brüssel eintraf.

Den Brief Blüchers an Müffling haben wir schon wiederholt genannt. Es wurde darin die Eröffnung der Feindseligkeiten mitgeteilt, dann, daß sich die preußische Armee bei Sombreffe sammele, um die Schlacht anzunehmen, ferner wurde um Mitteilung ersucht, wo Wellington sich konzentriere und was er beschlossen habe. Das Originalkonzept dieser Zuschrift befindet sich im Kriegsarchive;43 sie wurde mittags um 12 Uhr von Namur abgesandt und durch zwei Offiziere in so eiligem Ritte überbracht, daß Müffling sie dem Herzoge schon um 4 Uhr mitteilen konnte.44

Nun ist nach dem Werke von Damitz, welches großenteils auf Vorträgen Grolmans beruht,45 im Laufe des Nachmittags noch eine zweite Depesche Blüchers abgesandt, die gegen abend in Brüssel eintraf.46 Sie enthielt nähere Angaben über die Streitkräfte des Feindes, und machte den Verlust der Sambre-Übergänge bekannt. Erhalten ist eine solche Depesche nicht. Müffling weiß in seinen Memoiren nur von einem Berichte, der er stilistisch hinter die Zeit von 6 – 7 Uhr einreiht. Er sagt von ihr: „Der Feldmarschall benachrichtigte mich von seiner Konzentrierung bei Sombreffe, und beauftragte mich, ihm schleunig Nachricht von der Konzentrierung der Wellingtonschen Armee zu geben.“47 Das kann nur der erste Brief sein, welcher diese Dinge enthielt. Jene zweite Depesche erscheint demnach nur schlecht beglaubigt, von ihr ist sonst nichts bekannt, selbst nicht im Briefjournale des Generalstabes; sie hat auch die englische Befehlsgebung in keiner Weise beeinflußt, so weit sich absehen läßt.48

Das Brief-Journal des Generalstabes des (preußischen) Armee-Kommandos bietet zum 15. Juni noch folgende Eintragung: „An den General Müffling. Wegen der Unternehmung des Feindes. Benachrichtigung über das Eintreffen des Korps bei Sombref. Annahme der Schlacht hierselbst, im Falle der Feind uns nicht auf der rechten Flanke umgeht. Von Intension des Herzogs Wellington schleunigst bekannt zu machen.“49 – Diese Depesche war augenscheinlich von größter Bedeutung, weil sie die Bewegung des Feindes von mittags bis abends zusammenfaßte und mitteilte, daß sich das I. Korps bei Sombreffe gefechtsbereit mache, daß man gesonnen sei, hier die Schlacht anzunehmen, aber befürchte, von Quatrebras her umgangen und dadurch von den Engländern abgedrängt zu werden. Deshalb ist äußert wichtig zu wissen, was der Herzog beabsichtigte.50

Dieser wichtige Brief ist nicht oder doch nicht rechtzeitig in Müfflings Hände gelangt. Als Abgangsvermerk wurde er mit „abends“ versehen; unmittelbar vor ihm stehen drei Depeschen mit der Angabe: „abends ½ 11 Uhr“ und „abends 11 Uhr“. Es ist deshalb anzunehmen, daß auch die unsrige gegen 11 Uhr verschickt wurde. Sie hätte dann bis 3 Uhr in Brüssel eintreffen können oder etwas früher, wenn sie eher Sombreffe verließ. Nun haben aber die Franzosen die Straße zwischen Sombreffe und Quatrebras und wahrscheinlich die Brüsseler Straße nördlich von Quatrebras während der Nacht gesperrt gehabt, so daß es auch einem Adjutanten Müfflings, der den umgekehrten Weg von Brüssel nach Sombreffe machen sollte, nicht gelang durchzukommen.51 Dies wird also dem Meldereiter nicht anders ergangen sein, der vom preußischen Hauptquartiere kam. Am 16. Juni erzählte Müffling, als er mit Wellington vormittags bei Quatrebras weilte: „mir war indes die Nachricht zugekommen, die preußische Armee versammele sich bei Ligny.“52 Es darf auf diese Angabe nicht allzu viel gegeben werden,53 aber immerhin ist nicht ausgeschlossen, daß diese „Nachricht“ obige Depesche war, welche ihn verspätet erreichte. Die Angabe Ligny statt Sombreffe darf bei einem so ungenauen Autor nicht weiter befremden. Wie dem nun auch sei, in Brüssel erhielt Müffling den Brief jedenfalls nicht mehr. Dies ergiebt sich daraus, daß er dessen Ankunft nicht erzählt, und nicht das Geringste sonst darüber bekannt geworden ist.

Wellingtons Zweifel am morgen des 16. bei Quatrebras,54 der Inhalt seiner Nachtragsbefehle während der Nacht vom 15. auf 16., und besonders der von zwei Briefen, die er am Abend des 15. verfaßte, beweisen deutlich, daß er nicht mehr wußte, als was die Depeschen Zietens und Blüchers und die von preußischer Angabe abhängigen niederländischen Berichte enthielten. Daß auch Müffling keine zweite oder gar dritte Depesche erhalten hat, erhärtet seine Darstellung und seine Auffassung der Sachlage.55 Die beiden etwaigen späteren Schriftstücke kommen mithin für Wellingtons Entschließung nicht in Betracht.

Das preußische Hauptquartier bildete die eine Quelle, aus der Wellington Nachrichten erhalten konnte, die zweite war, wie wir bereits sahen, die vor dem Feinde stehende Truppe, also das I. preußische Korps. Von dieser Seite ist außer dem Berichte des Generals Zieten eine Meldung des Generals v. Steinmetz, des Befehlshabers der 1. Brigade ergangen, dessen Vorposten etwas westlich von Binche sich an die des 1. niederländischen Korps schlossen. Steinmetz meldete dem in St. Symphorien auf Vorposten stehenden Generale von Merlen den Angriff des Feindes und das Zurückgehen der Preußen.56 Es geschah aber erst, als er den Rückzug wirklich antrat, mithin gegen 9 Uhr, vielleicht noch etwas später,57 und zwar von Fontaine l’Évêque, dem Sammelplatze seiner Brigade. General von Merlen sandte die ungemein wichtige Nachricht an seine Nachbargenerale von Chaisé nach Haine-St.-Pierre und an Beer nach Mons, außerdem an das niederländische Hauptquartier in Braine-le-Comte, wo der Generalstabschef General Constant sie in Empfang nahm, weil der Höchstkommandierende, der Prinz von Oranien, gerade nach Brüssel verreist war. Hier in Brüssel beim Prinzen traf dann vor 3 Uhr eine Meldung des Generals Beer ein, welche auf der Merlenschen beruhte, und nach 3 Uhr eine zweite, etwas genauerer von Constant. Erst von dem Prinzen gelangte die Kenntnis des Ereignisses zu Ohren Wellingtons, kam hier also ganz verspätet erst um 3 Uhr an.58

Vom 16. Juni liegt keine preußische Depesche vor. Wir besitzen auch keine Angabe, die auf eine solche hinweist, außer der bereits genannten Mitteilung Müfflings, daß er am Vormittage bei Quatrebras die Nachricht von der Versammlung der preußischen Armee bei Ligny erhalten habe. Möglicherweise handelte es sich hierbei um das verspätete Eintreffen der abends von Sombreffe abgesandten Meldung, vielleicht um eine Aussage des vom preußischen Hauptquartier nach Quatrebras zur Berichterstattung gesandten Majors v. Brunneck, vielleicht auch um Erzählungen der preußischen Reiterpatrouillen, welche die Verbindung zwischen der Wellingtonschen und Blücherschen Armee unterhielten. Eine entscheidende Wendung erhielten die Dinge bei der Wegkreuzung erst, als gegen 12 Uhr der Oberstleutnant Hardinge, der englische Militärbevollmächtigte im preußischen Hauptquartiere, als Vertrauensmann Blüchers und Gneisenaus eintraf und den Herzog zum Ritt nach der Windmühle bei Brye bestimmte.

Alles in allem war die preußische Berichterstattung an den englischen Feldherrn eine geringe, der Bedrohlichkeit der Sachlage kaum entsprechende. Der Grund hierfür dürfte ein doppelter gewesen sein: die unglückliche Verspätung des Zietenschen Meldereiters, dem keine weiteren folgten,59 und der Entschluß des preußischen Hauptquartieres, am 16. die Schlacht gegen Napoleon anzunehmen, und zwar unter allen Umständen, womöglich ohne wirkliche oder doch nur mit nebenwertiger Hilfe der Engländer, denn dann wäre der Sieg ein preußischer gewesen, und hätte Preußens Ansprüche auf dem Wiener Kongresse auf einen neuen, befestigten Untergrund gestellt. Wäre Bülow rechtzeitig eingetroffen, so würde Gneisenaus Ziel erreicht sein, und auch jetzt noch lag die Schlacht nicht ungünstig, weil die Preußen mit nicht unbeträchtlicher Übermacht fochten; sie wurde wesentlich durch eine schlechte Aufstellung, Blüchers Ungestüm und Truppen verloren, die zwar hingebend tapfer waren, aber den französischen Veteranen doch nicht gleichkamen. Jedenfalls verteidigend hinhalten hätte man den Kampf können und sollen, bis entweder Bülow oder Wellington Hilfe gebracht hätten.

Und auch noch ein Weiteres ergiebt sich aus unserer Abhandlung, daß Wellingtons Aufbruchsbefehl von Abends zwischen 7 und 8 Uhr infolge und mit Rücksicht auf die Zietensche Depesche gegeben ist. Zieten ersucht den Engländer, seine Macht bei Nivelles zusammenzuziehen, auf dieses Ziel lautete dessen Weisung an seine Truppen.

Es ist demnach nicht gerechtfertigt, Wellington wesentliche Schuld an dem Ereignisse von Ligny beizumessen. Hätte Blücher die Schlacht gewonnen, statt verloren, würde niemals ein derartiger Gedanke aufgetaucht sein.

Hinweise

  1. Siborne, Waterloo Letters 2. De Bas, Prins Frederik der Nederlanden en sijn Tijd III, 549, Vergl. meine Abhandlung: General Napiers Brief, in meiner Vorgeschichte der Schlacht bei Belle Alliance 221.
  2. Supplementary Despatches etc. of Field Marshal Arthur Duke of Wellington. X, 513–31
  3. Vergl. über ihn: Allgemeine deutsche Biographie, Band 43, S. 20-25 und meinen Aufsatz in der Armee I, 15.
  4. Kriegsarchiv in Berlin VI Bl. 7 II p. 2. Vergl. unten
  5. Dispatches XII, 473
  6. VI Bl. 7 II p. 1. Vergl. unten
  7. Gneisenausches Archiv in Sommerschenburg, A 48 S. 32. Vergl. meine Vorgeschichte der Schlacht bei Belle Alliance, Wellington 45.
  8. Hofmann, Zur Geschichte des Feldzuges von 1815, S. 120.
  9. Ollech, Geschichte des Feldzuges von 1815, S. 99; meine Veröffentlichung in den Neuen milit. Blättern 1902, S. 202, und meine Vorgeschichte der Schlacht bei Belle Alliance 53.
  10. Müffling, Aus meinem Leben. S. 228.
  11. Suppl. Desp. X, 524, Vergl. meine Vorgesch. 50.
  12. Suppl. Desp. X, 525
  13. Ebenda.
  14. Damitz 1, 103.
  15. Geneisenausches Archiv, A. 40 S. 93. Vergl. meine Vorgesch. 55.
  16. Akten VI Bl. 7 II, S. 1 im Kriegsarchiv
  17. Ebenda, S. 2. Merkwürdigerweise finden sich diese beiden Briefe nicht in dem Aktenstücke, welches nach seiner Aufschrift die Korrespondenz mit Wellington enthält, VI, C. 3, sondern in dem, welches betitelt ist: Relationen der Truppenteile des I. Armeekorps (VI, Bl. 7 II), wo sie niemand vermutet, weil hier sonst nur Berichte der einzelnen Truppenteile des I. Korps gegeben sind.
  18. Disp. XII, 473
  19. Ollech 96
  20. Bei obigem Briefe Zietens and Blücher sagt Ollech 96: „Eine ähnliche Benachrichtigung sandte Zieten nach Brüssel“. Das deutet darauf, daß auch er nichts Näheres gewusst hat.
  21. Müffling, S. 214.
  22. Gneisenausches Archiv, A. 48, p. 32. Vergl. meine Vorgeschichte 49.
  23. Neue milit. Blätter 1902, S. 202. Vergl. Vorgesch. 53.
  24. Delbrück, In Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde. XIV, S. 658. Unser Abdruck erfolgt nach dem Originalbriefe im Gneisenauschen Archive. A. 40, S. 93. Vergl. Vorgesch. 55.
  25. Vergl. Vorgesch. 56 ff., 64, 74
  26. Dörnbergsches M. S., II, VI, Bl. 58, im Kriegsarchive; gedruckt in meiner Vorgeschichte der Schlacht bei Belle Alliance 291 ff. Näheres über die britischen Befehle und ihre Gründe in meiner „Vorgeschichte der Schlacht bei Quatrebras“ in Neuen milit. Bl. 1902, S. 213 ff. und in der Vorgesch. „von Belle Alliance“ 74 ff.
  27. Näheres über die Ungenauigkeiten und Entstellungen dieser Schrift bietet die Abhandlung: Müfflings Memoiren in meiner Vorgeschichte 267–76
  28. Gegen 6 Uhr traf ein englischer Offizier die beiden preußischen Adjutanten, welche die Depesche überbracht hatten, lustwandelnd im Parke von Brüssel. Militär. Wochenblatt 1846, S. 54. An die zweite Depesche, von der Damitz berichtet, ist nicht zu denken, weil ihr Inhalt augenscheinlich ein anderer war.
  29. Vergl. meine „Vorgeschichte der Schlacht bei Quatrebras“, in den Neuen milit. Blättern 1902, S. 199 ff.
  30. Vergl. die Abhandlung: Die niederländischen Meldungen vom Angriffe der Franzosen, in meiner Vorgesch. 194 ff.
  31. Suppl. Desp. X, 524
  32. Damitz (also Grolman) I, 103.
  33. Suppl. Desp. X, 513
  34. Suppl. Desp. X, 523: „yet the report thereof was not received at Bruxelles till three o’clock in the afternoon“.
  35. Vergl. darüber auch Delbrück in: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde XIV, 668. Er muß noch die ganze Adresse gesehen haben, denn er gibt an, sie sei mit drei Kreuzen (dem Zeichen der Eile für die Ordonnanz) und mit „immediate“ versehen. Jetzt ist das hintere Blatt mit der Adresse abgeschnitten, nur ein Teil des englischen Siegels blieb, auf dem man noch liest: „Master generals“. Delbrücks absprechenden Folgerungen stimmen wir nicht bei. Vergl. unserer Vorgesch. 56 ff.
  36. Neue milit. Blätter, S. 201; Vorgesch. 50 f.; 200 ff.
  37. Einer im Kriegsarchive, von mir gedruckt in den Neuen milit. Blättern 1902, S. 197; die anderen drei im Gneisenauschen Archive, A. 40; alle sind gedruckt in Vorgesch. 47, 332 ff.
  38. Disp. XII, 470; daß es für den Kaiser von Rußland ist, beweist der eine Müfflingsche Brief.
  39. Näheres: Vorgesch. 249.
  40. Vorgesch. 264.
  41. Die Angabe von Damitz geht auf Grolmann zurück, wie wir sahen.
  42. Vgl. hier Vorgesch. 55 ff.
  43. Das Konzept scheint von Grolman geschrieben und von Gneisenau hastig im Datum unterfertigt zu sein. Es ist enthalten in dem Aktenstücke: „Meldungen über den Feind nebst Korrespondenz mit dem englischen Hauptquartiere und den Generalen der Armee über die Operationen von 1815“. VI, C. 3, Vol. II. Ungenau gedruckt bei Ollech, Geschichte des Feldzuges von 1815, S. 99, besser in meiner „Vorgeschichte der Schlacht bei Quatrebras“, in den Neuen milit. Blättern 1902, S. 202 und Belle Alliance 53
  44. Milit. Wochenblatt 1846, S. 54; Suppl. Disp. X, 524; Damitz I, 103.
  45. Geschichte des Feldzugs von 1815. I, 103; Siborne, Waterloo campaign I, 79 entnahm seine Angabe augenscheinlich nur aus Damitz
  46. Bei den langen Sommertagen würde man etwa 9 Uhr annehmen müssen, eine Zeit, zu der der Herzog im Parke von Brüssel spazieren ging
  47. Aus meinem Leben 229.
  48. An sich ist die Annahme nicht ausgeschlossen, daß obiger Bericht den Wellingtonschen Nachtragsbefehl beeinflußt hat, doch widerspricht dem die bestimmte Angabe Müfflings, daß der englische Feldherr seine Ordres auf grund der Dörnbergschen Meldung erließ, was auch sachlich alles für sich hat. (Müffling, Aus meinem Leben 229.) Vgl. meine Vorgeschichte 55.
  49. VI, D. 9, im Kriegsarchive. Vgl. meine Vorgesch. 63.
  50. Merkwürdigerweise weiß Damitz nichts von diesem Briefe. Man könnte deshalb geneigt sein, seine Angabe als Verwechslung anzunehmen, doch spricht dagegen der Inhalt und die Zeit.
  51. Hofmann, Zur Geschichte des Feldzus von 1815, S. 118. Näheres in meiner Vorgeschichte 131.
  52. Müffling 230.
  53. Vorgeschichte 147, 156, 273.
  54. Hofmann 120; Vorgesch. 146.
  55. Wir haben Müffling freilich als vielfach unzuverlässigen Schriftsteller kennen gelernt, doch lag kein Grund vor, eine Depesche seines Hauptquartiers zu verschweigen.
  56. Milit. Wochenblatt 1845, S. 11.
  57. Im Tagebuche des I. Armeekorps (Kriegsarchiv VI, Bl. 13) heißt es, daß sich die 1. Brigade bis 9 Uhr morgens versammelte und dann den Rückzug antrat. Vergl. auch die Einzelberichte in VI, Bl. 7 und Reiche, Memoiren II, 167.
  58. Über diese Dinge näheres in meiner Abhandlung, Die niederländischen Meldungen vom Angriffe der Franzosen, in Vorgesch. 198 ff.
  59. Zieten ließ es mit der einen Meldung bewenden, hätte er eine zweite und dritte, etwa auch durch Offiziere statt durch Unteroffiziere gesandt, würde sich die Sachlage anders gestaltet haben. Vergl. auch Vorgesch. 64 ff.

Feldzüge, Schlachten und Ereignisse der Napoleonischen Kriege