Pulverfarben?! What?!
Pulverfarben sind neuerdings der letzte Schrei (der Verzweiflung?). Wer als Modellbahner, Modellbauer oder Figurenmaler etwas auf sich hält, fabuliert im Internet gerne von „Pulverfarben“, „Alterung mit Pulverfarben“, bzw. denglish „Weathering mit Pulverfarben“, und so weiter. Händler bieten gar „5 Pulverfarben je 3g: 5 Pigmentfarben je ca. 3g„ an, also was denn jetzt: „Pulverfarben“ oder „Pigmentfarben“? Wir sind verwirrt.
Sogar der Duden kapituliert bei der Frage nach „Pulverfarben“: „Meinten Sie kupferfarben, malvenfarben oder silberfarben?“ – und keines der uns vorliegenden Wörterbücher oder Lexika hat je von „Pulverfarben“ berichtet. Die deutsche Sprache kennt den Begriff nicht.
Nach umfangreicher Recherche werden wir endlich im Internet fündig. Ein Anbieter von „Pulverfarben“ für die Modellbahn schreibt auf seiner WebSite „Pigmentpulver, auch Pulverfarbe genannt …“. Aha! „Pulverfarben“ sind also nichts anderes als Pigmente. Man darf sich fragen, warum mit der Wortschöpfung „Pulverfarben“ ein neues Produkt, ein womöglich revolutionäres Malverfahren suggeriert werden soll, wenn es doch einfach nur Pigmente sind?!
Pigmente sind billiger als „Pulverfarben“
Pigmentum (lat.) wird seit gut 2,6 Millionen Jahren von Künstlern und Malern verwendet. Schön, dass jetzt sogar der durchschnittliche Modellbau-Zivilist in den Genuss von Pigmenten kommt, wenn auch auf dem teuren „Pulverfarben“-Irrweg. Und, ja, es versteht sich von selbst, dass die sagenhaften „Pulverfarben“ in kleineren Gebinden, dafür aber deutlich teurer verkauft werden als schnöde Pigmente aus dem Künstlerbedarf.