Rekrutierung

Rekrutierung.

Rekrutierung der Armee, nennt man die Ergänzung des Abgangs, welcher an Gemeinen bei derselben entsteht; denn der Abgang an Offizieren und Unteroffizieren wird durch die Beförderung von einem niedrigeren Grade zu einem höheren ersetzt. Im Kriege werden jetzt in den meisten Armeen die Offiziere aus den tapfersten und umsichtigsten, im Frieden aus den gebildetsten und kenntnisvollsten Unteroffizieren ergänzt. Fast überall ist die Einstellung der Ausländer in die Armeen entweder ganz aufgehoben, oder doch wenigstens sehr beschränkt.

In vorigen Zeiten wurden Leute durch Aufgebote, Zusammenraffungen, oder durch Lehns- und Untertanenpflicht in ganzen Massen genötigt, sich in Armeen zu bilden, oder sich an schon vorhandene anzuschließen; oder ganze Völker machten die Armeen aus, oder ein Teil derselben wurde vermöge ihrer Regierungsform zur Verteidigung des Vaterlandes, Bekämpfung auswärtiger Feinde aufgeboten, und zog zu Felde, während die zurückgebliebenen ihren bürgerlichen Geschäften nachgingen. Auch wurden die überwundenen Feinde nicht selten gezwungen, unter der siegenden Armee zu dienen. So wie aber die Völker aus dem Stande der Rohheit hervortraten, wurde auch bei ihnen die Rekrutierung nach angemessenen Grundsätzen eingerichtet.

Am musterhaftesten verfuhren hierbei unter den alten Völkern die Griechen und Römer, wo der Kriegsdienst, in den blühenden Zeiten derselben, ein hohes Vorrecht der freigeborenen Bürger war. Bei den Römern scheint Augustus der erste gewesen zu sein, welcher schon Sklaven, die aber dadurch frei wurden, ins Heer einstellte. In Deutschland bestanden nachher die Armee der Kaiser und Fürsten aus Vasallen, und ihren Knechten und Dienstmannen, welche alle durch das Lehnssystem zusammengebracht wurden. Später kommen die Söldner oder Lohnsoldaten vor, bis nach Einführung der stehenden Heere nach und nach ein förmliches Werbesystem gebildet wurde, um Ausländer an sich zu ziehen, indem man aus dem eigenen Lande nur einen Teil der Mannschaft aushob. Jetzt ist fast in allen Staaten das ganze waffenfähige männliche Geschlecht zum Kriegsdienst verpflichtet; nur die für jeden Einzelnen festgesetzte Dienstzeit im Frieden, ist sehr verschieden, so wie auch die Art der Aushebung und Einstellung.

Sehr wichtig ist die Wahl der Rekruten nach ihrer Bestimmung. Was die Infanterie betrifft, so kann diese Leute von aller Art gebrauchen, wenn nur nicht körperliche Gebrechen, oder bloß schwächlicher Körperau, sie zum Ertragen der Strapazen untüchtig machen. Früher bestimmte man die Brauchbarkeit eines Infanteristen bloß nach seiner Größe, und seinem schönen Wuchs; jedoch hat die Erfahrung gelehrt, dass dieses nicht allein einen guten Soldaten gebe. Im Allgemeinen haben alle gesunden Männer, von der Größe von 5 Fuß 4 Zoll bis 5 Fuß 8 und 9 Zoll, einen starken, festen und zum Ertragen von Strapazen geschickten Körperbau; dies schließt jedoch weder größere, noch kleinere Leute von diesem Erfahrungssatz aus. Für die leichte Infanterie muss man mehr auf gewandte und gebildete Leute sehen; Jäger eignen sich besonders dazu, außer diesen die Söhne der wohlhabenderen Bürger usw.

Der Hang und die Geschicklichkeit ganzer Völkerschaften, so wie einzelner Menschen, zur Kavallerie ist unverkennbar. Wer von Jugend auf mit Pferden umging, hat eine Anhänglichkeit an diese Tiere, die sich so leicht nicht verliert, und mit dieser ist nicht selten das Talent zum brauchbaren Kavalleristen verbunden. Nach der Größe, oder sonstigen Eigenschaften, muss man auch hier eine Auswahl für die schwere und leichte Kavallerie treffen.

Zu Artilleristen muss man vorzüglich Leute von starkem und festem Körperbau nehmen, die dabei zur Arbeit Neigung und Geschicklichkeit haben; Unverdrossenheit und Ausdauer sind die ersten Tugenden des gemeinen Artilleristen. Die Handwerkskompanien werden durch Handwerker rekrutiert etc. Ein gleiches gilt von den Pionieren, wenigstens soll man zu Pontonieren und Minierern vorzüglich Leute aussuchen, die solche Handwerke, welche in diese Fächer schlagen, gelernt haben.

Was die Ausbildung der Rekruten betrifft, so ist der Gang dabei in den verschiedenen Truppengattungen verschieden; im Allgemeinen aber wird sie zuerst die Stellung und Richtung, dann das Marschieren, und die Führung des Gewehrs gelehrt; endlich geht man zu den der Waffe eigentümlichen Übungen über. Außerdem gehören hier das Schwimmen, Fechten, Laufen, Springen, worin jeder Soldat geübt werden sollte, und bei der Infanterie besonders das Marschieren mit dem ganzen Gepäck.

Die Preußische Armee, wo auch die letztere Übung sehr allgemein ist, (z. B. bei den großen Manövern) gibt in der Ausbildung der Rekruten ein musterhaftes Beispiel, da bei derselben alle hier genannten Kunstfertigkeiten geübt und erlernt werden. Für die Kavallerie ist mit der Reitkunst auch das Schwimmen zu Pferde verbunden; alles übrige, was dem Soldaten zu wissen nötig ist, wird ihm nicht nur in den besonders bestehenden Bataillonsschulen, sondern auch in den bei jeder Kompanie festgesetzten Unterrichtsstunden, durch die Offiziere der Kompanie, gelehrt.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe