Rhone

Rhone (franz. Rhône, im Altertum Rhodanus), bedeutender Fluss des europäischen Mittelmeergebietes, zweitgrößter und wasserreichster Fluss Frankreichs, entspringt an der Nordostgrenze des schweizerischen Kantons Wallis, 1753 m ü. M., als Abfluss des Rhonegletschers, der sich vom Dammastock (3633 m) in der Dammagruppe zwischen dem Grimsel- und Furkapass 10 km lang herabzieht. Der Fluss durchströmt zunächst das große Längental des oberen Wallis, das, südlich von den Lepontinischen und Penninischen, nördlich von den Berner Alpen begrenzt, sich 122 km lang und durchschnittlich 3,5 km breit nach West-Südwest hinzieht, und nimmt hier rechts die Massa (den Abfluss des Aletschgletschers), die Lonza und Dala, links die Bisp, Borgne, Dranse und andere wasserreiche Gletscherabflüsse auf. Das Tal verengt sich bei Martigny, wo der Strom nahezu im rechten Winkel eine Wendung nach Nordwesten macht, und noch mehr bei St.-Maurice zur Porte du Valais (zwischen der Dent de Morcles, 2980 m, im Norden und der Dent du Midi, 3260 m, im Süden). Der Fluss bildet nun die Grenze zwischen den Kantonen Wallis (links) und Waadt (rechts), wird unterhalb St.-Maurice schiffbar und fällt bei Le Bouveret (372 m ü. M.) in drei Mündungen in den Genfer See, dessen oberes, ehemals bis St.-Maurice reichendes Ende er bereits durch Schuttablagerungen ausgefüllt hat. Beim Austritt aus diesem seinem Läuterungsbecken und Regulator seines Wasserstandes an der Südwestspitze bei Genf nimmt die Rhone die aus dem Chamonixtal kommende Arve auf, fließt in südwestliche Richtung durch ein immer enger werdendes Tal zwischen dem Jura und den savonischen Vorbergen und tritt, nachdem sie eine Strecke hindurch die Grenze zwischen dem Schweizer Kanton Genf und Frankreich gebildet hat, ganz nach Frankreich über, wo sie zunächst das Departement Ain gegen die Departements Obersavoyen und Savoyen begrenzt. In der Schlucht unweit des Forts l’Écluse verliert sie sich bei niedrigem Wasserstand zum Teil unter Felsblöcken (Perte du Rhône, seit 1828 durch Sprengungen großenteils beseitigt), geht 6 km weiter abermals durch eine enge Felsenschlucht (Malpertuis) und wird, nachdem sie dieselbe verlassen, bei Le Parc aufs neue schiffbar. Sie biegt nun weit nach Süden aus, um die südlichen Ausläufer des Juragebirges zu überwinden, wendet sich bei St.-Genix wieder nordwestlich, darauf westlich und wird, nachdem sie das Gebirge verlassen und den Ain aufgenommen hat, bis zu 3 km breit und reich an Inseln und Kiesbänken. In westlicher Richtung erreicht sie Lyon (162 m ü. M.), wie sie von Norden her rechts die Saône aufnimmt. Hier macht sie ihre letzte Hauptwendung nach Süden und behält diese Richtung in ihrem ganzen ferneren, 335 km langen Lauf bis zu ihrer Mündung in den Golfe du Lion (Löwengolf) des Mittelländischen Meeres bei. Westlich vom französischen Zentralplateau, östlich von den äußersten Ausläufern der Alpen begrenzt, bildet sie hier die Grenze zwischen den Departements Rhône, Loire, Ardèche, Gard (rechts) und Isère, Drôme, Vaucluse und Bouches-du-Rhône (links), während ihr unterster Lauf von Arles an ganz dem Departement der Rhonemündungen angehört. Das Tal, durch landschaftliche Reize und Fruchtbarkeit, unterhalb der Enge von Donzère auch durch südliche Vegetation ausgezeichnet, erweitert sich unterhalb Pont St.-Esprit und öffnet sich bei Avignon in eine breite, reizlose Ebene, einen ehemaligen Meerbusen. Bei Arles teilt sich die Rhone in einen westlichen und einen östlichen Hauptarm. Der westliche Hauptarm ist der Petit Rhône, von dem sich wieder westlich der Rhône Bis abzweigt; der östliche, bedeutendere Arm (86 Prozent der ganzen Wassermasse) heißt Grand Rhône und gibt, bis zur Mündung von starken Dämmen begleitet, nur unbedeutende Seitenarme ab (darunter den Bieux-Rhône). Die beiden Hauptarme umschließen die Insel Camarque (s. d.), während sich östlich vom Grand Rhône das Kieselfeld La Crau (s. d.) ausbreitet. Da der Fluss, der von Beaucaire an keine Kiesel mehr rollt, jährlich 21 Millionen cbm Sinkstoffe ins Meer führt, so rückt sein Delta, namentlich am Grand Rhône, rasch vor (57 m jährlich). Die Rhoneschifffahrt ist bei dem reißenden, das Bett häufig ändernden Laufe des Stormes und infolge der versandeten Mündungen auch mit Dampfschiffen sehr gefährlich. In neuerer Zeit sind kostspielige Regulierungsarbeiten ausgeführt worden, welche die Schifffahrtsverhältnisse etwas verbessert haben; auch ist die durch eine Barre mit kaum 2 m Wassertiefe geschlossene, veränderliche Hauptmündung seit 1863 durch den 6 m tiefen Kanal von St.-Louis umgangen worden, der 7 km oberhalb der Mündung direkt südöstlich in den Golf von Fos (3 km lang) führt, so dass der ganze Stromlauf von Le Parc (154 km oberhalb Lyon) an bis ins Mittelmeer auf einer Länge von 489 km schiffbar ist. Die Schifffahrtsbewegung umfasst zwischen Lyon und Arles, der verkehrsreichsten Strecke, (1902) 6705 Fahrzeuge von 770.744 t. Die Rhone nimmt in der Schweiz den Abfluss von 263 Gletschern im Umfang von über 1000 km² und auf ihrem ganzen Lauf gegen 100 Zuflüsse auf. Die bedeutenderen derselben sind, in der Schweiz links: Arve; in Frankreich links: Isère, Drôme, Eygues und Durance; rechts Ain, Saône, Ardèche, Cèze und Gard. Die Rhone hat einen Lauf von 812 km Länge (nach Strelbitsky nur 720 km). Ihr Stromgebiet beträgt 98.885 km² (1796 mi²), wovon 90.600 Frankreich angehören. Die wichtigsten Kanallinien im Flussgebiet der Rhone ist der Rhein-Rhonekanal (s. d.). Ferner ist das Rhonegebiet durch den Burgunderkanal (s. d.) mit der Seine und durch den Canal du Centre (s. d.) mit der Loire verbunden. Vom Unterlauf der Rhone sind außer dem Kanal von St.-Louis (s. oben) die Schifffahrtskanäle von Arles nach Ponst-de-Bouc (47 km) und von Beaucaire nach Aigues-Mortes (59 km) abgeleitet worden. Ein Kanal von der Rhone nach Marseille ist projektiert.

Bibliographie

  • Barron: Le Rhône (Par. 1891)
  • Breittmayer: Le Rhône, sa navigation depuis les temps anciens, etc. (Lyons 1904)
  • Lenthéric: Le Rhône, histoire d’un fleuve (2. Aufl., Par. 1904)

Rhone, Departement im südöstlichen Frankreich, zwischen Rhône und Saône, gebildet aus der früheren Landschaft Lyonnais und einem Teil von Beaujolais, grenzt nördlich an das Departement Saône-et-Loire, östlich an Ain und Isère, südlich und westlich an Loire und hat einen Flächenraum von 2859 km² (51,9 mi²). Die Bevölkerung belief sich 1901 auf 843.179 Einwohner (294 auf 1 km²) und hat seit 1891 um 36.442 zugenommen. Das Departement zerfällt in zwei Arrondissements: Lyon und Villefranche; Hauptstadt ist Lyon.

Bibliographie

  • Rolland und Clouzet: Dictionnaire illustré des communes du département du Rhône (Lyons 1903, 2 Bde.)
  • Varnet: Géographie du département du Rhône (Lyon 1898)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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