Römischer Feldherr Gaius Iulius Caesar
Gaius Iulius Caesar (dt. Gaius Julius Cäsar), einer der größten Feldherren und Staatsmänner Roms und aller Zeiten, geb. 12. Juli 100 v. Chr. als Sohn des Gaius Iulius Caesar (gest. 84) und der feingebildeten Aurelia (gest. 15. März 44), entstammte einem altpatrizischen Geschlecht, das seinen Ursprung auf den Trojaner Aeneas zurückführte. Unter seinen Lehrern werden die Rhetoren M. Antonius Gnipho und Apollonius (Molo) von Rhodos genannt. Solange Sulla lebte, der in dem Jüngling »mehr als einen Marius« sah, ihn als dessen Verwandten verfolgte und sich nur dringende Fürbitten angesehener Verwandten bestimmen ließ, die verhängte Acht nicht zu vollstrecken, hielt Caesar sich von Rom entfernt und tat Kriegsdienste in Asien. Nach Sullas Tod (78) in die Hauptstadt zurückgekehrt, suchte er sich durch Anklagen von Sullanern bekannt zu machen, verließ Rom aber noch einmal, um sich bei dem Rhetor Apollonius auf Rhodos in der Beredsamkeit weiter auszubilden.
Bekannte Figuren
- Gaius Iulius Caesar, 1:72 HYTTY Hist2
- Leaders, 1:72 Odemars PF03
- Römischer Senat 1 (Der Tod Cäsars), 1:72 Strelets 137
Mit dem Jahr seiner zweiten Rückkehr (73) begann seine politische Tätigkeit, die er zunächst in den Dienst anderer, namentlich des Pompeius, stellte, gleichzeitig darauf bedacht, sich durch grenzenlose Freigebigkeit die Gunst des Volkes zu erwerben und dessen Macht durch Beseitigung der sullanischen Einrichtungen wiederherzustellen. 68 verwaltete er die Quästur im jenseitigen Spanien, wurde 65 Ädil, 63 Operpontifex. Bei der Catilinarischen Verschwörung hielt er sich vorsichtig im Hintergrunde; doch suchte er in der entscheidenden Verhandlung das Todesurteil von den Häuptern abzuwenden. Nach der Prätur (62), während der das Volk gegenüber dem Groll des Senats seine Partei nahm, ging er in das jenseitige Spanien als Proprätor und bezahlte von dort aus seine Schulden (etwa 30 Mill. Mark). Dem Triumph für einige militärische Erfolge entsagte er, als er im Juni 60 nach Italien zurückgekehrt war, um sich um das Konsulat bewerben zu können. Eben damals war Pompeius nach langjähriger Abwesenheit wieder in Italien erschienen; da er bei dem Senat die Bestätigung der von ihm im Orient getroffenen Einrichtungen und die gewünschte Belohnung seiner Soldaten nicht durchsetzen konnte, so verband er sich mit Caesar und Crassus zu dem ersten Triumvirat 60. Caesar, daraufhin für 59 zum Konsul gewählt, setzte unter Beiseiteschiebung des auf Betrieb der Optimaten gewählten Amtsgenossen Marcus Calpurnius Bibulus eine Ackerverteilung an 20.000 ärmere Bürger durch, gewann den Ritterstand durch Erlassung eines Drittels der Zollpacht, erfüllte die Wünsche des Pompeius und ließ sich vom Volk das zisalpinische Gallien nebst Illyricum auf fünf Jahre als Provinz anweisen, wozu der Senat noch das transalpinische Gallien fügte. Nachdem er sodann in Rom seine Stellung während seiner Abwesenheit gesichert und durch Clodius seine gefährlichsten Gegner, Cicero und Cato, aus Rom entfernt hatte, begab er sich 58 in seine Provinz, vollendete während seiner achtjährigen Statthalterschaft (58 bis 50) die Eroberung Galliens und schuf sich ein durchaus ergebenes und kriegsgeübtes Heer. Im ersten Jahr schlug er die Helvetier, die sich in dem noch freien Gallien ansiedeln wollten, bei Bibracte (in der Nähe von Autun), und im Elsass bei Mülhausen den suebenischen Fürsten Ariovist, der sich nach Unterwerfung der Haeduer im Gebiet der Sequaner festgesetzt hatte und sich als Herrn von Gallien ansah. Diese Erfolge erweiterten den römischen Einfluss bis an die Seine; die noch Widerstand leistenden Belger und Aremoriker wurden 57 und 56 besiegt, ebenso die aquitanischen Völkerschaften. Um die Grenzen zu sichern, überschritt er 55 und 53 den Rhein und setzte 55 und 54 nach Britannien über. Nachdem er sodann 52 einen von dem tapferen und umsichtigen Arvernerhäuptling Vercingetorix geleiteten allgemeinen Aufstand der Völker Galliens nicht ohne Wechselfälle niedergeschlagen hatte (die Hauptkämpfe fanden bei Gergovia und Alesia statt), war die Unterwerfung Galliens so fest begründet, dass in den Jahren 51 und 50 nur noch wenig zu tun war und diese Provinz von da an rasch römisches Wesen und römische Einrichtungen annahm.
In Rom war unterdes Pompeius mehr und mehr von den Optimaten angefeindet worden und sah sich daher (56) genötigt, aufs neue die Hilfe Cäsars in Anspruch zu nehmen. Daher wurde auf einer Zusammenkunft zu Luca die Verbindung zwischen Cäsar, Pompeius und Crassus erneuert; die letzteren beiden sollten 55 Konsuln werden, wozu Cäsar die ihm zur Verfügung gestellten Mittel in Bewegung setzte, während ihm selbst seine Statthalterschaft auf weitere fünf Jahre verlängert werden sollte. Der Widerspruch der Gegner erwies sich als machtlos. Der Tod der seit 59 mit Pompeius vermählten Tochter Cäsars, Julia (54) und der des Crassus (53) lockerten indes das Band zwischen Cäsar und Pompeius. Um die Macht des Nebenbuhlers sich nicht über den Kopf wachsen zu lassen, näherte sich Pompeius wieder dem Senat und wurde von ihm zum alleinigen Konsul des Jahres 52 gemacht. Cäsar bewarb sich seinerseits um das Konsulat des Jahres 48, weil er nur dadurch auf Bestätigung seiner Verfügungen in Gallien hoffen konnte, und suchte gleichzeitig um Erlaubnis nach, bis zu seinem Amtsantritt in der Provinz bleiben und sich abwesend bewerben zu dürfen. Den Optimaten aber kam es darauf an, ihn außer Verbindung mit seinem Heer zu setzen; Vermittlungen blieben ohne Erfolg. So wurde nach langem Zögern in den ersten Tagen des Jahres 49 der Beschluss im Senat gefasst, dass Cäsar sofort sein Heer entlassen oder für einen Feind des Staates angesehen werden sollte. Über seine Provinzen wurde anderweitig verfügt, Pompeius der Oberbefehl übergeben. Daraufhin begann Cäsar durch Überschreiten des Rubicon, der die Grenze seiner Provinz bildete (daher der Ausruf: »Jacta alea esto«, d. h. der Würfel ist gefallen), den Krieg (Januar 49). In zwei Monaten war er Herr von Italien; Pompeius flüchtete mit seinen Truppen nach Epirus. Ehe Cäsar aber diesen verfolgte, wandte er sich (April 49), nachdem er sich in Rom des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach der Provinz des Pompeius, Spanien, zwang dessen Legaten L. Afranius und M. Petrejus bei Ilerda, den M. Barro im jenseitigen Spanien zur Ergebung und eroberte auf dem Rückweg auch Massilia nach hartnäckiger Verteidigung. Sodann ließ er sich in Rom zum Konsul ernennen und brach nun mit sechs Legionen, denen später Marcus Antonius noch vier zuführte, gegen Pompeius auf, der eine bedeutende Streitkraft (9 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste versammelt hatte. Der Kampf war anfangs für Cäsar ungünstig: er musste seine Stellung bei Dyrrhachium aufgeben und zog nach Thessalien ab. Dorthin folgte ihm Pompeius, und es kam 9. Aug. 48 zur Schlacht bei Pharsalos; trotz ihrer Übermacht (etwa 45.000 gegen 20.000 Mann) wurden die Pompeianer durch Cäsars überlegene Kriegskunst völlig geschlagen. Pompeius floh und wurde in Ägypten ermordet. Cäsar folgte ihm dahin, entschied die Erbstreitigkeiten zwischen dem König Ptolemaios Dionysos und dessen Schwester Kleopatra zu gunsten der letzteren, veranlasste dadurch einen Aufstand und kam mit seiner geringen Truppenmacht in persönliche Lebensgefahr. Erst als ihm im März 47 Mithradates von Pergamon Hilfsvölker aus Asien zuführte, bewältigte er den Aufstand (Alexandrinischer Krieg). Alexandria ergab sich; der König Ptolemaios Dionysos fiel im Kampf, und Kleopatra, deren Reize Cäsar gewonnen hatten, ward mit ihrem jüngeren elfjährigen Bruder vermählt und in die Herrschaft eingesetzt.
Erst im Juni 47 verließ Cäsar Ägypten. Nachdem er den Übergriffen des bosporanischen Königs Pharnakes durch den Sieg bei Zela (2. Aug. 47) rasch ein Ziel gesetzt hatte (»Veni, vidi, vici«, »Ich kam, sah und siegte«) kehrte er nach Rom zurück, wo ihm während seiner Abwesenheit nach Besiegung des Pompeius die Diktatur auf ein Jahr, die tribunizische Gewalt für immer sowie das Recht über Krieg und Frieden verliehen worden war. Im nächsten Jahr (46) schlug er die Pompeianer, die sich in Afrika gesammelt hatten, bei Thapsus (Afrikanischer Krieg), feierte dann in Rom glänzende Triumphe, gewann das Volk durch Feste, Spiele und Geschenke, spendete den Soldaten reiche Belohnung, vollendete den Bau des Forum Caesaris und machte im Jahr 45 (17. März) durch den Sieg bei Munda im südlichen Spanien dem bewaffneten Widerstand der Pompeianischen Partei nach verzweifeltem Kampf ein völliges Ende. Damit war Cäsar Herr des römischen Reiches. Wenn ihm auch der Titel König fehlte, so besaß er doch die höchste Macht. Man beeilte sich, ihn mit Ehren und Befugnissen zu überhäufen: nachdem er schon 46 zum Diktator auf zehn Jahre ernannt und als Praefectus morum mit der zensorischen Gewalt bekleidet worden war, wurden nun die Diktatur auf seine Lebenszeit ausgedehnt und ihm der Titel Imperator verliehen mit dem Recht, ihn auf seine Nachkommen zu vererben; im Tempel des Quirinus wurde ihm eine Statue als Gott errichtet, der Monat Quintilis nach ihm Julius genannt etc. Er benutzte jedoch seine Macht nicht nur zu einer gänzlichen Umgestaltung des Staatswesens, sondern begnügte sich, durch eine Reihe von einzelnen Maßregeln zur Verbesserung der politischen und sozialen Zustände vorläufig in Rom Ruhe herzustellen. Er erließ Gesetze gegen den Luxus, versorgte seine Veteranen mit Ländereien, brachte das Proletariat in Kolonien unter, milderte das Schuldrecht, bestrafte Amtsverkauf, Bestechung, Ehebruch, Aufruhr, sorgte für milde Verwaltung der Provinzen, beschränkte den Wucher der Kapitalisten, ließ durch den alexandrinischen Mathematiker Sosigenes den Kalender verbessern und dergleichen.
Obgleich er im allgemeinen seine früheren Gegner (z. B. Cicero) hochherzig behandelte, musste doch schon die Tatsache, dass alle Gewalt in seiner Hand lag, die ans Regieren gewöhnten Optimaten aufbringen. Dazu kam, dass er nicht so, wie sie es wünschten, die republikanischen Formen beobachtete und die Absicht zu hegen schien, sich das Diadem aufs Haupt zu setzen. Ein Zug gegen die Parther sollte, wie man meinte, Gelegenheit zur Übertragung der Königswürde geben. Allein ehe dies geschah, bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, meist von früheren Parteigängern, von denen viele von ihm mit Wohltaten überhäuft worden waren; an der Spitze standen die Prätoren Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus. Noch war man zu Anfang 44 über Zeit und Ort der Tat nicht einig, als die Berufung des Senats auf die Iden des März 44 (15. März) in die Kurie des Pompeius, um über die Übertragung des Königtums außerhalb Italiens zu beschließen, die Entscheidung gab. Mit 23 Wunden sank Cäsar an der Statue des Pompeius nieder, wie erzählt wird, widerstandslos, als er auch den Brutus unter seinen Mördern erblickte.
Cäsar war nicht bloß ein großer Feldherr, der seine kriegerischen Pläne mit Mut und Entschlossenheit, Besonnenheit und Kunst auszuführen, alle Hindernisse rasch und sicher zu bewältigen wusste. Er war auch ein großer Staatsmann, der sich unter den schwierigen Verhältnissen, seinen glühenden Ehrgeiz jederzeit beherrschend, mit eiserner Willenskraft zu der ersten Stelle im Staat erhob und dann seine unumschränkte Macht benutzte, um den zerrütteten Staat weise, mild und versöhnlich zu beruhigen und zahlreiche Widerstände zu beseitigen. Sein Geist umfasste alle Zweige des menschlichen Wissens und war für alle Interessen empfänglich. Er war ein vorzüglicher Redner und schriftstellerisch auf mehreren Gebieten tätig, sogar während seiner Feldzüge; auf einem Alpenübergang verfasste er eine (verlorene) grammatische Schrift: »De analogia« (Untersuchungen über die lateinische Sprache). Einen dauernden Namen hat er sich als Schriftsteller durch seine Geschichte der ersten sieben Jahres des Gallischen Krieges und die des Bürgerkrieges bis zum Alexandrinischen gemacht, die er selbst Denkwürdigkeiten (commentarii) nennt und nur als Stoff für einen künftigen Geschichtschreiber angesehen wissen wollte, die aber mit Recht schon von den Alten allgemein als Muster einer einfache, klaren und sachgemäßen Darstellung gerühmt werden. (Die Kommantarien sind zum ersten Mal herausgegeben worden in Rom 1469, in der neueren Zeit, meist zusammen mit der Fortsetzung des Gallischen Krieges von ungewissen Verfassern, am besten von Oudendorp [Leiden 1737], Nipperdey [Leipz. 1847], Dübner [Par. 1867], Kraner [16. Aufl. des »bellum Gallicum« von Dittenberger, Berl. 1898; 10. Aufl. des »bellum civile« von Hofmann, Berl. 1890] und Kübler [Leipz. 1893–1897]. Neuere deutsche Übersetzungen von Baumstark [neue Ausg., Stuttg. 1854], Köchly und Rüstow [mit biographischer Einleitung, 3. Aufl., Stuttg. 1866].) Unter den Bildnissen des Cäsar nenen wir den farnesischen Idealkopf in Neapel und die Panzerstatue im Konservatorenpalast zu Rom, außerdem eine Basaltbüste und eine Togastatue, beide in Berlin.
Bibliographie
- Delorme: Caesar und seine Zeitgenossen (deutsch, Leipz. 1874)
- Drumann: Geschichte Roms, Bd. 3
- Fowler: Julius Caesar and the Roman imperial system (Lond. 1892)
- Fröhlich: Das Kriegswesen Cäsars (Zür. 1890, 3 Tle.)
- Göler, v.: Cäsars Gallischer Krieg und Teile seines Bürgerkriegs (2. Aufl., Freiburg 1880, 2 Bde.)
- Ihne: Römische Geschichte, Bd. 6 ff.
- Judeich: Caesar im Orient. Ereignisse vom 9. Aug. 48 bis Oktober 47 (Leipz. 1885)
- Matscheg: Cesare ed il suo tempo (2. Aufl., Flor. 1874)
- Mommsen: Römische Geschichte, Bd. 3
- Napoleon III.: Histoire de Jules César (Par. 1865–66, 2 Bde., deutsch, Wien 1866)
- Peter, K.: Geschichte Roms, Bd. 2
- Rüstow: Heerwesen und Kriegführung Cäsars (2. Aufl., Gotha 1862)
- Stoffel: Histoire de Jules César: Guerre civile (Par. 1888, 2 Bde.)
- Stoffel: Guerre de César et d’Arioviste etc. (Par. 1891)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909