Römischer Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus (major)

Publius Cornelius Scipio Africanus (major), der Sohn des Konsuls Publius Cornelius Scipio von 218, zieht schon als Jüngling durch seine Tapferkeit die Augen des Volkes auf sich. Daher wählt es ihn 213 trotz seiner Jugend zum Ädilen und überträgt ihm 211 den Oberbefehl für den gerade damals nach der Niederlage seines Vaters und Onkels Gnaeus Cornelius Scipio besonders schwierigen Krieg in Spanien. Dort gegen Ende des Jahres 211 angelangt, eroberte er 210 durch einen kühnen, raschen Zug Neukarthago (Cartagena), den Hauptwaffenplatz der Karthager, schlägt bei Bäcula 209 den Hasdrubal Barkas, 207 Hasdrubal, Gisgos Sohn, und vollendet 206 die Unterwerfung Spaniens, das nunmehr römische Provinz wird.

Nach seiner Rückkehr aus Spanien wird er 205 zum Konsul ernannt und ihm Sizilien als Provinz überwiesen mit der Befugnis, nach Afrika überzusetzen. Aber erst gegen Ende 204 landet er, lange durch die Missgunst und die Bedenklichkeit zahlreicher Senatoren zurückgehalten, in der Nähe von Utica, bringt 203 den Karthagern und dem jetzt mit ihnen verbundenen König Syphax von Numidien eine völlige Niederlage bei, setzt den zu ihm übergetretenen König Masinissa wieder in sein Reich Numidien ein, und als 202 Hannibal, von den Karthagern aus Italien abberufen, den Oberbefehl gegen ihn übernimmt, schlägt er auch diesen in der entscheidenden Schlacht bei Zama (19. Okt. 202), wodurch die Karthager genötigt werden, Frieden zu schließen (201). Von nun an ist Scipio der berühmteste Mann in Rom. Er feiert einen glänzenden Triumph, erhält den erblichen Beinamen Africanus, bekleidete 199 die Zensur, 194 zum zweitenmal das Konsulat und nimmt 190 als Legat seines jüngeren Bruders Lucius einen hervorragenden Anteil an dem Krieg gegen den Seleukiden-König Antiochos III. von Syrien. Mit demselben hört indes sein Glück auf.

Sein Selbstbewusstsein, wurzelnd in dem Glauben, dass er von den Göttern zu ihrem besonderen Werkzeug auserkoren sei, wird schwer verletzt, als von ihm Rechenschaft über die syrische Beute verlangt wird; und so zieht er sich, seinen Mitbürgern grollend, aus Rom, für das er zu groß geworden ist, auf sein Landgut Liternum zurück, um dort die letzten Jahre in der Beschäftigung mit der griechischen Literatur, deren Freund er von jeher gewesen ist, zu verbringen. Er stirbt 183, 52 Jahre alt. Büsten von ihm sind erhalten, auch ein Abbild auf einem den Tod der Sophonisbe darstellenden Wandgemälde. Von seinen Kindern sind zu nennen: Publius, der Adoptivvater des jüngeren Africanus, und Cornelia, die berühmte Mutter der Gracchen.

Bibliographie

  • Gerlach: Publius Cornelius Scipio Africanus der Ältere und seine Zeit (Basel 1868)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Antike