Rustika
Rustika (bäurisches Werk, Bossenwerk, Bossage, Opus rusticum), Mauerwerk aus Buckel- (Bossen-) Quadern, deren Außenfläche nicht oder nur roh bearbeitet sind, wurde zuerst von den Römern zu Bauteilen, die einen derben Eindruck machen sollten, wie zu Sockeln und überhaupt zu Unterbauten verwandt.
In der spätrömischen und Renaissancezeit verfeinerte man die Rustika, indem man die Außenflächen der Quader mit einem Kantenschlag a (Fig. 2) versah und den mittleren Teil nur spitzte oder krönelte; ja, man ging allmählich zu einer förmlichen Profilierung (b, Fig. 3) des Randes der einzelnen Quader über und verwandte letztere nicht nur zur Bekleidung ganzer Geschosse, sondern auch zur Herstellung von Pfeilern und Säulen (sogen. Käsesäulen). Besonders bezeichnend ist die Rustika für die Frührenaissance in der Toskana. Sie wurde dort mit Vorliebe an Palastfassaden angewandt in der Absicht, diesen das Gepräge des mittelalterlichen Kastells zu wahren. Später ist man sogar zur Herstellung künstlicher Rustika in Putz und Kunststein übergegangen, eine Entartung der Technik und des Stiles, die sich auch meist durch baldige Verunstaltung und Zerstörung des Surrogats rächt.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909