Schild

Schild der Mineure.

Schild (das), dient den Mineuren in den Galerien zum Schutz gegen feindliche Pistolen- und Büchsenschüsse, und besteht aus tannenen Brettern, die 1½ Zoll dick sind. Dieses Schild ist 5 Fuß hoch, 22 Zoll breit, und hat hinten zwei Handgriffe; äußerlich wird es mit Tauwerk und zuletzt mit Blech überzogen, um fest gegen den Schuss des kleinen Gewehrs zu sein.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Römische Legionäre mit Scutum.

Schild (der), Schutzwaffe gegen Hieb, Stich und gegen Wurfgeschosse aller Art (Pfeile, Speere, Kugeln). Der Schild ist zweifellos jünger als die ältesten Angriffswaffen; dennoch reicht er in sehr frühe Entwicklungsstufen der menschlichen Kultur zurück; auch ist er über alle Erdteile verbreitet. Lücken bestehen vorwaltend in Gebieten des Gebrauchs von Bogen und Pfeil, die ja beim Gebrauch beider Hände bedürfen und daher im allgemeinen die Verwendung des Schildes ausschließen. Lediglich die Eingeborenen einiger Gebiete Indonesiens (Aruinseln) und Melanesiens (Neuguinea) verwenden beide zusammen. Wo sonst in Bogengebieten Schilde gebraucht werden, ist ein besonderer Träger nötig (Wute in Kamerun).

Fig. 1. Böotischer Schild.
Böotischer Schild
Fig. 2. Rundschild.
Rundschild
Fig. 3. Römischer Scutum.
Römischer Scutum

Die Entstehung und Entwicklung des Schildes geht von zwei Punkten aus: dem zur Abwehr von Schlägen instinktiv erhobenen eigenen Stock und der zum Schutz gegen Schlag, Hieb und Biss mit dem Fell eines Tieres umwickelten Hand. Sehr frühe Formen der ersten Art sind die Stabschilde der Australier, der Obernilvölker und einiger Stämme des deutsch-ostafrikanischen abflusslosen Gebiets (Wanyaturu, Waschaschi etc.); die eine Art schützt die Hand durch die Verlegung des Handgriffs in die Schildmasse selbst (s. Tafel »Entwicklung der Waffen« Fig. 24), die andere durch Zuhilfenahme einer an den Stab geflochtenen Lederschutzkappe (Fig. 23). Für die Urformen der anderen Art sprechen sprachliche Belege: die Ägis (s. d.) des Zeus und der Athene ist ursprünglich nichts anderes als ein Ziegenfell (aix), und Herkules trägt das Fell des nemäischen Löwen. In der Folge nähern sich beide Formen: das Fell bedarf der Handhabe und der Versteifung durch einen eingefügten Stock, der Stockschild einer stets wachsenden Vergrößerung durch Fell, Leder, Holz, pflanzliches Geflecht, Metall etc.

Der an großen Säugetieren reiche Osten und Norden Afrikas besitzt den runden oder ovalen Leder- und Fellschild (Fig. 25), der tierarme äquatoriale Westen den rechteckigen oder schwach abgerundeten reinen Holzschild oder aber doch eine durch pflanzliches Flechtwerk meist sehr stark vergrößerte hölzerne Urform (Fig. 27). In ähnlicher Weise hat sich auch der melanesische, der malaiische und der amerikanische Schild (s. d.) entwickelt, während der australische zwar eine Verbreiterung, aber keine eigentliche Weiterentwicklung über das Handloch hinaus erfahren hat. In Afrika sind Eisenschilde oder mit Eisen beschlagene Schilde nur im Norden, im Bereich des mittelmeerisch-vorderasiatischen Kulturkreises (Sudan, Niam-Niam, Monbuttu) üblich geworden; die hellfarbigen Völker der Südspitze kennen überhaupt keinen Schild.

Die älteste Schildform der Griechen war die des Kreises, später oval, etwa 1,5 m lang mit seitlichen Ausschnitten, böotischer Schild genannt (Fig. 1), von den Hopliten geführt, während die leichten Truppen später den Rundschild (Fig. 2) oder die halbmondförmige Pelte (Amazonenschild), die Schutzwaffe der leichtbewaffneten Peltasten, trugen. Der Schild (Sakos, Aspis) bestand aus mehreren Lagen Rindsleder mit Metallbelag oder mit Randschienen beschlagen, auf denen die Nagelköpfe buckelartig hervortraten.

Der Schild der Römer war ursprünglich rechteckig, an seine Stelle trat später der tuskische Rundschild (clupeus oder clipeus, aspis), seit den Gallierkriegen das etwa 1,25 m hohe, 80 cm breite Scutum (Fig. 3). Der von den Principes geführte eiserne Clupeus wurde durch die kreisrunde Parma von 1 m Durchmesser aus Leder ersetzt, die später die Veliten erhielten. In späterer Zeit waren ovale, rechteckige und sechseckige Schilde im Gebrauch, deren Form und Bemalung (Blitzstrahlen, Adler, Halbmonde, Lorbeerzweige etc. kommen als Schildzeichen vor) wahrscheinlich zur Unterscheidung der Truppenteile dienten.

An der in der Mitte hervortretenden Erhöhung (Omphalos) war oft eine eiserne Spitze angebracht, die nicht allein die Kraft der Wurfspieße, Pfeile, Steine etc. schwächen, sondern im Handgemenge auch als Angriffswaffe dienen sollte; zum Halten des Schildes diente ein lederner Riemen oder eine eiserne Handhabe oder metallene Ringe, durch die der linke Arm gesteckt ward. Die Perser führten große Schilde aus Flechtwerk, häufig mittels Metallspitze in die Erde zu stecken, um hinter ihnen vorzuschießen.

Römischer Schildwall.

Der Verlust des Schildes in der Schlacht galt als die größte Schande, daher die auf dem Schlachtfeld getöteten oder verwundeten Krieger auf dem Schild weggetragen wurden. Römer und Griechen machten nicht allein im Einzelgefecht von den Schilden Gebrauch, sondern ganze Abteilungen wussten diese Schutzwaffen so zu verschränken, dass dadurch zum Angriff und vorzüglich zur Verteidigung gegen Reiterei sowie bei Rückzügen, wo die Schwerbewaffneten die leichten Truppen und den Tross in die Mitte nahmen, ein undurchdringliches Schutzdach gebildet wurde, auf dem die Soldaten beim Stürmen, zur Ersteigung niedriger Mauern selbst mehrfach übereinander stehen konnten.

Fig. 7. Germanischer Schild der Bronzezeit. Fig. 8. Fränkischer Rundschild des 8. Jahrhunderts. Fig. 9. Karolingischer Holzschild.

Der Schild der Germanen bestand in der ältesten Zeit aus einem großen, meist viereckigen, einfachen Weidengeflecht, das mit ungegerbter Rindshaut oder einem Wolfsfell überzogen und zur Verstärkung in der Mitte mit einem großen bronzenen, resp. eisernen Nabel und mit ebensolchen Bändern und Nägeln beschlagen war (Fig. 7). Doch kommen schon in der Bronzezeit namentlich bei den skandinavischen Völkerschaften auch ganz aus Bronze bestehende Rundschilde vor, von denen mehrere im Kopenhagener Museum erhalten sind. Die späteren vielfachen Berührungen der Germanen mit den Römern hatten auch eine Verbesserung der germanischen Waffen nach römischem Vorbild zur Folge. Dementsprechend erscheint in der Merowinger- und Karolingerzeit schon eine unterschiedliche Form des Schildes für den Reiter und Fußkämpfer. Während ersterer gleich dem sich nach römischer Art tragenden Vornehmen zwecks ungehinderter Führung des Pferdes den leichten, hölzernen, lederbezogenen, mit eisernem Nabel und radiallaufenden Bändern beschlagenen Rundschild bevorzugte (Fig. 8), trug der Fußknecht zu seiner besseren Deckung einen mandelförmigen, über 1 m hohen, stark gewölbten Holzschild, der an den Rändern und in der Mitte kreuzweise mit Eisenbändern und in den dadurch entstandenen Rauten mit großen Nägeln verstärkt war. Ein Beispiel hierfür bietet die Figur eines karolingischen Kriegers aus dem früher im Schatz von St.-Denis befindlichen Schachspiel Karls d. Gr. (Fig. 9). In der Schlacht wurde ein solcher Schild mit der Spitze auf den Boden gestützt, wodurch er eine wirksame Deckung gewährte.

Die letztgenannte, den germanischen Völkern eigentümliche Schildform bildet bereits den Übergang zu dem im 11. und 12. Jahrhundert üblichen normannischen Schild, wie solcher neben dem noch ovalen bretonischen Schild insbes. auf dem vom Ende des 11. Jahrhunderts stammenden Teppich von Bayeux erscheint, der die Eroberung Englands durch die Normannen darstellt (Schlacht bei Hastings 1066). Dieser lange und schmale, unten spitz zulaufende und oberhalb rund abschließende Holzschild, der sowohl Reiter als Fußknecht vom Fuß bis an die Schulter deckt, kann als das Urbild aller späteren Schildformen angesehen werden. Seine Außenseite war mit Leinwand, Leder oder Pergament bezogen und auf Kreidegrund mit dem Wappen des Eigentümers bunt bemalt oder auch mit Pelzwerk benagelt, woraus sich das heraldische Pelzwerk (féh) im Mittelalter gebildet hat (Fig. 10). An der Innenseite war neben den beiden Handgriffen ein langer Riemen (Schildfessel) befestigt, mittels dessen der Schild auf dem Marsch um den Hals getragen wurde.

Fig. 10. Normannischer Schild, Anfang 12. Jahrhundert. Fig. 11. Schild des Hochmeisters des Deutschen Ordens um 1320. Fig. 12. Reitertartsche, Mitte 15. Jahrhundert.

Im 13. Jahrhundert wird der Reiterschild infolge der stets fortschreitenden Verbesserung des Harnisches allmählich kürzer und der Oberrand flacher gebildet, bis er um 1300 zu einer kleinen dreieckigen Tartsche mit geradlinigen oder schwach abgerundeten Rändern, dem sogen. petit écu, zusammenschrumpft, der nur noch die halbe Brust und die linke Schulter des Reiters deckte (Fig. 11). Der zu damaliger Zeit minder geachtete und weniger gut gerüstete Fußknecht behielt dagegen zu seinem besseren Schutz die große normannische Schildform noch bei.

Am Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts verschwindet der kleine dreieckige Reiterschild, um einer rechteckigen, fast quadratischen kleinen Tartsche Platz zu machen, deren rechte Seite zum Einlegen der Lanze mit einem Ausschnitt versehen war (Fig. 12). Eine entsprechende Umänderung erfuhr zu derselben Zeit auch der Schild des Fußvolks, dem nunmehr infolge der glänzenden Siege der Schweizer über die trefflich gerüsteten Ritterheere Österreichs eine erhöhte Beachtung geschenkt wurde. Es entsteht daher der Setzschild oder die große Pavese, die, auf den Boden gestellt, eine Deckung bis zur Mitte der Brust gewährte (Fig. 13), sowie ferner die bis zu 2 m hohe, innen mit Eisen beschlagene Sturmwand, die, mit den am unteren Ende angebrachten eisernen Spitzen in die Erde gerammt, den Mann vollständig deckte, wobei ein in Augenhöhe angebrachtes kleines Guckloch die Beobachtung des Feindes ermöglichte.

Fig. 13. Setzschild oder große Pavese, 1. Hälfte 15. Jahrhundert. Fig. 14. Handtartsche oder kleine Pavese, 1. Hälfte 15. Jahrhundert. Fig. 15. Ungarische Tartsche, 2. Hälfte 15. Jahrhundert.

Die Pavese, deren Name sich von der schon im Altertum als Schildwerkstätte berühmten Stadt Pavia ableitet, war besonders in den böhmischen Heeren beliebt, bei denen, wie in der Böheimschlacht (12. Sept. 1504), die dicht aneinander gereihten Schilde eine feste Schutzwand und somit einen Ersatz für die sonst in den Hussitenkriegen übliche Wagenburg bildeten. Da jedoch diese großen und schweren Pavesen die Beweglichkeit der Truppen hinderten und sich mehr zur Verteidigung als zum Angriff eigneten, entstand gleichzeitig für das leichtbewaffnete Fußvolk, insbes. für die Bogen- und Armbrustschützen, eine kleinere und leichtere Art Handschild, die kleine Pavese (Fig. 14).

Die Mehrzahl aller dieser rechteckig geformten Setz- und Handschilde hatte in der Mitte eine von oben nach unten laufende hohle Ausbauchung, innerhalb der sich die eisernen oder ledernen Handhaben befanden, und zeigte auf der mit Leder oder Pergament überzogenen Außenseite geschmackvolle religiöse oder heraldische Malereien in Tempera. Eine besondere Art dieser Tartschen bildete zu derselben Zeit in den unter dem Einfluss des Orients stehenden ungarischen, polnischen und moskowitischen Heeren die sogen. ungarische Tartsche mit einem tief nach rechts abgeschrägten oberen Rande (Fig. 15) sowie die von den spanischen Mauren übernommene und in den romanischen Ländern beliebte Adarga (vom arabischen dárake, daher das Wort »Tartsche«, Fig. 16). Dieser ovale oder herzförmige Schild entsprach dem seit undenklichen Zeiten im Orient üblichen kleinen Rundschild, der, meist aus hartem Leder gefertigt, mit ornamentierten Buckeln beschlagen und mit bunten Malereien verziert war (Fig. 17).

Fig. 16. Maurische Adarga (Innenseite), 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Fig. 17. Orientalischer Rundschild (Sammlung in Zarskoje Selo, Russland.

Infolge der Vervollkommnung des Plattenharnisches gegen Mitte des 15. Jahrhunderts verschwindet allmählich die kleine Reitertartsche und findet als Verstärkungsstück nur noch im Turnier Anwendung, wo sie beim Rennen oder Stechen an den Brustharnisch angeschraubt oder festgebunden wurde.

Fig. 18. Rundschild (Rondache). Fig. 20. Getriebener Schild. Zeit Heinrichs II. von Frankreich (Paris).

Mit dem Aufkommen der Landsknechte und der Entwicklung der Feuerwaffen gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts verschwindet in Deutschland der Schild auch beim Fußvolk, während er sich in den italienischen, französischen und spanisch-niederländischen Heeren wegen der hier eingeführten Fechtweise mit Degen und Schild zur Rondelle oder Rondache entwickelte und sich noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt (Fig. 18). Dieser eiserne, meist schussfreie und daher sehr schwere Rundschild wird zuweilen auch noch mit verschiedenen komplizierten Parier- und Angriffsvorrichtungen, wie Degenbrechern, Klingenfängern und Stoßklingen, versehen und durch eine eingefügte kleine Blendlaterne auch zu nächtlichen Überfällen (Kamisaden) eingerichtet (Fig. 19).

Fig. 19. Italienischer Armschild (Laternenschild), 1. Hälfte 16. Jahrhundert.

Nicht zu verwechseln mit diesen für den Kriegsfall bestimmten Schilden sind die reich getriebenen, ziselierten und goldtauschierten Prunkschilde, die sich kunstbegeisterte Herrscher zur Zeit der Renaissance von den ersten und berühmtesten Künstlern anfertigen ließen, um als vielbewunderte Kunstwerke nur bei Festlichkeiten zur Erhöhung fürstlichen Glanzes Verwendung zu finden (Fig. 20).

Im Rittertum des Mittelalters spielte der Schild eine bedeutende Rolle. Das Berühren des Schildes ist eine Herausforderung zum Zweikampf; Ritter, die in der Schlacht fielen, wurden mit dem Schild bedeckt; in seinem Schild empfing der Ritter die Gabe seines Herrn; starb ein Fürst, so trugen seine Getreuen als Zeichen der Landestrauer den Schild verkehrt, d. h. mit der Spitze nach oben. Auch das Wort Schildwache gehört hierher, da man an dem Bild auf dem Schild erkannte, ob der Träger Feind oder Freund war. Schild auch Wappen.

Die noch heute übliche Redensart: jemand auf den Schild erheben schreibt sich daher, dass es lange bei vielen Völkern für die höchste Ehrenbezeigung galt, auf dem Schild emporgehoben zu werden. Bei den Burgundern diente es als Zeichen der Königswahl, ebenso bei den Westgoten, deren junger Anführer Thorismund nach dem Sieg über Attila in der gewaltigen Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (451 n. Chr.) auf diese Weise zum König erhoben wurde.

Bibliographie

  • »Zeitschrift für historische Waffenkunde« (Dresd., seit 1897)
  • Böheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde (Leipz. 1890)
  • Clephan: The defensive armor and the weapons and the engines of war of mediaeval times and of the Renaissance (Lond. 1900)
  • Demmin: Die Kriegswaffen (4. Aufl., Leipz. 1893)
  • Frobenius: Der Ursprung der afrikanischen Kulturen (Berl. 1898)
  • Frobenius: Geographische Kulturkunde (Leipz. 1904)
  • Jähns: Handbuch der Geschichte des Kriegswesens (Leipz. 1880)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Schutzwaffen