Stab

Generalstab der kursächsischen Armee im Österreichischen Erbfolgekrieg, 15 mm Figuren Old Glory.

Stab (lat. scipio), ursprünglich als Zeichen des Befehlshabers, wird in diesem Sinne nicht mehr gebraucht, und bezieht sich jetzt nicht nur auf ihn selbst, sondern auch auf seine Umgebungen, die ihm in Dienstgeschäften an die Hand gehen; hierher gehören auch vorzüglich alle Militärindividuen, welche nicht in Reih und Glied stehen, und der Stab eines Regiments oder Bataillons ist daher als eine moralische Person zu betrachten.

In Zusammensetzungen gibt dieses Wort gewöhnlich den Begriff, zum Stabe gehörig oder dabei befindlich etc., wovon jedoch Stabsoffizier abweicht, weil hierdurch eine besondere Klasse Offiziere benannt wird, und wozu Obristen, Obristlieutenants und Majors gehören. Auch macht man wohl einen Unterschied zwischen Ober- und Unterstab, unter welcher letzteren Benennung alle diejenigen zum Stabe gehörigen Personen begriffen werden, welche nicht wirkliche Offiziere sind. Stabskapitän (Stabsrittmeister bei berittenen Einheiten) ist ein Hauptmann, welcher entweder für einen anderen, oder neben einem anderen, bei derselben Kompagnie, seine Stelle bekleidet.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Stab (lat. scipio), im Altertum Auszeichnung für ältere Personen oder Könige (s. Kommandostab und Zepter); auch Abzeichen gewisser Priestertümer, wie der Krummstab (s. d.) der römischen Auguren, den die christliche Kirche als Symbol des geistlichen Hirtenamtes übernahm (Hirtenstab, Bischofsstab). Den Stab als Attribut und Gerät der Zauberer (Zauberstab) führte schon im alten Chaldäa die »Dame (Göttin) des magischen Stabes«, sodann Moses, Zoroaster (Zarathustra) und im griechischen Mythus Hermes. Auch ist der Stab Zeichen der richterlichen und oberherrschaftlichen Gewalt, bei den Römern als Vindicta (s. d.) der Stab, mit dem die durch Klage vindizierte Sache oder der freizulassende Sklave berührt wurde. Über den Ausdruck: den Stab über jemand brechen, s. Gerichtsstab.

Gebrochener Stab.

In der Baukunst, und im Kunsthandwerk (Möbeltischlerei) ist Stab ein rundes Glied von verschiedener Form: als Astragal (Perlstab), Rundstab, gebrochener Stab (s. Abbildung), gewundener Stab, gewunden mit Hohlkehlen etc. (vgl. Viertelstab).

Meterstab.

Stab (Zollstock, Zollstab, Meterstab), Nebenbezeichnung des Meters in Deutschland 1868–1884, ferner Konkordatsmaß der Schweiz 1835–1876 (Aune, s. d.) zu 2 Ellen = 1,2 m, in Frankfurt a. M. für französische Zeugwaren = 1,182 m, in Sachsen 2 Ellen = 1,133 m.

Stab (franz. État-Major), die zu dem Kommando eines Truppenteils oder höheren Verbandes gehörigen Personen. Man unterscheidet den Oberstab, Offiziere und im Offiziersrang stehende Beamte, und den Unterstab, Schreiber, Ordonnanzen, Büchsenmacher u. dgl. Höhere Stäbe sind die Kommandobehörden der Armee, Armeekorps, Infanterie- und Kavalleriedivisionen, Brigaden, die neben einer größeren Zahl von Offizieren etc. noch richterliche Beamte, Intendantur-, Feldpostbeamte, Feldgeistliche etc. umfassen. Stabsordonnanzen sind die den Befehlshabern vom Brigadekommandeur einschließlich aufwärts zum Teil schon im Frieden von berittenen Waffen gestellten Mannschaften zum persönlichen Dienst; sie tragen eine besondere Uniform. Stabswachen, im deutschen Heer nur im Kriege, bestehen in geringer Stärke bei den höheren Kommandobehörden unter Führung von Offizieren.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe