Staufer
Staufer (auch fälschlicherweise Hohenstaufen genannt), Herrschergeschlecht, das von 1138–1254 den deutschen Königsthron innehatte. Der erste Ahnherr ist der Ritter Friedrich von Büren um die Mitte des 11. Jahrhunderts, so genannt nach dem Ort Büren, d. h. Wäschenbeuren, jetzt dem sogen. Wäscherschlösschen bei Lorch in Schwaben; sein Sohn Friedrich von Staufen (gest. 1105) baut auf dem benachbarten Hohenstaufen die neue Burg, die fortan dem Geschlecht den Namen gibt, erhält von Kaiser Heinrich IV. wegen der ihm bewiesenen Treue 1079 das Herzogtum Schwaben, seine Tochter Agnes zur Gemahlin und, als der Kaiser 1081 zur Bekämpfung des Papstes über die Alpen zieht, die Stellvertretung in Deutschland. Bertold, der Sohn des Gegenkönigs Rudolf, und Bertold II. von Zähringen macht Friedrich den Besitz Schwabens streitig, und erst nach langen, wechselvollen Kämpfen (bei Höchstädt erleidet er 1081 eine Niederlage) erhält er 1097 nochmals eine feierliche Belehnung.
Seine Söhne Friedrich II. (gest. 1147) oder der Einäugige, den Heinrich IV. als Herzog von Schwaben bestätigt, und Konrad, den Heinrich V. mit dem Herzogtum Franken belehnt, unterstützen den Kaiser beim Investiturstreit und in den Kämpfen mit dem Herzog Lothar von Sachsen. Mit dem Tode Heinrichs V. fallen dessen Hausgüter infolge der Vermählung seiner Schwester Agnes an die Staufer; Friedrich tritt 1125 auf dem Wahltag zu Mainz als Bewerber um die Königskrone auf, unterliegt aber seinem Nebenbuhler Lothar von Sachsen. Langwierige Kämpfe zwischen dem König, den Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern, unterstützt, und den beiden Staufern sind die Folge: Konrad zieht mit Heeresmacht nach Italien und erreicht 1128 in Monza seine Krönung zum König von Italien; allein die Welfen und der Papst bedrängen ihn hart, und am Ende müssen die Staufer nachgeben. Konrad verzichtet 1135 auf die Königswürde, erhält nebst seinem Bruder vom Kaiser Verzeihung und Rückgabe seiner Besitzungen und wird nach dem Tode Lothars (1137) sogar 1138 zum König gewählt. Unter Konrad III. (1138–52) entbrennte der heftige und langwierige Kampf zwischen den Staufern (Ghibellinen) und den Welfen (Guelfen).
Auf seinem Sterbebett schlägt Konrad mit Übergehung seines eigenen unmündigen Sohnes Friedrich IV. von Rotenburg (gest. 1167), der das Herzogtum Schwaben erhält, seinen Neffen Friedrich I., Barbarossa, zu seinem Nachfolger vor, der von 1152 bis 1190 regiert und die königliche Macht in Deutschland wieder befestigt. Unter ihm blüht das Geschlecht in stattlichen Söhnen, Heinrich VI., Friedrich, Konrad, Otto und Philipp, auf, und am herrlichsten zeigt sich dessen Glanz auf dem Hoftag zu Mainz Pfingsten 1184. Friedrichs Nachfolger Heinrich VI. (1190–97) erwirbt durch seine Gemahlin Neapel und Sizilien und hegt neben anderen großartigen Plänen den, die deutsche Königskrone seinem Haus erblich zu sichern, stirbt aber zu früh. Sein Bruder Philipp (1198–1208) muss gegen den von der welfischen Partei aufgestellten und von Papst Innozenz III. begünstigten Gegenkönig Otto IV. einen langwierigen Krieg führen und, um sich seine Anhänger zu erhalten, viele Besitzungen des Hauses veräußern und Reichsgut verschenken; als er endlich die Oberhand erlangt hat und sich zum letzten Feldzug rüstet, ward er 1208 in Bamberg von Otto von Wittelsbach ermordet.
Unter seinem Neffen, Heinrichs VI. Sohn, dem jungen König von Neapel und Sizilien, Friedrich II., der 1212 als Gegenkönig gegen Otto IV. auftritt und 1215 allgemeine Anerkennung in Deutschland erlangt, steigt noch einmal der Glanz der Staufer aufs höchste. Friedrich strebt nach der Weltherrschaft, erwirbt seinem Hause die Königreiche Sardinien und Jerusalem, unterliegt aber in dem langen, großartigen Kampf mit den lombardischen Städten und dem übermächtigen Papsttum, das in Deutschland und in Italien das Volk zur Empörung gegen ihn reizt und nach seinem Tode 1250 sein Geschlecht mit unversöhnlichem Hass verfolgt.
Konrad IV. (1250–54), Friedrichs Sohn, der letzte Staufer, der die deutsche Krone trägt, sucht, wie sein Halbbruder Manfred, vergeblich seinem Hause das Königreich beider Sizilien zu erhalten. Als Manfred endlich seine Herrschaft in Neapel befestigt und durch den Sieg von Montaperto (1260) das Übergewicht auch in Mittelitalien erlangt hat, ruft Papst Clemens IV. Karl von Anjou zu Hilfe und gibt ihm Sizilien als päpstliches Lehen. Manfred verliert Krone und Leben in der Schlacht bei Benevent (26. Febr. 1266); seine Gemahlin und seine Söhne bleiben bis zu ihrem Tod in strenger Kerkerhaft. Der junge Sohn Konrads IV., Konradin, der 1267 nach Italien zieht, um sein väterliches Erbreich wiederzuerobern, unterliegt bei Tagliacozzo 23. Aug. 1268, wird auf der Flucht in Astura gefangen, von Karl von Anjou zum Tode verurteilt und 29. Okt. 1268, kaum 17 Jahre alt, in Neapel hingerichtet. Der letzte Sohn Friedrichs II., der schöne König Enzio von Sardinien, stirbt 14. März 1272 in Bologna nach 22jähriger Gefangenschaft, seine letzte Tochter, Katharina, 1279 als Nonne in einem französischen Kloster bei Montargis. Die Rechte der Staufer auf das Königreich beider Sizilien erbt König Peter III. von Aragonien als Gemahl Konstanzes, der Tochter Manfreds.
Bibliographie
- Jastrow u. Winter: Dt. Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen (Stuttg. 1897–1901, 2 Bde.)
- Kurowski, Frank: Die Sachsen – Schwertgenossen Sahsnôtas (Hamb. 2009)
- Meister: Die Hohenstaufen im Elsaß 1079–1255 (Straßburger Diss. 1890)
- Raumer, F. v.: Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.)
- Schirrmacher: Die letzten Hohenstaufen (Götting. 1871)
- SPIEGEL GESCHICHTE – 4/2010: Die Welt der Staufer
- Zimmermann: Geschichte der Hohenstaufen (2. Aufl., Stuttg. 1865)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909