Stuck

Stuck (ital. stucco), aus Gips und verschiedenen Zusätzen hergestellte Stein- oder Holzsurrogate. Der gebräuchlichste Stuck (Gipsstuck), für wohlfeilen bildnerischen Schmuck am Äußeren und Inneren von Gebäuden, ist ein mit dünner Borax- oder Alaunlösung, auch mit Leimwasser hergestellter Gipsguss in Leimformen, die sich nach dem Erhärten des Gipses selbst bei stark unterschnittenen Stücken leicht abziehen lassen. Im Freien muss er unter Ölanstrich gehalten werden. An massiven Bauteilen befestigt man kleinere Zierstücke, Gliederungen etc. durch »Ansetzen« mit Gips, größere Stücke (Konsolen, Kartuschen etc.) durch Aufhängen auf Bankeisen, durch große Nägel und dergleichen, an Steindecken mittels eingegipster Steinschrauben. An Holzflächen (Zimmerdecken) muss der Stuck angeschraubt werden. Im Innern von Gebäuden ist die Anwendung von Gipsstuck auch in ästhetischer Beziehung am Platze, weil es sich dabei in der Regel um Zwecke der durch Farbe und Vergoldung belebten architektonischen Dekoration handelt. Dies gilt namentlich für die geschichtlichen Stile, für deren zeitlich letzte, den Barock und das Rokoko, die Stuckdekoration geradezu charakteristisch ist. Wird dagegen Stein- oder Holzarchitektur mittels des Stucks nachgeahmt, so sinkt dieser zum Surrogatmaterial herab. Das Mittelalter fertigte im Innern von Gebäuden, wo, wie z. B. in Backsteingegenden, der Haustein fehlte, einzelne verzierte Bauteile zwar aus Stuck; es bildete diese dann aber stuckgemäß, modellierte den Stuck freihändig an seinem Platz und sicherte ihm dadurch die lebendige künstlerische Wirkung. So sind schon von den Alten der Kalkstuck für das Äußere und der Weißstuck für das Innere von Gebäuden angefertigt worden. Die Römer benutzten nachweisbar nur Kalk und Marmorstaub (opus albarium et marmoratum, auch coronarium), fertigten also wohl nur eine Art Kalkstuck. Bei dem heutigen Weißstuck findet auch Gips Anwendung. Das Ornament wird aus dem Gips- und Kalkbewurf zunächst im Rohen herausmodelliert, und die feineren Einzelheiten werden dann in einem feineren Stuckmörtel, dem Marmorstaub zugemischt ist, ebenso durchgearbeitet, wie das beim Modellieren im Ton geschieht. Diese gesunde Technik, die sogenannte angetragene Arbeit, ist neuerdings wieder in Aufnahme gekommen und verdrängt bei guten architektonischen Werken den geformten Stuck. Da der Gipsstuck, auf Holz befestigt, leicht Risse bekommt und herabstürzt, verwendet man in neuerer Zeit mit Vorteil Staff-, Stein- oder Trockenstuck. Zu seiner Herstellung wird in die Leimform eine dünne Lage Gips gegossen, auf die Metallstreifen gelegt werden, die etwas über den Rand der Form überstehen, um später zur Befestigung des Stückes zu dienen; darüber wird Nessel gebreitet und dann ein zweiter dünner Gipsguss aufgebracht. Der Gips erhält starken Leimzusatz, das Ganze verbindet sich zu einer sehr festen, leichten Masse, aus der sich bedeutend größere Stücke herstellen lassen als aus gewöhnlichem Stuck. Ein Fabrikat von ähnlichen Vorzügen ist der weniger gebräuchliche Holzgips-Trockenstuck, dessen Hauptbestandteile neben Gips Holzstoff und Papier sind. Auch Tripolith, Steinpappe und »weißer Zement«, ein Mischung von Gips und verschiedenen anderen Stoffen, dienen als Ersatz für den Stuck. Im weiteren Sinne gehört zum Stuck auch der Flächenstuck oder Stuckputz, entweder gewöhnlicher Gipsputz (s. Putz) oder glatter, unverzierter, d. h. reliefloser Kalkstuck (Marmorinoputz) oder Weißstuck (Weißstuckputz, Stucco), oder eine jener Flächenstuckarten, durch die Marmor imitiert werden soll, und für welche die Bezeichnungen Stuckmarmor, Marezzomarmor, Stucco lustro etc. gebräuchlich sind.

Bibliographie

  • »Baukunde des Architekten«, Bd. 1, Teil 2 (5. Aufl., Berl. 1905)
  • Fink: Der Tüncher, Stuckator etc. (Leipz. 1866)
  • Heusinger v. Waldeck: Die Ton-, Kalk-, Zement- und Gipsindustrie, 3. Teil: Der Gips (2. Aufl., Leipz. 1906)
  • Ziller: Handbuch für Modelleure, Gipsformer, Bildhauer und Stuckateure (Dresd. 1906)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe