Tarnanstriche und Tarnmuster der Wehrmacht

Zweiter Weltkrieg, 1938–1945

Tarnanstriche und Tarnmuster der Wehrmacht, Zweiter Weltkrieg, 1938–1945.

Die Tarnanstriche der Wehrmacht waren durch entsprechende Heeresmitteilungen geregelt, die während des gesamten Krieges herausgegeben wurden. Grundfarben der Fahrzeuge waren ab Werk dauerhaft aufzutragen, und die Fabriken waren die ersten, die Änderungen der Grundfarbe durchführten. Als 1943 Dunkelgelb als neue Grundfarbe eingeführt wurde, wurde diese Vorschrift schnell umgesetzt, alles neu produzierte Gerät wurde unmittelbar im Werk lackiert. Depotfahrzeuge waren nur noch in der neuen Grundfarbe an Einheiten auszuhändigen. Bereits in Betrieb befindliche Fahrzeuge durften jedoch nicht umlackiert werden, sie behielten die dunkelgraue Grundfarbe.

Grundanstriche

  • 1935–1939 Anthrazitgrauer Grundanstrich.
  • 1940 Dunkelgrauer Grundanstrich.
  • 1941 Nordafrika.
  • 1942 Nordafrika/Kreta.
  • 1943 Dunkelgelber Grundanstrich.
  • 1944 Hinterhalt-Tarnung.
  • 1944 Oxidrote Grundierung als Grundanstrich.
  • 1944 Dunkelgrüner Grundanstrich.

Verzerranstriche wurden im Feld aufgebracht, wobei wasser- und kraftstofflösliche Tarnpaste zum Einsatz kam, die in den Farbtönen Dunkelgelb, Olivgrün und Rotbraun lieferbar war. Tarnpaste konnte mit Kraftstoff abgewaschen werden, falls ein Tarnanstrich an örtliche und jahreszeitliche Gegebenheiten angepasst werden musste. Tarnpaste wurde 1943 auch auf anthrazitgrau oder dunkelgrau lackierten Fahrzeugen verwendet.

Anthrazitgrau mit Signalbraun, 1935–1939

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
7016 Anthrazitgrau Werkslackierung X802
8002 Signalbraun Tarnflecken X801
Diesen Tarnanstrich erhielten Fahrzeuge, die 1939 eingezogen wurden. Die Grundfarbe dominierte den Verzerranstrich im Verhältnis 2 zu 1, mit weichen Übergängen zwischen den Farben.

Dunkelgrau Nr. 46 (HM 1940, Nr. 864 vom 31.06.1940)

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
7021 Dunkelgrau Werkslackierung TC 1 X800
Dunkelgrau Nr. 46 ersetzte 1940 den früheren zweifarbigen Tarnanstrich, um Farbe zu sparen. Dunkelgrau Nr. 46 wurde im Februar 1943 eingestellt. In Betrieb befindliche Fahrzeuge durften nicht umlackiert werden. Stattdessen wurden Tarnpasten verwendet, um zwei- und dreifarbige Tarnmuster auf die dunkelgraue Grundfarbe aufzubringen. Im Zeitraum der Schlacht bei Kursk 1934 ist dokumentiert, dass viele dunkelgrau lackierte Fahrzeuge mit dunkelgelben Flecken getarnt wurden, typischerweise im empfohlenen Verhältnis von 2 zu 1.

Afrika-Anstrich (Heeresmitteilung 1941, Nr. 281)

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
8000 Gelbbraun Grundfarbe TC 2 X803
7008 Graugrün Tarnflecken TC 4 X804
Die in Afrika deployierten, dunkelgrauen Fahrzeuge wurden außen in der neuen Grundfarbe lackiert und erhielten Tarnflecken. Die Grundfarbe dominierte den Verzerranstrich im Verhältnis 2 zu 1, mit weichen Übergängen zwischen den Farben.

Afrika-Anstrich (HM 1942, Nr. 315 vom 25.03.1942)

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
8020 Braun Grundfarbe X808
7027 Grau Tarnflecken X809
Der neue Tarnanstrich für Afrika wurde im März 1942 eingeführt. Vorhandene Lacke und Tarnpasten des früheren Musters sollten aufgebraucht werden, was in der Zwischenzeit zu einer Mustermischung führte. Das neue Afrika-Muster wurde auch auf Kreta verwendet (HM 1942, Nr. 600). Zum Lackieren von Fahrzeugplanen sollte wasserlösliche und entfernbare Tarnpaste verwendet werden. Angesichts der schwierigen Versorgungslage im Afrikafeldzug ist verständlich, dass gelegentlich auch B.S.C. № 61 »Light Stone«, B.S.C. № 64 »Portland Stone« und andere Beutefarben für Fahrzeuge des Afrikakorps verwendet wurden.

Dunkelgelbe Grundfarbe mit Tarnflecken (HM 1943, Nr. 181 und 322)

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
7028 Dunkelgelb I Werkslackierung TC 3 X805
6003 Olivgrün Tarnflecken TC 5 X806
8017 Rotbraun Tarnflecken TC 6 X807
Ab Februar 1943 wurden die Fahrzeuge in der Werksgrundierung Dunkelgelb nach Muster geliefert, die nach regionalen und saisonalen Erfordernissen mit Verzerranstrichen zu versehen waren. Infolgedessen gab es eine große Vielfalt an zwei- und dreifarbigen Tarnanstrichen, die sogar nebeneinander in derselben Einheit dienten. Dunkelgrau lackierte Einsatzfahrzeuge durften nicht in der neuen Grundfarbe umlackiert werden. Stattdessen sollten Tarnpaste für zwei- und dreifarbige Tarnmuster verwendet werden.

Hinterhalt-Tarnung, 19. August 1944

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
Dunkelgelb nach Muster Werkslackierung TC 3 X805
6003 Olivgrün Tarnflecken TC 5 X806
8017 Rotbraun Tarnflecken TC 6 X807
Die Hinterhalt-Tarnung wurde entwickelt, um Fahrzeuge unter Bäumen zu verstecken, eine wichtige Überlegung angesichts der alliierten Luftüberlegenheit nach der Landung in der Normandie. Die Hinterhalt-Tarnung wurde werkseitig unter Verwendung von Standarddesigns angebracht.

Oxidroter Grundanstrich mit Tarnflecken, 31. Oktober 1944

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
8012 Dark Red Primer Werkslackierung
6003 Olivgrün Tarnflecken TC 5 X806
Dunkelgelb nach Muster Tarnflecken TC 3 X805
7021 Schwarzgrau Tarnflecken TC 1 X800
Ein vereinfachtes Verfahren zum Auftragen des dreifarbigen Tarnanstich, wobei die oxidrote Grundierung als Grundfarbe fungierte und werkseitig Tarnflecken von Olivgrün und Dunkelgelb hinzugefügt wurden. Dunkelgrau kann gelegentlich als Alternative zu Dunkelgelb verwendet worden sein.

Olivgrüne Grundfarbe mit Tarnflecken, 31. November 1944

RAL Anmerkung Gunze Xtracolor
6003 Olivgrün Werkslackierung TC 5 X806
8017 Rotbraun Tarnflecken TC 6 X807
Dunkelgelb nach Muster Tarnflecken TC 3 X805
Einige Fahrzeuge wurden möglicherweise nur in olivgrüner Grundierung an die Front gebracht, um von den empfangenden Einheiten getarnt zu werden.

Wintertarnanstrich

Heeresmitteilung 1941, Nr. 1128 vom 18. November 1941 regelte das Anbringen von Schneetarnung für Fahrzeuge, die in Norwegen, Finnland und Russland eingesetzt wurden. Auf die dunkelgraue Grundierung war weiße Tarnpaste aufzutragen, die nach der Schneeschmelze mit Benzin wieder abgewaschen werden sollte. Die Versorgungsprobleme an der Ostfront waren jedoch so groß, dass diese Anweisung nicht befolgt werden konnte. Ersatzfahrzeuge und frisch an die Front geschickte Divisionen wurden entsprechend lackiert, bereits eingesetzte Einheiten mussten jedoch Schlämmkreide verwenden, um ihre Fahrzeuge zu tarnen.

Luftperspektive

Ein Stück Originallack eines historischen Panzerfahrzeugs mag durchaus die gleiche olivgrüne oder dunkelgraue Farbe besitzen, die der Bastler heute bei Revell und Humbrol kaufen kann, aber es wäre ein Fehler, Modelle im Maßstab 1:72 auf diese Weise zu lackieren. Aus der Ferne betrachtet erscheint das dem Sonnenlicht ausgesetzte reale Fahrzeug nämlich deutlich heller als ein kleines, in der gleichen Farbe lackiertes Modell. Staub, der sich auf dem Fahrzeug ablagert, kann die Grundfarbe weiter optisch aufhellen, die Tarnwirkung manchmal vollständig zunichte machen und es unmöglich werden lassen, das Fahrzeug vor dem dunklen Hintergrund einer Baumgrenze oder eines Waldes zu verstecken.

Ein Verständnis der Luftperspektive hilft Modellbauern, diesen Effekt zu simulieren. Die historische Grundfarbe wird als Grundierung verwendet, vorzugsweise aufgesprüht, um das Lackieren zu beschleunigen. Die Grundierung sollte trocknen, bevor weitere Farbe aufgetragen wird. Anschließend wird die Grundfarbe mit Weiß oder Dunkelgelb abgetönt und das Fahrzeug damit trockengebürstet. Die erhabenen Flächen des Modells nehmen die Farbe an, so wie das echte Fahrzeug Sonnenlicht aufnimmt. Nebeneinander betrachtet, allerdings im entsprechenden maßstäblichen Abstand voneinander, erscheinen Fahrzeug und Modell gleich groß und ihr farblicher Gesamteindruck sollte ähnlich sein, abhängig von der Intensität der natürlichen Beleuchtung, die der Modellbauer nachbilden möchte. Das Trockenbürsten kann in mehreren Schichten erfolgen, wobei jedes Mal mehr Weiß zugesetzt wird. Eine letzte Schicht Staubgrau kann aufgetragen werden, um die kumulative Wirkung zu simulieren, die ein staubiger Straßenmarsch auf das Fahrzeug und seine Besatzung haben würde.

Figuren und Fahrzeuge der Deutschen Wehrmacht