Terrain
Terrain (Gelände), nennt man im Allgemeinen die Oberfläche der Erde; diese wird in Land und Wasser eingeteilt. Das erste, was auf dem Lande in die Augen fällt, sind große Unebenheiten, Berge genannt; diese sind größere oder kleinere Teile eines zusammenhängenden Gebirges; die Gebirge sind nach ihrer Höhe, Steilheit, Zugänglichkeit oder Unzugänglichkeit, hohe, Mittel-, sanfte und wellförmige Gebirge. Durch die Höhen entstehen auch Tiefen, welche man Täler kennt, und deren Seiten sanft, steil, jäh, auch senkrecht sein können. Wo keine dergleichen Unebenheiten sich befinden, ist das Terrain eben; die Ebene ist aber in militärischer Hinsicht vollkommen, wenn die Truppenbewegungen durch nichts verhindert, und dem Feinde versteckt werden können; sie ist bedeckt, wenn sie wegen Waldungen, Strauchwerk, oder hohem Anbau, keine freie Aussicht gewährt; sie heißt durchschnitten, wenn trockene oder nasse Gräben, Flüsse, Moräste, Sümpfe, den Truppenbewegungen hinderlich sind.
Hieraus ist die nun allgemeine militärische Einteilung des Terrain abzuleiten, nämlich 1) ebenes Terrain, worunter eine vollkommene Ebene verstanden wird, welche aber darum noch nicht waagerecht zu sein braucht, die überhaupt nirgends vorhanden ist, es sei denn bei einem mehrere Fuß tiefen lockeren Sand. 2) Durchschnittenes oder coupiertes Terrain, worunter Gebirge, d. h. Landesstrecke, deren Unebenheiten in Bergen und Tälern bestehen, so dass dadurch die Truppenbewegungen gehindert werden, ferner bedeckte und durchschnittene Ebenen, zu verstehen sind.
Das Wasser wird aus dem Luftkreise durch Regen, Tau, Nebel, Schnee, niedergeschlagen; es dringt in die Erde, und quillt aus derselben, oder sammelt sich auf der Oberfläche in Bächen, Flüssen, Seen und Teichen; es bildet das Weltmeer, und nimmt den größten Teil der Oberfläche unserer Erde ein. Die Bergrücken und deren Zweige teilen das ganze Land wie durch Dämme ab; die zwischen diesen Dämmen fließenden Gewässer werden Bäche, Flüsse und Ströme genannt; die ganze Gegend, aus der sich das Wasser in einen Fluss sammelt, heißt dessen Gebiet.
Ein Landsee ist ein rund herum vom Land umgebenes stillstehende Wasser; andere Seen werden durch Flüsse, in der flachen Ländern, gebildet; die mit Moos, Schilf usw. bewachsenen Seen heißen Sümpfe, wenn sie nie austrocknen; ist dies zu gewissen Zeiten der Fall, so heißen sie Moräste. Ein schiffbares Wasser, welches sich ins Meer ergießt, heißt ein Strom; ein schiffbares Wasser, das in einen Strom fließt, ein großer Fluss; kleine Flüsse sind nicht schiffbar, aber doch in einiger Entfernung von ihrem Ursprung nicht leicht ohne Brücken zu passieren; alle übrigen fließenden Gewässer heißen Bäche.
Es ist für einen jeden Offizier höchst nötig, das Terrain, auf dem er irgend eine militärische Verrichtung ausführen soll, genau zu kennen; hierzu gelangt er durch topographische Karten und Rekognoszierung; das letztere Geschäft aber wird ihm unendlich erleichtert, wenn er ein jedes Terrain zu beurteilen versteht, weil die Ansicht einer Gegend aus der Ferne, uns dieselbe oft ganz anders darstellt, als sie wirklich ist.
Gegenden, welche aus einem zu einer weiten Aussicht schicklichen Punkte eben erscheinen, und wo man beinahe jeden etwas ausgezeichneten Punkt, nach Maßgabe der Entfernung, deutlich sieht, nehmen oft mehrere Quadratmeilen ein; man würde sich aber sehr irren, wenn man eine jede solche ebene Gegend nach dem ersten Überblick, von Hindernissen frei, und für jede militärische Unternehmung als geeignet ansehen wollte. Jedes Terrain fällt, wenn auch kaum merklich, nach einer oder der anderen Seite, nach einem mehr oder weniger entfernten Flusse oder Bache ab; das ablaufende Wasser nimmt dahin seine Richtung; es entstehen Sümpfe, Rinnen, Gräben, Hohlwege, Ravins, steile Ufer, ausgewaschene Vertiefungen, die man nicht vermutet, und die das Auge aus der Ferne nicht entdecken kann. Eine Gegend, wo auf mehrere Meilen kein Baum, kein Hügel zu sehen ist, kann sehr durchschnitten sein; wenn man in solchen Gegenden einige tausend Schritte weit vorgeht, so überzeugt man sich, dass sie oft, ohne vorher untersucht zu werden, für Kavallerie sehr gefährlich sein können; man darf sogar ebenen Strecken von 4 bis 500 Schritten nicht trauen, vielweniger unübersehbaren Ebenen. Man nehme also jederzeit eine gute Karte zur Hand, beurteile, wohin das Terrain seinen Fall habe, welches der erhabenste Teil der Gegend sei, wohin die Gewässer ihren Zug nehmen, und untersuche selbst, oder lasse die Beschaffenheit der Gegend durch zuverlässige Leute untersuchen, um Verlegenheiten auszuweichen.
Bei Ebenen, welche zum Teil von Gebirgen begrenzt sind, ist zu bemerken, dass die aus den Gebirgen in die Ebene tretenden Gewässer, es seien Flüsse oder Bäche, meistenteils ihre Hauptrichtung ändern; sie krümmen sich vielfältig, und haben anfangs meistens ein breites Flussbett. Von den sanftesten Abhängen, welche gegen den Fuß der Berge, besonders bei lockerem Erdreich, sich in sehr kleine Zweige teilen, ziehen Rinnen in die Ebene; es entstehen Sümpfe, oder die flachen Rinnen werden zu Ufern starker Bäche.
Der weniger kultivierte Fuß, zumal eines steil endenden Mittelgebirges, ist meistenteils mit Gestrüpp bedeckt, welches sich oft weit in die Ebene erstreckt. Wo sich das Terrain nicht weit von dem Fuße des Gebirges wieder hebt, gibt es gewöhnlich Sümpfe; die Gebirgsabhänge werden bisweilen 3, 4 bis 6000 Schritte breit, und ziehen ganz eben fort. So lange man den Lauf des Abhanges verfolgt, hat man das sich sanft verlierende Gelände vor sich; die Hindernisse aber liegen zur Seite, und sind oft sehr bedeutend; am häufigsten täuschen in solchen Gegenden die Wege, da sie selten längs dem flachen Abhang fort laufen.
Die Bewohner bauen die Dörfer in seichten Tälern oder Rinnen, weil sie dort hinlänglich Wasser finden; die Kommunikationen ziehen von einem Dorfe zum anderen, mithin quer über die Abhänge; folgt man solchen Wegen, so stößt man auf viele Hindernisse. In einer nahe am Gebirge liegenden Ebene ist es am besten, der Richtung, welche der flache Bergabhang durch die Ebene nimmt, zu folgen. Wenn Chausseen und Landstraßen durch die Ebene ziehen, ist in bevölkerten Ländern die Strecke zu beiden Seiten der Straße meistenteils bedeckt und durchschnitten; das freie Terrain liegt zwischen solchen Hauptkommunikationen, und hierauf muss man bei den Bewegungen der Truppen Rücksicht nehmen. Die Ebene, wo jedes Feld mit Bäumen und Hecken oder Gräben umgeben ist, gestattet in keiner Jahreszeit eine Aussicht; man kann hier nur den Kommunikationen von einem Ort zum anderen folgen, und gegen den Feind nie zu viel Vorsicht gebrauchen. Es gibt aber auch ebene Gegenden, welche wenig durchschnitten sind, und keine Aussicht gewähren, weil die Äcker, Wiesen und dergleichen mit Bäumen umpflanzt sind; diese gleichen lichten Waldungen, und Truppen, welche durch selbige ziehen, finden wenige Hindernisse; sie müssen aber auf eine beträchtliche Strecke Ausspäher nach allen Seiten schicken, um sich keinem Unfall auszusetzen. Stellungen in solchen Gegenden sind meistens nachteilig.
Waldströme, wenn sie durch hohe Gebirge ziehen, sind meistens von 2 bis 3000 Schritt breiten, sehr durchschnittenen Ebenen begleitet; man kann nur der Straße folgen. Das Gebirge ist größtenteils felsig, kahl, oder mit verkrüppeltem Holze bewachsen; die Abhänge sind durch keine bedeutenden Täler durchschnitten, häufige Waldbäche eilen beim Regen dem Waldstrome zu. Außer der Regenzeit sind die Felsenrisse oder Wasserrinnen meistens trocken. Diese Gebirge sind selten bewohnt; es herrscht Einförmigkeit in ihrer Struktur; die Viehweiden im Gebirge sind nicht ergiebig, die Kuppen gleichen sich, und man sieht wenig ausgezeichnete Punkte. Bevor die großen Waldströme das Gebirge gänzlich verlassen, sind die Täler, worin sie fließen, öfters eine Meile breit, und meistens mit Hügeln und kleineren Bergen, die eine freie Aussicht gewähren, umgeben.
Gegenden mit sanftem und offenem Gebirge gewähren von allen Seiten eine freie Aussicht, weil sich keine Rücken oder hohen und breiten Kuppen erheben, die einen Teil der Gegend decken. Man begegnet in solchen sanften Gebirgen wenig Hindernissen, und die Truppen können sich hier oft freier als in ebenen Gegenden bewegen. Die durch den Regen erzeugten Gewässer laufen von der Höhe nach allen Seiten den Haupttälern zu, ohne tiefe Rinnen, oder Täler mit starken Ufern einzugraben; die Abhänge sind nur wenig durchschnitten, und die Absätze selten und unmerklich. Straßen und Wege ziehen sich fort, ohne dass man auf bedeutende Hindernisse stößt; sie folgen dem Bergrücken, und ziehen zunächst an den wenig ausgezeichneten Bergkuppen vorbei. Oft scheint das ganze Gebirge ein Plateau zu sein; nahe an den Haupttälern ist der letzte Abhang zuweilen steil.
Das wellenförmige Gebirge hat nicht immer die nämlichen Vorteile; öfters sind die Unebenheiten sehr stark, Vertiefungen stoßen an Vertiefungen; die zwischen liegenden Erhöhungen machen das Terrain schon für Infanterie beschwerlich, für Kavallerie oft impraktikabel.
Die Mittelgebirge, wo man nach allen Seiten hin eine weite und freie Aussicht hat, sind nicht so häufig, als man bei vielen Gelegenheiten wünschen könnte. Wo Mittelgebirge stark sind, werden Waldungen unterhalten, und es ist für die Kultur am zuträglichsten, wenn sie auf dem Rücken der Gebirge oder der großen Abhänge stehen. Dadurch wird aber sehr oft die Aussicht nach einer oder der anderen Seite verhindert, auch hat man nicht immer Zeit, und es ist oft auch nicht möglich, freie Bergkuppen zu besteigen, von denen man nach allen Seiten hinsehen könnte. Man kann im Mittelgebirge nicht darauf rechnen, jederzeit Kommunikationen längs den Rücken, oder über größere Abhänge zu finden; meistens laufen die Wege in einiger Entfernung vom Rücken oder Abhang auf der sanfteren Seite des Gebirges; sie durchschneiden vielfältig die Anfänge der Täler, wodurch schwer zu passierende Hohlwege entstehen. Die Hauptkommunikationen gehen in Mittelgebirgen meistens längs den Tälern, von einem Hauptteil in das andere aber quer über die Abhänge; Chausseen machen überall Ausnahme. Wo das Mittelgebirge nach allen Seiten freie Aussicht gewährt, und nur der Teil der Abhänge, welche sich dem Fuße des Gebirges nähert, mit Wald bedeckt ist, da zieht beinahe über jeden Abhang ein Weg, der gewöhnlich in ein Seitental einfällt, wenn der Abhang sich mit einem Absturz endigt. Die im Mittelgebirge sich von hohen Kuppen aus reißenden Täler sind meistens sehr eng und steil, nach Beschaffenheit des Erdreichs auch felsig; dagegen ist auch die Verbindung hoher Kuppen im Mittelgebirge meistens sanft.
Das Mittelgebirge ist am leichtesten zu beurteilen, wenn man erst von der einen, dann von der anderen Seite her, ein beträchtliches Tal begleitenden, Bergrücken ansieht. Sieht man es gegen oder nach dem Laufe des Tales an, so ist es schwer zu beurteilen, wenn auch der gewählte Standpunkt eine weite Aussicht gewährt. Wenn auf einem sehr hohen Gebirge Viehweiden oder kahle Rücken eine freie Aussicht gestatten, so ist es oft vorteilhaft, seinen Standpunkt zur Ansicht des Gebirges gegenüber von dem Punkte, wo ein großes Tal in das Haupttal einfällt, zu wählen, weil, wenn man sehr hoch steht, ein beträchtlicher Teil der Wände, die das Tal begleiten, und die auf der einen Seite langen, auf der anderen Seite aber steileren und kürzeren Abhänge, so wie die Wendungen der das Tal begleitenden Bergrücken, sich am deutlichsten darstellen. Die Grundfläche dieser Bergrücken ist of 6, 8 bis 10.000 Schritte breit. Steht man einem solchen Tale gegenüber, so sieht man auch auf- und abwärts vom Haupttale einen beträchtlichen Teil der Abstürze der das große Tal begleitenden Rücken.
Ist das hohe Gebirge bewohnt, so sind die Ortschaften höchsten auf 2000 Schritte von den größeren oder Haupttälern entfernt; sind die Viehweiden auf den Bergrücken ergiebig, so liegen die Sennhütten gewöhnlich einige hundert Schritte unter dem Rücken, am Anfange der Täler oder Wälder; dahin führen meistenteils schmale Wege, Reit- oder Fußsteige, vermittelst deren man auf solche Gebirge gelangen kann. Werden aber die Wälder genutzt, so findet man auch Dörfer oder Wohnungen am Anfang große Täler, und gute aus den Haupttälern dahin führende Kommunikationen.
Um aus einer gewissen Entfernung die Bestandteile eines Gebirges beurteilen zu wollen, muss man seinen Blick auf die Linie heften, welche die Kante des Gebirges am Horizont verzeichnet, ohne sich anfangs um die im Vordergrund befindlichen, öfters mit den hinteren nicht zusammenhängenden Bergteile zu bekümmern. Nach dem am Horizont durch gerade und krumme Linien bezeichneten Umriss eines Gebirges, kann man dann die vorliegenden Kuppen, Absätze, Abhänge und Täler unterscheiden, die Gebirgsteile, welche am Vordergrunde liegen, auseinander setzen, und auf jene schließen, welche sich auf den Seiten, die man nicht sieht, befinden müssen. Je weniger sich die Umrisslinien eines von zwei entgegengesetzten Seiten gesehenen Gebirges gleichen, desto breiter ist dessen Rücken. Steht man selbst sehr hoch, so erscheint das unter uns liegende, und durch ein Tal geschiedene Gebirge sehr flach, wobei man sich aber sehr irren würde, wenn man dies als wahr annehmen wollte.
Die Gewässer im hohen Gebirge haben bei ihrem starken Gefälle und meistens steinigem oder felsigem Bette, selten ein Ufer; sie fließen in ausgewaschenen Gründen, und man kann solche bis auf eine beträchtliche Strecke von ihrem Ursprung durchreiten oder durchfahren. Im Mittelgebirge haben die Gewässer gewöhnlich Ufer, und sind wegen ihres aus Stein und Kies bestehenden Bodens beinahe an allen Orten zu passieren. In sanften Gebirgen haben die Gewässer Ufer; ihr Bett hält Treibsand; große Bäche und Flüsse kann man nur stellenweise durchschreiten oder durchfahren. Im flachen Lande schlängeln sich die Flüsse wegen ihres geringen Gefälles in den mit Schlamm und Treibsand angefüllten Betten. Die meisten Länder dieser Art bestehen, wenn sie nicht kultiviert sind, aus unzugänglichen Sümpfen und Brüchen.
Die periodischen Anschwellungen der Flüsse sind teils Frühlings-, teils Sommer-, teils Herbstwasser. Das Sommerwasser entsteht gewöhnlich nur in Hauptflüssen, weil der im Gebirge auftauende Schnee zwei und mehrere Monate braucht, um durch die entfernten Bäche und vielen Umwege sich in dem Hauptstrom zu sammeln; dazu kommen die in unserem Erdstriche gemeiniglich im Junius, in das mittlere und untere Gebiet der Ströme einfallenden starken Sommerregen. Bevor der Winter eintritt, gibt es bei uns gewöhnlich ebenfalls starken, anhaltenden Regen, wodurch das Herbstwasser entsteht. Die Höhen, bis wohin das Wasser reicht, wenn ein Fluss austritt, nennt man gewöhnlich Landhöhen; sie sind bei Hauptflüssen und Strömen öfters 2000 bis 3000 Schritte von beiden Ufern entfernt. Bei hohem Wasser ist die Landung leichter bei den eingehenden, und schwerer bei den ausspringenden Winkeln des Ufers.
Wenn sich die Strombahn in der Mitte des Flusses befindet, so ist da am ehesten, auch bei Hauptflüssen eine Durchfahrt; geht die Strombahn hart an einem Ufer weg, so wird dieses steil und ausgebrochen; biegt sich ein Fluss rechts, so ist sein linkes, biegt er sich links, so ist sein rechtes Ufer steil und ausgebrochen. Ein allzu starkes Gefälle der Flüsse macht, dass sie nicht befahren werden können; ein Gefälle von 1 Fuß auf 20 Schritt macht den Fluss unschiffbar. Durch den Zutritt anderer Gewässer wird die Schnelligkeit der Flüsse vermehrt; sie sind gewöhnlich am tiefsten, wo sie am engsten sind, wenn sie nicht gerade Felsengrund haben.
Wald ist der allgemeine Name einer mit Bäumen bewachsenen Gegend; ganz kleine Wälder nennt man Gehölze, kleine, mit niederem Holz und Sträuchern bewachsene Strecken aber Gebüsche. Die Waldungen hindern uns oft, die Gestalt, Verbindung und die Terrainabschnitte selbst deutlich zu erkennen; sie verleiten uns oft zu Irrtümern bei der Beurteilung des Terrains. Nur durch anhaltende Übung unterscheidet man die durch Täler vom Saum der Berge an abgesonderten Abhänge, oder Absätze eines Berges usw., wenn diese mit hochstämmigen Bäumen bewachsen sind. Einzelne Bäume und Gesträuche zwischen Ackerfeldern, sehen oft in der Ferne einem Wald nicht unähnlich; ein entfernter hochstämmiger Wald scheint um vieles näher zu sein, als gleich entfernte junge Bäume und Sträucher; eben dieses ist mit waldigen Hügeln und Bergen der Fall; auch zeigen sich die Teile eines Gebirges verschieden, je nachdem es mit Laub- oder Nadelholz bewachsen ist. Daher muss man dergleichen Terrainteile, um sie zu beurteilen, von Punkten aus, welche eine hinreichende Aussicht gewähren, mit einem richtig aufgenommenen Plane vergleichen. Man wird aus den Wipfeln der Bäume, und dem Strich der Täler die starken Einsattelungen, die Bergkessel, und selbst die Zusammenhänge nach und nach beurteilen lernen.
Der Unterschied zwischen lichten und dichten Waldungen ist für den Militär sehr wichtig. Aus der Holzgattung des Waldes lässt sich auf das Durchkommen schließen. Je hochstämmiger der Wald ist, desto leichter lässt sich durchkommen, oft sogar mit Fuhrwerk, am leichtesten aber beim Laubholz. Je dichter der Wald ist, desto mehr sind Sümpfe zu vermuten. Oft macht aber bloß der junge Nachwuchs das Durchkommen beschwerlich, oder gar unmöglich; eben so Windbrüche, Lagerholz, hohe Stöcke usw.; dies ist vorzüglich in wenig bewohnten Gegenden der Fall. Je angebauter aber die Gegend ist, desto leichter wird man die Wälder in allen Richtungen, der vielen Wege willen, passieren können. Wenn der Wald an seinem Umfang dichter bewachsen ist, als in seiner Mitte, so nennt man dies einen Mantel.
Die Schwarzwälder, aus Tannen und Fichten bestehend, trifft man meistens in Gebirgen, im steinigem und oft schwer zu passierendem Boden; dagegen sind Kienwälder größtenteils auf trockenem, sandigem Boden, und im flachen Lande. Laubwälder bestehen vorzüglich aus Eichen, Buchen, Rüstern, Birken; der Boden ist immer fest, sehr oft bergigt. Erlen und Weiden werden meistens auf morastigem Boden, der schwer ohne Dämme zu passieren ist, angetroffen. Wälder, die in Ebenen, oder am Fuß von sanften Gebirgen, an der Vereinigung zweier Flüsse liegen, sind meistens, vorzüglich wenn sich diese Flüsse in ihren eingehenden Winkeln vereinigen, von Sümpfen durchschnitten, die einen Wasserzug nach den Ufern der Flüsse haben. Zwischen solchen Sümpfen liegen meistens schmale Sandhügel, welche unter einander nach Art der Gebirge verbunden sind, wodurch schon Kommunikationen bestehen, oder welche doch dazu benutzt werden können. Solche Sandhügel, wenn sie auch noch so unbedeutend erscheinen, verdienen um so mehr Aufmerksamkeit, je weniger die Gegend bewohnt ist.
Brüche sind diejenigen Teile der Erdoberfläche im Allgemeinen, welche aus einem Gemisch von festem Boden mit Wasser bestehen; sie sind dreierlei: 1) nicht über 4 Fuß tief, meistens mit Erlen und anderen Gattungen von Laubholz bewachsen; sie trocknen im Sommer aus, zuweilen führen auch Brücken oder Dämme hinüber; an einigen Stellen wird klares Wasser darin gefunden. Erlen, Linden, Rüstern, Pappeln, und alles Weidenholz sind die Kennzeichen, um sie zu vermuten. 2) Brüche von 15 bis 25 Fuß Tiefe, oder Sümpfe, sind gar nicht zu passieren, und mit Moos bedeckt; vertrocknete Kienbäume und Moos geben sie schon von weitem zu erkennen. 3) Verwachsene Seen, die man oft stellenweise übergehen, sogar überfahren kann; diese Passagen sind aber gewöhnlich sehr schmal, und wenig ausgezeichnet. Binsen, Lattich, Seegras sind ihre Kennzeichen. Alle diese 3 Arten von Brüchen werden nicht nur im flachen Lande, sondern auch im Gebirge selten aber auf dem Rücken hoher Berge gefunden; im flachen Lande unterliegen sie durch Abzugsgräben vielen Veränderungen.
Unter Gebäuden versteht man alles, was absichtlich von Menschen in oder auf der Erde von Stein, Ton, Holz, Reisern etc. gemacht worden ist; hierher gehören Häuser, Ställe, Scheunen, Speicher, Einfassungen mit trockenen oder nassen Gräben, Stacketen, Mauern. Unter einzelne Gebäude rechnet man Vorwerke, Höfe, Meiereien, Schäfereien, Wirtshäuser, Försterwohnungen, Zollhäuser, Gartenhäuser, Ziegelhütten, Mühlen, Schmelzen usw. Mehrere Häuser oder Höfe beisammen heißen ein Dorf; die Größe desselben wird nach der Zahl der Häuser, und auch nach den Wirtschaftshöfen, bestimmt, nämlich aus wie viel ganzen, halben und viertel Bauern das Dorf besteht.
Um die Gestalt des Dorfes leicht im Gedächtnis zu behalten, muss man darauf Acht geben, ob die Häuser längs einer oder zu beiden Seiten des Weges oder der Straße stehen; ob sich die Straßen oder Wege im Dorfe selbst teilen, wodurch mehrere Ausgänge, oder ob sich bloß zwei Wege im Dorf durchschneiden, wodurch vier Ausgänge entstehen; ob mehrere Wege auf der einen oder von beiden Seiten abgehen; ob sich in dem Dorfe selbst mehrere Wege kreuzen, und endlich, ob nur eine Straße hinein, und keine hinaus führt; zuweilen vereinigen sich mehrere Wege in einem Dorf, ohne dass ein Weg hinaus geht. Diese Verschiedenheiten dienen nicht nur dazu, die Gestalt der Dörfer im Gedächtnis zu behalten, sondern auch dazu, dass man beim Angriff und der Verteidigung darauf Rücksicht nehme.
Gebirgsdörfer liegen gewöhnlich in Gründen, Tälern, auf Abhängen, nahe an einem Tal, öfters auch im sanften Gebirge am Anfang eines Tales. Die Höfe sind in Gebirgsdörfern aber weiter auseinander gerückt, als in der Ebene; von jedem Bauernhof führt meistens ein Ackerweg ins Feld; die Gebirgsdörfer sind oft halbe und ganze Meilen lang. In mehreren Gegenden, besonders im Mittelgebirge, sind die Höfe so zerstreut, dass die zu einer Gemeinde gehörigen einen Raum von 1 bis 2 Quadratmeilen einnehmen. – Da die Landleute darauf Rücksicht nehmen, dass sie hinlänglich Wasser für Menschen und Vieh haben, so bauen sie ihre Wohnungen größtenteils an Quellen und Bächen, welches dem Lokalgedächtnis einigermaßen zustattenkommt.
Das ganze ein Dorf umgebende Terrain, und die in Dörfern befindlichen Kirchen, Kirchhöfe, Kapellen, Klöster, Edelhöfe, Schlösser, Pfarr-, Wirts-, Schulhäuser und Mühlen, verdienen in jedem Fall, in Rücksicht ihrer möglichen Verwendung, eine besondere Aufmerksamkeit. Dörfer, deren Einwohner Professionen treiben, haben wenige Scheunen oder große Höfe; Dörfer im hohen Gebirge liegen meistens in tiefen Gründen; man bemerke, ob solche auf der Platte, auf dem Abhang, Absatz, am Fuße des Berges, nahe oder entfernet vom Hauptteil, usw. liegen. Im flachen Land müssen bei den Dörfern die Sümpfe, Gebüsche, Waldungen, Bäche, Flüsse, Seen und Moräste berücksichtigt werden; dies sind eben so viele Merkmale zu ihrer Erinnerung; man findet häufig die Dörfer im flachen Lande und in Wäldern bei den Ursprüngen der Bäche, die sich daselbst in kleinen Teichen sammeln; hier erhält man zuweilen auf den erhabenen Teilen des Terrains eine weite und freie Aussicht.
Marktflecken unterscheiden sich in militärischer Hinsicht nicht von Dörfern; wesentlicher ist der Unterschied zwischen Dörfern und Weilern, unter welchen letzteren man gewöhnlich eine Zahl ländlicher Wohnungen versteht, noch zu klein um ein Dorf zu heißen.
Eine geschlossene Stadt ist diejenige, welche mit Mauern umgeben ist; eine offene Stadt hat nur zum Teil oder gar keine Mauern; jedoch kann sie Tore haben, wo dann der Zusammenschluss der Häuser, und die Einfassung der Gärten den Einschluss macht. – Schlösser auf steilen Bergen und Felsen, sowie deren Ruinen, dienen bei der Orientierung zu guten Fixpunkten; eben so die Windmühlen; Wassermühlen werden nach ihrer Lage wichtig.
Im hohen Gebirge sind die Mühlgräben bei oberschlächtigen Mühlen, und die Brücken über das Hauptwasser Gegenstände, worauf man sein Augenmerk zu richten hat; im Mittel- und sanften Gebirge, so wie in der Ebene, sind bei den Wassermühlen fast jedes Mal zwei Brücken, oder die zum Aufstauen der Teiche angelegten Dämme, zu passieren. Zu den oberschlächtigen Wassermühlen wird viel Gefälle und wenig Wasser, zu den unterschlächtigen wenig Gefälle und viel Wasser erfordert. Sind daher die Mühlgräben oberschlächtiger Mühlen nur kurz, so darf man schließen, dass der Grund, aus dem das Wasser kommt, stark aufwärts steigen müsse, und von steilen Seitenwänden eingeschlossen sei. Sieht man hingegen in Ebenen statt Mühlgräben Mühlteich, so kann man schließen, dass die Gegend keinen bedeutenden Bach, und nur wenig Gefälle habe. S. auch Orientieren.