Tetschen
Tetschen (tschechisch Děčín), Stadt in Böhmen, am rechten Ufer der Elbe, die hier die Polzen (Pulsnitz) aufnimmt, an den Linien Wien-Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn, Dresden–Tetschen der sächsischen Staatsbahnen, Bodenbach–Warnsdorf und Bodenbach–Böhmisch-Leipa der Böhmischen Nordbahn, durch eine Kettenbrücke (1855) mit Bodenbach am anderen Elbufer verbunden, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat zwei Kirchen, ein großes, hochgelegenes gräflich Thunsches Schloss (1667–73) mit 50 m hohem Turm, eine Kapelle, Bibliothek (40.000 Bände), Archiv, Münz- und Waffensammlung, schönem Garten mit Gewächshäusern und Park; ferner ein Stadthaus, Stadtpark, Denkmal Josephs II., Oberrealgymnasium, Handwerkerschule, Schifferschule, Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, Sparkasse, Baumwollspinnerei, Fabrik für ätherische Öle, Papier, Knöpfe, Seife, Farben, Sirup, Fischkonserven, Korkstöpsel, Schirme, Bierbrauerei, Kunstmühle, Gasanstalt, bedeutenden Handel und (1900) 9698 deutsche Einwohner. Tetschen ist Station der Elbdampfschifffahrt und besitzt in dem unterhalb gelegenen Dorf Laube einen Umschlagplatz (mit Schleppbahn der Österreichischen Nordwestbahn). Schöne Partien in der Umgebung sind der nordwestlich liegende Schneeberg (s. d. 6) und die Tyssaer Wände (s. Tyssa), dann die nördlich an der Elbe beginnende Sächsische Schweiz (s. d.). Südöstlich liegt das Dorf Liebwerd mit landwirtschaftlicher Landesakademie (Vgl. die »Festschrift zum 50jährigen Bestand«, Tetschen 1900).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909