Tranchée

Tranchée.

Tranchée (franz., Graben), ist die allgemeine Benennung der bei einer Belagerung gegen die Festung geführten Linien, welche in, in die Erde eingeschnittenen Gräben bestehen, vor welchen jederzeit, auf der Seite nach der Festung hin, eine Brustwehr von der ausgehobenen Erde aufgeworfen wird, und die dazu dient, den Belagerer und seine Werke sicherer an die Festungswerke zu führen, letztere zu beschießen, und ihn gegen die Ausfälle der Belagerten zu schützen. Die Art, auf welche diese Tranchéen geführt werden, nennt man das Sappieren, oder die Sappe, mit welchem Namen man auch die Tranchéen selbst belegt. Diese Art, die Tranchéen zu führen, ist sehr verschieden, und daher haben die Sappen folgende Benennungen: 1) die unbedeckte Sappe, 2) die flüchtige Sappe, 3) die halbe Sappe, 4) die völlige oder ganze Sappe, 5) die alte Sappe. Von diesen sind jetzt die unbedeckte, flüchtige und völlige Sappe die üblichsten; s. Sappe. Aus der völligen Sappe entspringen wieder einige andere Arten, welche sich durch die Führung der Linien, oder eine ihnen eigentümliche Bauart unterscheiden, nämlich 1) die bedeckte Sappe, 2) die halb bedeckte Sappe, 3) die einfache Zwergwallsappe, 4) die doppelte Zwergwallsappe, 5) die doppelt werdende Sappe. Wenn eine Tranchée unter dem feindlichen Musketenfeuer erbaut werden muss, so errichtet man in der Nacht, kurz vor dem Anfang der Arbeit, Blendungen.

In morastigem Boden macht man erst, längs der Linie, wo die Tranchée hinkommen soll, einen 24 Fuß breiten Weg, durch kreuzweise über einander geworfene Wasserfaschinen, welche mit Erde bedeckt werden; auf diesen setzt man dann die Brustwehr von gewöhnlichen Faschinen, macht das Bankett, und füllt die etwa noch vorhandenen Lücken mit Schlammerde aus, um die ganze Arbeit vor dem Anbrennen so viel als möglich zu sichern. Sollte bloß über einen Morast eine den feindlichen Augen entzogene Kommunikation angelegt werden, so sind Mauerbänke gut zu gebrauchen, welche dicht neben einander gestellt, und mit Brettern oder Faschinen überdeckt werden. Auf diesem Gang wird alsdann eine Blendung von Faschinen gemacht, die von hinten durch hölzerne Streben unterstützt werden.

Ist der Boden ungefähr 1½ Fuß tief schon felsig, so errichtet man eine Brustwehr aus Schanzkörben, und gräbt bis auf den Felsen, indem man mit der Erde die Körbe füllt. Ist die Höhe der Brustwehr noch nicht hinreichend, so vermehrt man sie durch aufgelegte Sandsäcke, oder eine andere Reihe von Schanzkörben, welche man darüber setzt. Ist der Felsen ganz nackt, so ist der Tranchéebau schwieriger, indem man hier erst alle Materialien herbeischaffen muss. Schanzkörbe, mit Sandsäcken oder Faschinen gefüllt, behalten hier den Vorzug vor den Wollsäcken.

Die Tranchéen erhalten den Namen Parallelen, wenn die Linien, welche sie bilden, in allen Punkten ziemlich gleichen Abstand von den ausgehenden Winkel des Glacis der Festungswerke haben.

Jedes Stück Tranchée, Graben, hohler Weg usw., welches dergestalt erweitert, gedeckt und mit einem Bankett versehen wird, dass darin starke Trupps von bewaffneter Mannschaft aufgestellt werden können, erhält den Namen Waffenplatz; diese Benennung gibt man auch oft den Parallelen. – Alle Tranchéen, welche sowohl gegraben werden, um die Truppen gedeckt in die Parallelen zu führen, als auch, welche vorgetrieben werden, um sich der Festung immer mehr und mehr zu nähern, heißen Laufgräben; die ersteren heißen auch insbesondere Kommunikationsgräben. Werden die Laufgräben so geführt, dass sie auf den verlängerten Kapitallinien der Angriffsfront, gegen die Festung laufen, aber diese Kapitallinien mit kurzen Wendungen, bald rechts, bald links, durchschneiden, so heißt jedes kurze Stück dieser Laufgräben ein Zickzack, die Spitze aller auf der Kapitale fortgeführten Zickzacks heißt das Cheminement.

Jedes gerade Stück Laufgraben, Sappe oder Parallele, erhält den Namen Ast, Boyau. Werke, die zur Deckung der Tranchéen angelegt werden, heißen Tranchéereiter, oder Tranchéekavalier, auch Tranchéekatze. Über Krönung und Logement, s. d. Artikel. Zu den Tranchéen gehören auch die Circumvallations- und Kontravallationslinien. S. auch förmlicher Angriff.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe