Untersuchung

Winkelmaß, Fig. 257.

Untersuchung, des neu gegossenen Geschützes, muss mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit geschehen; man sieht daher äußerlich nach, ob keine Gruben, Risse, Zinnflecke oder eingesetzte Zapfen wahrzunehmen sind. Vermittels eines Modellbrettes, auf dem sich die äußere Gestalt des Rohres mit allen Friesen in Blech ausgeschnitten befindet, und vermittelst des Winkelmaßes, werden hierauf die äußeren und inneren Maße und Verhältnisse des Geschützes untersucht. Das Winkelmaß, Fig. 257, besteht aus einer hölzernen Stange A B, an der hinten und vorne hölzerne Zylinder B C befestigt sind, welche man mit weichem Ton überzieht, damit sich sowohl die hintere Abrundung der Seele, als die sich in ihr befindlichen Unebenheiten, starken Bohrriefen und Gallen ausdrücken. An dieser Stange befindet sich der bewegliche Arm E, von dem sich das Richtscheit D F verschieben lässt, um vermittelst der Spitzen G und H die Länge der Schildzapfen, und die verschiedenen Metallstärken des Geschützes untersuchen zu können. Die richtige Entfernung der Schildzapfen von den höchsten Bodenfriesen wird durch ein metallenes Richtscheit, die richtige Stellung der Schildzapfen durch die hölzernen Kreuze, ihre Größe aber durch eine Lehre geprüft. Nachdem hierauf die Probeschüsse (s. Probieren) geschehen sind, wird die Wasserprobe gehalten; man gießt nämlich, nachdem das Zündloch fest verstopft ist, Wasser in das Rohr, welches man vermittels eines mit Sacktuch umwickelten Setzers zusammenpresst, und sorgfältig Acht gibt, ob in der Gegend des Zündlochs oder der Schildzapfen auswendig einige Tropfen erscheinen. Im ersten Falle muss ein neues Zündloch eingeschraubt, im letzteren aber das Geschütz gänzlich verworfen werden. Das Innere der Seele wird vermittelst eines Spiegels oder einer Stange und eines brennenden Wachslichtes, teils auch vermittelst des Stückvisitierers untersucht; zur Bestimmung des genauen Kalibers dient die Kaliberlehre. – Von jedem gegossenen Geschütz muss übrigens am verlorenen Kopf (Blindspeiser) eine Scheibe Probemetall abgeschnitten werden, um die Güte desselben gehörig untersuchen zu können.

Untersuchung des kleinen Gewehrs, s. Flinte; der Klingen, s. Seitengewehr; des Pulvers, s. Pulver.

Kaliberring, Fig. 259.

Untersuchung der Eisenmunition, bezieht sich auf ihre richtige Größe, und sonstige gute Beschaffenheit. Da es nicht möglich ist, alle Kugeln etc. ganz gleich groß und rund zu machen, so müssen bestimmte Grenzen für die größten und kleinsten Kugeln angegeben sein, welche nicht überschritten werden dürfen. Hierzu dienen die Lehren, Kaliberringe, Fig. 259, deren man von jedem Kaliber zwei braucht, um die Grenzen der größten und kleinsten zu bestimmen. Die erste heißt die große und ist 5 bis 8 hundertstel Zoll größer, die andere heißt die kleine Lehre, und ist 3 hundertstel kleiner als der Durchmesser eigentlich sein soll. Kugeln etc., welche also nicht durch die große gehen, werden verworfen, so wie diejenigen, welche durch die kleine durchfallen. Diese richtige Abmessung der Geschosse muss aber nicht nur in einem ihrer Durchmesser, sondern in allen stattfinden; man muss sie daher wenigstens von zwei Seiten, d. h. übers Kreuz mit der Lehre untersuchen.

Die Güte der Kugeln etc. bezieht sich aber auch auf die Masse, aus der sie gefertigt sind; sie müssen daher nicht von sprödem Eisen sein, dürfen keine Gallen und Löcher (Lunker) enthalten, besonders die Bomben und Granaten, bei denen sie oft mit Eisenkitt zugeschmiert sind, um sie zu verbergen, und auch keine Gussnähte haben. Die Ösen der Bomben und Granaten dürfen nur wenig über die Oberfläche dieser Körper hervorstehen, müssen nicht zerbrochen, und die Eisenstärke der hohlen Geschosse muss vorschriftsmäßig, sowohl an den Seiten, als am Boden, gleich stark sein, d. h. die innere Höhlung muss genau in der Mitte des ganzen Körpers liegen. Doch ist zu bemerken, dass es noch alte Geschosse gibt, welche diese letzte Eigenschaft nicht haben, und daher zum Gebrauch nicht mehr für tauglich erachtet werden (exzentrische Bomben und Granaten).

Bei diesen Untersuchungen wird in nachstehender Art verfahren. Man überzeugt sich zuerst von der Richtigkeit der Maße, und der möglichst vollkommenen Rundheit der Geschosse, hierzu dienen nicht allein die Lehren, und vorzüglich bei den größeren Bomben der Tasterzirkel und der Maßstab, sondern auch bei allen Granaten und Bomben ein eigenes hierzu bestimmtes Eisen, Granateisen genannt, zur Prüfung der Eisenstärke am Mundloch, und der Größe und guten Rundung desselben. Gallen und Löcher von ⅛ Zoll Tiefe machen das Geschoss unbrauchbar. Dann prüft man von 100 Granaten etwa eine willkürlich ausgewählte, in Rücksicht ihrer Haltbarkeit, durch starke Schläge mit einem schweren Hammer. Kleine Eisenstückchen, oder den Eisenkitt, welcher zum Ausfüllen der Löcher von den Fertigern eingesetzt ist, entdeckt man durch Aufschlagen mit dem Spitzhammer. Die feineren Ritzen der Hohlkugeln zeigen sich, indem man die innere Höhlung mit dem Kratzeisen vom Formenleim reinigt, dann Wasser hineingießt, und sie 24 Stunden an einem trockenen Ort stehen lässt, um zu sehen, ob dasselbe durchdringt.

Bei Übernahme der Brandkreuze ist darauf zu achten, dass sie durchgängig vorschriftsmäßige Stärke haben, gut geschweißt und genietet sind; dass der waagerechte Umfang des Kreuzes einen nicht zu unvollkommenen Kreis mache, und das Mundloch ganz rund sei. Die Kartätschenscheiben müssen überall gleich stark, gehörig rund sein, und durch die zugehörige besondere Lehre gehen; auch sollen sie keine scharfen Kanten haben.

Da es oft nötig ist, den körperlichen Inhalt eines gewissen Gewichts, oder das Gewicht eines gewissen Körpers von bestimmter Größe zu finden, so folgen hier die Durchmesser einiger Kugeln von verschiedener Materie:

Die 1pfündige Kugel von Blei hat im Durchmesser 1,67 Zoll.
Die 1pfündige Kugel von Stückgut hat im Durchmesser 1,80 Zoll.
Die 1pfündige Kugel von Eisen hat im Durchmesser 1,90 Zoll.
Die 1pfündige Kugel von Stein hat im Durchmesser 2,90 Zoll.
Die 1pfündige Kugel von ordin. Pulver hat im Durchmesser 3,80 Zoll.

Da sich nun die Gewichte wie die körperlichen Inhalte, und diese, bei Kugeln, wie die Würfel ihrer Durchmesser verhalten; da man ferner weiß, dass die Kugel = ⅔ eines gleichseitigen Zylinders ist, der mit ihr gleichen Durchmesser hat, so kann man hiernach, mit Hilfe weniger mathematischer Sätze, den Inhalt oder die Größe eines jeden Körpers leicht finden.

So wie mit Kugeln etc. werden auch die Kartuschen und Patronen vermittelst der Lehren untersucht; für die bleiernen Kugel hat man eiserne Siebe, und zwar ein großes und ein kleines, in welche die ersteren geschüttet werden; die richtig Größe der Löcher in den Sieben erfährt man durch messingene oder stählerne abgekürzte Kegel, auf welchen die Maße bemerkt sind.

Oft lässt man auch die Stückkugeln, nachdem sie mit den vorerwähnten Lehren untersucht sind, nochmals durch einen 5 Kaliber langen, hohlen Zylinder laufen, welcher der großen Lehre im Durchmesser gleich ist. Man gibt ihm eine Neigung von nur 2 Zoll, und die Kugeln müssen ungehindert hindurch rollen ohne zu schleifen, oder stecken zu bleiben, wenn sie annehmbar sein sollen. – Der Maßstab für die größeren Bomben ist wie Fig. 260 eingerichtet; s. Kugellehre.

Kugellehre, Fig. 260.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe