Wehr
Wehr, ist häufig bei künstlichen Überschwemmungen anzulegen nötig. Wenn man zur besseren Verteidigung einer Schanze, vermittelst eines Dammes durch einen kleinen nahe gelegenen Fluss, eine Überschwemmung angebracht hat, und das überflüssige Wasser kann, wegen der Erhöhung des Terrains zu beiden Seiten des Dammes, nicht abfließen, so macht man in den Damm zu diesem Behuf eine Schleuse; ist aber diese Schleuse der Zerstörung durch das feindliche Geschützfeuer ausgesetzt, so macht man statt derselben ein Wehr in den Damm. Fig. 41 sei g e f h der Durchschnitt des Dammes, e f die Kappe desselben, e g die Böschung, welche gegen das anfließende Wasser gekehrt ist; so macht man in den Damm einen Kanal, welcher, nach der Menge des abzulassenden Wassers, 2 bis 4 Fuß breit ist. Quer über diesen Kanal schlägt man dicht neben einander eine Reihe Pfähle ein, deren einer hier mit a bezeichnet ist, und welche so hoch sind, als das Wasser Tiefe haben soll; alsdann macht man von a bis b ein gewöhnliches Wehr, wovon die Anlage der Böschung ab aber die fünffache Höhe des Pfahles a sein muss, damit die feindlichen Kanonenkugeln keine große Wirkung gegen dasselbe leisten. In i, k, l, und b rammt man, wie in a, quer durch den Kanal starke Pfähle neben einander ein, welche aber nach und nach kleiner werden, so dass ihre Köpfe in die Linie ab fallen; zu mehrerer Haltbarkeit derselben kann man noch die Querbalken c anbringen; dann werden die Zwischenräume mit Schutt und Steinen ausgefüllt, und ein Brett von starken Bohlen darüber gemacht, welches jedoch so verwahrt sein muss, dass kein Wasser hindurch dringen kann. Wenn nun das Wasser der Überschwemmung höher als a gestiegen ist, so fließt es über d nach a herunter; damit aber das herabfallende Wasser nicht zu stark in den Boden einreiße, macht man ein neues Bett von Bohlen, a d, welches aber hier keine sonderliche Schiefe nötig hat. S. auch Überfallwehr.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)