Weißenburg

Weißenburg ist der Name folgender Orte:

Weißenburg in Bayern

Weißenburg in Bayern (früher Weißenburg am Sand, Weißenburg im Nordgau) unmittelbare und Bezirksamtsstadt im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken [heute große Kreisstadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen], an der Schwäbischen Rezat und der Staatsbahnlinie München-Bamberg-Hof, 432 m ü. M., hat drei evangelische und eine katholische Kirche, ein gotisches Rathaus, einen gotischen Brunnen mit der Statue Schweppermanns, ein Brunnendenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern, ein altes Römerkastell, Progymnasium, Realschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, Amtsgericht, Forstamt, 9 Gold- und Silbertressenfabriken, eine Tuchfabrik, eine Fabrik für emailliertes Blechgeschirr, eine Kamm- und eine Zementwarenfabrik, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, eine kalkerdige Mineralquelle mit Badeanstalt, Schweinehandel und (1905) 6709 Einwohner, davon 1219 Katholiken und 5 Juden. Östlich dabei die Wülzburg (628 m), ehemals Kloster, später Festung, jetzt Ruine. Vgl. Weißenburger Weihnachtsmarkt.

Weißenburg, zuerst 792 erwähnt, erhielt im 14. Jahrhundert die Reichsfreiheit, nahm 1525 die Reformation an und kam 1802 und 1806 an Bayern, nachdem es kurze Zeit preußisch gewesen war. Vgl. Chr. Meyer, Chronik der Stadt Weißenburg in Bayern (Münch. 1904); Fabricius, Das Kastell Weißenburg (Heidelb. 1906).

Wissembourg (Kron-Weißenburg)

Häuser am Kai Anselmann in Wissembourg. Im Hintergrund, die Turmspitze der ev. Kirche St. Jean.
Häuser am Kai Anselmann in Wissembourg. Im Hintergrund, die Turmspitze der ev. Kirche St. Jean.

Wissembourg (Kron-Weißenburg) [ehem.] Kreis- und Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsass [heute Stadt im elsässischen Département Bas-Rhin der französischen Region Grand Est], an der Lauter, Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-Weißenburg, Weißenburg-Lauterburg und der pfälzischen Linie Neustadt a. H.-Weißenburg, hat eine evangelische und eine katholische Kirche, ein Gymnasium, eine landwirtschaftliche Schule, Amtsgericht, Oberförsterei, ein Stanzwerk, Strumpfwaren-, Papier-, Hut-, Leder- und Streichholzfabrikation, eine große lithographische Anstalt, Färberei, Bierbrauerei, Weinbau und (1895) mit der Garnison (Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. Brandenburgisches) Nr. 60) 6788 Einwohner, davon 2895 Katholiken und 200 Juden. Vgl. Weihnachtsmarkt in Wissembourg.

Schleuse am Lauterkanal in der Enceinte de l’Abbaye in Wissembourg. Im Hintergrund, der Turm der ev. Kirche St. Jean.
Schleuse am Lauterkanal in der Enceinte de l’Abbaye in Wissembourg. Im Hintergrund, der Turm der ev. Kirche St. Jean.

Weißenburg verdankt sein Dasein einer Reichsbenediktinerabtei, die, im 7. Jahrhundert gestiftet, eine berühmte Schule besaß, und in der um 868 der Mönch Otfried die Evangelienharmonie dichtete. Die Stadt, 1247 zuerst genannt, befreite sich 1305 von der Herrschaft des Abtes und gehörte dann zu den zehn Reichsstädten im Elsass; sie führte 1534 die Reformation ein, ward 1677 von den Franzosen erobert und verbrannt und 1697 Frankreich zugesprochen. Marschall Villars ließ hier 1705–1706, während des Spanischen Erbfolgekrieges, die Weißenburger Linien (Lignes de la Lauter) anlegen.

Abteikirche St. Peter und Paul und Hausgenossenturm in Wissembourg. Der Schartenladen am Turm trägt in Grün drei silberne Schrägrechtsbalken; möglicherweise in Anlehnung an das Stammwappen derer von Fleckenstein: in Grün drei silberne Balken.
Abteikirche St. Peter und Paul und Hausgenossenturm in Wissembourg. Der Schartenladen am Turm trägt in Grün drei silberne Schrägrechtsbalken; möglicherweise in Anlehnung an das Stammwappen derer von Fleckenstein: in Grün drei silberne Balken.

Am 4. August 1870 fand bei Weißenburg das erste siegreiche Gefecht der Deutschen gegen die Franzosen statt. Mac-Mahon hatte die 2. Division seines Armeekorps bis Weißenburg vorgeschoben. Die Stadt war von einem Bataillon besetzt, die übrige Division lagerte auf den südlichen Höhen ohne eine Ahnung von der Nähe des Feindes, als 8½ Uhr früh eine bayrische Batterie der Division Bothmer von der Höhe südlich von Schweigen das Feuer auf Weißenburg eröffnete. Während die Bayern, zunächst ohne Erfolg, Weißenburg selbst angriffen, rückte das 5. Korps gegen Altenstadt und den Eisenbahndamm vor, und die 21. Division vom 11. Korps suchte die Stellung der Franzosen, deren Führer gleich zu Anfang fiel, auf dem Geisberg von Südosten her zu umfassen. Das 58. Regiment und 5. Jägerbataillon stürmten unter großen Verlusten den Bahnhof und die nächstgelegene Vorstadt, die Bayern Weißenburg selbst. Nun richtete sich der deutsche Angriff, besonders der 9. Division (7., 47., 58. und 59. Regiment), gegen die französische Stellung auf den Höhen südlich von Weißenburg, deren stärksten Stütze das feste Schloß Geisberg bildete. Erst als die übrigen französischen Bataillone vor dem Anmarsch des 11. Korps den Rückzug antraten und das Schloß mit Granaten beworfen wurde, nahm die Besatzung (200 Mann) um 2 Uhr die angebotene Kapitulation an. Das Gefecht, dessen glücklicher Ausgang in Deutschland großen Jubel erregte und die Siegeszuversicht kräftigte, hatte 91 Offiziere und 1460 Mann an Toten und Verwundeten gekostet; die Franzosen verloren ein Geschütz und 1000 Gefangene. Vgl. Steiner, Weißenburg und Wörth (Münch. 1904).

Pulverturm aus dem 13. Jahrhundert, Wall und Wassergraben in Wissembourg.
Pulverturm aus dem 13. Jahrhundert, Wall und Wassergraben in Wissembourg

Weissenburg im Simmental

Weissenburg im Simmental, Dorf und stark besuchter Kurort im schweizerischen Kanton Bern, im Nieder-Simmental, 844 m ü. M. oberhalb der Station Weissenburg der Eisenbahn Erlenbach-Zweisimmen, mit einer 1600 entdeckten Gipsquelle von 27°, die namentlich Brustleidenden sehr empfohlen wird, einem neuen Kurhaus (Vorder- oder Neubad) und vortrefflichen Badeeinrichtungen; oberhalb liegt das einfacher gehaltene Hinter- oder Altbad. Vgl. Schnyder, Bad und Kuranstalt Weissenburg (Basel 1884).

Weißenburg im Ungarn

Weißenburg, Stadt in Ungarn, s. Karlsburg [heute Alba Iulia in Rumänien].

Wyszembork

Wyszembork, Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, infolge der 1. Teilung Polens 1772 Weißenburg, Landkreis Sensburg, 1940 bis 1945 Weißenburg in Ostpreußen, seit 1945 Wyszembork in Polen.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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