Wurzen

Wurzen, Stadt in der [ehem] sächsischen Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, an der Mulde, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig–Riesa–Dresden und Glauchau–Wurzen, 124 m ü. M., hat drei evangelische Kirchen (darunter der zu Anfang des 12. Jahrhunderts erbaute Dom), eine katholische Kirche, ein altes Schloss (früher zeitweise Residenz der Bischöfe von Meißen), ein Gymnasium, eine Kreislandwirtschafts- und eine Handelsschule, Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle, bedeutende Kunstmühlenwerke mit Biskuitfabrik, Tapeten-, Teppich-, Kartonnagen-, Zigarren-, Pianofortefilz-, Leder-, Papier-, Möbel- und Metallwaren-, Hanfgurt- und Drahtseil-, Treibriemen-, Uhrgehäuse- und Schuhfabrikation, Eisengießerei und Kesselschmiederei, ein Dampfsägewerk, Dampfwollwäscherei, Weberei, Bleicherei, Bierbrauerei etc. und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 179 und ein Feldartillerieregiment Nr. 78) 17.212 Einwohner, davon 488 Katholiken und 25 Juden. Vgl. Wurzener Wichtelweihnacht.

Wurzen, zuerst 961 erwähnt, war wichtig wegen des alten Muldenüberganges, gehörte dem Stift Meißen und erhielt durch Bischof Herwig 1114 ein Kollegiatstift, das noch besteht. Bei der Teilung der sächsischen Lande (1485) blieb die Schutzherrschaft über das Stift gemeinschaftlich. Dass Kurfürst Johann Friedrich in Wurzen einseitig Regierungshandlungen vornahm, veranlasste 1542 zwischen ihm und Herzog Moritz die Wurzener Stiftsfehde (s. Fladenkrieg). 1581 kam Wurzen an Kursachsen. 1637 wurde die Stadt von den Schweden geplündert und teilweise niedergebrannt. Nordöstlich der Stadt liegt die sogen. Wurzener oder Hohburger Schweiz mit dem Löwenberg (238 m).

Bibliographie

  • Gersdorf: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen (Leipz. 1864–67, 3 Bde.)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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