Zäumung

Zäumung (Zaumzeug, Zaum), der Remonte, und der Pferde überhaupt. Bekanntermaßen ist die Zäumung zweierlei, entweder mit der Trense, oder mit der Kandare; mit der ersteren wird immer bei dem Zureiten des Pferdes angefangen; die zweckmäßige Zäumung hängt aber von der Kenntnis der Teiles des Maules ab. Man unterscheidet nämlich das äußere und das innere Maul; die Teile des letzteren sind die Laden, die Zunge mit ihrem Kanal, die Haken, und die inneren Lefzen; das erstere besteht aus den Kinnbackenbeinen oder Ganaschen, dem Kanal dazwischen, der Öffnung des Maules, den äußeren Lefzen, und dem Kinn. Unter diesen Teilen sind die Laden und das untere Kinn die empfindlichsten, und sind es um so mehr, je schmaler, magerer und erhabener sie sind; denn je mehr Fleisch, um so weniger Empfindlichkeit.

Bei einem völlig gleichen Verhältnisse der verschiedenen Teile des Maules, in Beziehung auf Empfindlichkeit, muss das Mundstück so eingerichtet werden, dass alle Teile des Maules gleich stark gedrückt werden, dahingegen, wenn z. B. ein Pferd mit engeren und empfindlichen Kinnladen, eine magere Zunge, und auch noch für dieselbe vielen Spielraum hätte, das Mundstück auch stark mit auf die Zunge wirken müsste, damit die Kinnladen nich zu sehr, und in Rücksicht auf die anderen Teile, allein gedrückt würden. Überhaupt muss man bei der Wahl des Mundstücks darauf sehen, dass die weniger empfindlichen Teile des Maules mehr beladen oder gedrückt weren, damit eine Gleichheit der Empfindung aller hierauf Bezug habenden übrigen Teile dadurch hergestellt werde.

Kein Pferd wird hartmäulig geboren, sondern vielmehr der Schmerz, der von einer üblen Zäumung herrührt, macht dass sich das Pferd widersetzt. Sieht dies der Reiter nicht ein, und glaubt vielmehr, es geschehe aus Bosheit, will es also mit Gewalt zwingen, so wird auf diese Art das empfindlichste Pferd am ersten Hartmäulig gemacht. Wenn ein Pferd scharfe und empfindliche Laden und zugleich eine dicke Zunge hat, welche in einem engen Kanal liegt, so mag ein gerades Mundstück nur allein auf der Zunge aufliegen; bei glatten, runden und fleischigen Laden hingegen, muss man dem Gebiss eine stärkere Wirkung auf dieselben zu geben suchen, weil sie weniger empfindlich sind. Ist die Empfindlichkeit noch geringer, so gebe man dem Pferde ein Mundstück, das durch zwei gerade Hohlgebisse, die in der Mitte allmählich dünner zulaufen, gegen den Gaumen gerichtet ist, und ein Galgengebiss genannt wird. Bei diesem hat die Zunge alle Freiheit, und das Mundstück liegt hauptsächlich auf den äußeren, schärferen und empfindlicheren Rändern der Laden; damit aber diese auch nicht zu viel tragen und leiden, so lasse man am Ende auch genug Eisen, wodurch also die Lefzen ebenfalls einen Teil des Drucks erhalten.

Einige Pferde haben an den inneren Lefzen eine Haut, welche man Frösche nennt, und diese können sie so geschickt zwischen das Mundstück und die Laden ziehen, dass die letzteren das erste kaum empfinden. Sie gehen dann, der schärfsten Mundstücke ungeachtet, öfters durch, und lassen sich gar nicht halten. Solchen Pferden muss das Mundstück weiter als das Maul gemacht werden, wodurch dann das Pferd verhindert wird, die Frösche zusammenzuziehen. Diese Frösche sind eigentlich nichts anderes, als eine harte Haut der inneren Lefzen, welche durch den Druck scharfer Mundstücke entstanden sind.

Die Benennung der verschiedenen Mundstücke sind folgende.

1) ein gerades Hohlgebiss, welches dem Pferde ganz gerade im Maule und auf allen Teilen, selbst auf der Zunge, wenn sie auch noch so viel Raum hätte, gleich aufliegt, und daher das gelindeste ist, das man einem jungen und weichmäuligen Pferde geben kann; drückt nun aber das Pferd etwas auf das Mundstück, und man sieht, dass es zu leicht ist, und ihm zu wenige Empfindung macht, so gebe man ihm

2) ein Mundstück, das im Bau selbst dem ersteren ganz gleich und nur darin verschieden ist, dass es Walzen hat, welche um das Mundstück herumlaufen, und also mehr auf die Laden wirken; es wird ein deutsches Mundstück mit Walzen genannt. Sollte aber auch dieses den Wünschen des Reiters, in Betreff der feineren Führung, noch nicht entsprechen, so kann man dem Pferde

3) das allgemein bekannte Posthorn-Mundstück geben. Dieses aufsteigende Gebiss ist besonders gut bei Pferden zu gebrauchen, welche eine dicke Zunge, und niedrige fleischige Laden haben. Hat nun ein Pferd ein dicke Zunge, und noch weniger empfindliche Laden, so gebe man ihm

4) das sogenannte Dessauer Mundstück. Dieses ist deshalb besonders anwendbar, weil es in der Mitte und auf beiden Seiten des Galgens beweglich ist, und sich so ganz nach dem Maule fügt. Ist aber ein Pferd in Rücksicht seines Maules sehr verdorben, und wirklich hartmäulig, so kann man

5) ein stehendes Galgengebiss mit Walzen anwenden, indem dieses gehörige Zungenfreiheit gibt, und gerade dergestalt auf die Laden drückt, dass sich das Pferd nicht davon befreien kann. Will man nun diesem Mundstück noch mehr Schärfe geben, als es an und für sich schon hat, so darf man die Walzen nur einfeilen oder aufrauen lassen, wo sie alsdann mit vermehrter Schärfe auf die Laden wirken werden.

Erst wenn die Remonten auf der Trense gehörig ausgearbeitet sind, kann man zur Zäumung derselben mit der Kandare übergehen. Zu dieser Absicht müssen die Remonten zusammen in die Bahn gebracht werden, wo sich auch sämtliche Hauptgestelle und verschiedenartige Kandaren, nebst dem Eskadrons-Sattler befinden. Jeder Unteroffizier muss dann die Pferde, die er entweder selbst geritten, oder doch wenigstens unter seiner Aufsicht hat reiten lassen, selbst zäumen, da doch vorauszusetzen ist, dass jeder, was das Gefühl im Maule betrifft, sie am besten kennen muss. Nach diesem Gefühle nun, und nach der Beschaffenheit des Maules sucht derselbe eine Kandare aus, untersucht jedoch vorher, ehe er sie einschnallt, ob sie in gutem und brauchbarem Zustande, und nicht etwa lahm ist; ferner ob die Kennketten die gehörige Länge haben, ob die sogenannten Kinnkettenhaken (S) weder zu lang, noch auch zu kurz sind, damit die richtige Wirkung der Ketten selbst dadurch nicht verloren gehe. Nach dieser angestellten Untersuchung schnallt er sie erst oberflächlich in das Hauptgestell ein, und legt den ganzen Zaum auf das Pferd, wobei er sich am besten überzeugen wird, ob in Betreff der Weite und sonstigen Eigenschaften die Kandare auf das Pferd passt.

Ist dies der Fall, so schnallt er sie fest, und zwar so, dass, wenn das Pferd ein Wallach ist, das Mundstück ungefähr einen Zoll über den Haken auf die Lade aufliegt; ist es aber eine Stute, welche in der Regel keine Haken haben, so muss er das Maul so richtig zu beurteilen suchen, dass er schon nach dem bloßen Augenmaß weiß, wo der Haken ungefähr sitzen könnte, und daher dennoch nach der eben gegebenen Vorschrift die richtige Lage findet. Hierauf wird die Kinnkette eingehängt, und nachgesehen, welche Wirkung die Kandare tut. Solle sie durchfallen, so lässt man sogleich durch den Sattler etwas unterlegen; steht sie aber zu fest, und verhindert dadurch die Mitwirkung der Kinnkette, so muss von der Strippe etwas abgenommen werden, und man fährt überhaupt mit dem Abnehmen und Zusetzen so lange fort, bis die Kandare ganz richtig liegt. Auch auf den Nasenriemen muss man seine besondere Aufmerksamkeit richten, dass dieser weder zu tief, noch zu hoch liege; denn im ersteren Falle würde er das freie Atmen des Pferdes hindern, weil die Nasenlöcher gewissermaßen dadurch zugezogen werden; im anderen Falle aber würde man seiner Absicht, nämlich dem Festhalten des Hauptgestelles, und dem Verhindern des Durchfallens der Kandare, wieder nicht entsprechen.

Auch auf die Kehlriemen muss bei solchen Hauptgestellen, die noch welche haben, genau Acht gegeben werden, damit sie nicht zu kurz sind, und durch zu festen Zusammenschnallen das Pferd am Schlund und an der Luftröhre inkommodieren, was dasselbe leicht zu einer Widerspenstigkeit gegen den Zaum selbst verleiten kann. Eben so muss man auf die Untertrense sehen, dass sie weder zu viel noch zu wenig Spielraum im Maule hat. Im ersten Falle würde sie das glatte Aufliegen des ganzen Zaums verhindern, im zweiten Falle aber würde sie dem Pferde, das sich nun durch Schütteln und widrige Bewegungen mit dem Kopf davon loszumachen sucht, Schmerzen verursacht, und die richtige Haltung und Führung verloren gehen machen. Ist endlich die ganze Zäumung zweckmäßig beendigt, so muss man nun das Remontepferd an die Führung mit der Kandare nach und nach gewöhnen, und es daher die ersten Male im Ganzen mehr mit der Trense als mit der Kandare führen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe