Zeichnung

Zeichnung, der Festungswerke und Schanzen, geschieht entweder im Grundriss, oder im Profilriss; wie beide entworfen werden, s. d. Artikel. Von der Zeichnung des Grundrisses einer Festung mit Bollwerken und Kurtinen, da dieses jetzt die gewöhnliche Befestigungsart ist, hier folgendes.

Großer Radius der Festung, Fig. 80 a’a.

Die Benennungen der verschiedenen Linien und Winkel sind unter Plan erklärt worden; um nun den Grundriss einer Befestigungsfronte zu entwerfen, müssen bekannt sein: entweder 1) der große Radius, a’a Fig. 80, 2) die äußere Polygonlinie, af, 3) der kleine Perpendikel b’c, 4) die Länge der Verteidigungslinien ef, ad, 5) die Länge der Facen ab und ef;

Kleiner Radius der Festung, Fig. 81 a’k.

oder 1) der kleine Radius a’k Fig. 81, 2) die innere Polygonlinie ff’k, 3) die halbe Kehllinie, 4) die Kapitallinie aff’, oder fk, 5) die Länge der Facen ab oder ef und 6) die Länge der Flanken de oder bc. Erstere Art, die Magistrale, a b c d e f g h i k l m n o p q usw. Fig. 81 zu beschreiben, heißt von außen hinein befestigen, letztere Art von innen hinaus befestigen, s. Befestigen.

Halber Mond, Fig. 84 q p o.

Zum Auftragen des halben Mondes q p o Fig. 84 ist entweder der Abstand der verlängerten Facen desselben vom Schulterpunkt nach den Bollwerksspitzen zu, also von f’ nach g, oder die Größe des ausspringenden Winkels, unter welchem die Facen zusammenstoßen, q p o, und in beiden Fällen die Länge der Facen zu wissen nötig; die Grabenschere h i o k l m n bestimmt sich in den Hauptlinien durch die verlängerten streichenden Verteidigungslinien.

Die Stärke der Brustwehren, und ihre Böschungsanlagen, so wie auch die Anlage der Böschungen der Wälle sowohl, wenn sie keine Futtermauern bekommen, als der Brustwehren, richtet sich nach der Beschaffenheit der Erde; doch wird für die obere Brustwehrstärke aller bei den Festungen vorkommenden Werke 18 bis 24 Fuß angenommen; für die Böschungsanlagen ist bestimmt in Tonerde, die Anlage zur Höhe, wie 1:4; in guter Erde wie 2:3 oder 3:4; in aufgeschütteter Erde wie 1:1; im Sande wie 2:1 oder 3:1. Jedoch gilt für die Anlage der inneren Böschung bei allen Brustwehren, zur Höhe das Verhältnis wie 1:6. Die Höhen der Wälle und Tiefen der Gräben richten sich ebenfalls nach den Lokalumständen; man findet im Allgemeinen die Dimensionen bei den verschiedenen Werken angegeben.

Die oben angegebenen Data zur Konstruktion einer Magistrale findet der Ingenieur aus den Maximen der Befestigungskunst; und dies ist nicht so leicht, weil nicht jedes Terrain zu den entworfenen Befestigungslinien passt, und daher selten die Figur der ganzen Enceinte so regelmäßig wird, wie sie auf dem Papier werden kann; daher kann hier nur die Konstruktion einer regelmäßigen Befestigungsfronte gezeigt werden.

1) Nach der ersten Art der Befestigung von außen hinein; Fig. 80. Man beschreibe mit dem großen Radius a’a einen Zirkel, und trage auf die Peripherie desselben die äußere Polygonlinie af herum; hier wird sie sechsmal herumgetragen; man teile die äußere Polygonlinie af in zwei gleiche Teile ab’ und b’f, fälle den Perpendikel b’c, so lang wie er gegeben ist; man ziehe durch a und c und f und c die gegebenen Verteidigungslinien cf und ad, so sind die Endpunkte derselben c und d die Kurtinenpunkte; man trage auf die Verteidigungslinien von a nach b und von f nach e die Größe der gegebenen Facen ab und ef, so ergeben sich in b und e die Schulterpunkte; wenn man nun bc, cd und de zusammenzieht, so ist der Umriss der Festung, das heißt die Magistrale, über einer Polygonlinie fertig, und man verfährt nun eben so bei den übrigen Polygonlinien.

2) Nach der zweiten Art der Befestigung von innen hinaus, Fig. 81. Man beschreibe mit dem kleinen Radius a’k einen Kreis, und trage auf die Peripherie die innere Polygonseite ff’k’. Auf diese trage man von ff’ nach d und von k’ nach d die gegebene halbe Kehllinie dk und ff’c, so sind c und d die Kurtinenpunkte. Man verlängere die Halbmesser a’ff’ und a’k’, und trage auf dieselben nach a und f die Größe der gegebenen Kapitallinie aff’ und fk’, so sind a und f die Bollwerkspunkte. Aus den Bollwerkspunkten macht man mit der gegebenen Face ab oder fe einen Zirkelschnitt, ein Gleiches aus den Kurtinenpunkten mit der gegebenen Flanke de oder bc; da wo sich diese Zirkelschnitte durchschneiden, in b und e, sind die Schulterpunkte; man ziehe hierauf ab, bc, de und ef, so ist die Figur der Magistrale auf dieser Polygonlinie bestimmt. Will man nun den Grundriss dieser Befestigungsfront vollends anfertigen, so trage man über und unter diese Linie die untere Dicke der Brustwehr, die Breite des Wallganges und Banketts, ferner die Breite des Grabens, des bedeckten Weges usw., nach den unter diesen Artikeln gegebenen Regeln und Dimensionen, und verfahren übrigens wie es unter Grundriss angegeben ist; eben dies geschieht mit den übrigen Werken, welche zusammen diese Befestigungsfronte ausmachen sollen; dergleichen sieht man in Fig. 83, 84, 86 und 92. Von einer allgemeinen Manier, einen Ort zu befestigen, s. Befestigen.

Fig. 83.
Fig. 86.
Fig. 92.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe