Abformen in Kunststoff

Modelltechnik in 1:72

Abformen in Kunststoff.

Das Abformen von Bauteilen mit Hilfe von alten Gussästen (Spritzgussrahmen aus Polystyrol) ist eine kaum bekannte Technik, die jedoch viele nützliche Anwendungen im Modellbau findet. Auf diesem Wege lassen sich beliebig viele Kopien von Kleinteilen eines Modells herstellen, ohne dass das Modell dabei zerstört wird. Die Technik funktioniert sehr gut beim Abformen von Scharnieren, Lukendeckeln, Ventilatoren und anderen Oberflächendetails, die nur auf der Vorderseite modelliert sind. Das Verfahren kann auch auf vollplastische Bauteile angewendet werden, indem zwei Halbformen davon angefertigt, und die halben Abdrücke später miteinander verbunden werden.

Ein Vorteil dieser Abformtechnik ist, dass zusätzlich benötigte Bauteile aus dem Kunststoffabfall handelsüblicher Modellbausätze hergestellt, und anschließend mit den selben Klebstoffen verarbeitet werden können.

Werkzeug und Zubehör

  • Epoxy-Modelliermasse
  • Gussäste gebauter Modelle aus Polystyrol

Die Form

Zwei-Komponenten Epoxy-Modelliermasse wird angemischt und ca. 20–30 Minuten liegen gelassen, bis sie sich nicht mehr klebrig anfühlt. Der Autor verwendet »Duro E-Poxy« ribbon, aber »Milliput«, »Zimm-it-Rite« und viele andere Arten von Epoxy-Modelliermasse sind vergleichbar gut geeignet.

Die Modelliermasse wird anschließend in eine konische Form gerollt, und wie ein kleiner Stempel in die Hand genommen. Nun drückt man die Masse fest gegen das gewünschte Bauteil und schließt es völlig darin ein. Es ist darauf zu achten, dass der Stempel auch die Seitenflächen komplett bedeckt und fest anliegt. Der Stempel muss genau senkrecht angesetzt werden, damit der Abdruck nicht verzerrt wird. Über Nacht trocknet der Stempel und kann danach vorsichtig abgenommen werden. An der Innenseite ist die negative Form des Bauteils zu sehen (Abbildung 1).

Neue Bausätze eignen sich besonders gut zum Abformen. Sie werden vom Hersteller ungereinigt geliefert; das daran haftende Trennmittel verhindert, dass der Epoxy-Stempel eine feste Verbindung mit dem Modell eingeht. Sicherheitshalber kann flüssige Vaseline als zusätzliches Trennmittel zwischen Modell und Stempel aufgetragen werden. Auch Pflanzenöl, aus der Spraydose aufgetragen, eignet sich sehr gut.

Abformen

Sobald der Stempel völlig durchgetrocknet ist, kann mit dem Abformen begonnen werden. Dieser Arbeitsgang muss im Freien durchgeführt werden, da sich giftige Dämpfe bilden. Plastikreste aus alten Bausätzen, sogenannte Gussäste (Anguss), werden über einer Kerze vorsichtig erwärmt bis sich ein zähflüssiger Tropfen bildet (Abbildung 2). Der Tropfen wird fest in die negative Form gestoßen und erkaltet dort innerhalb weniger Sekunden. Es muss genügend Druck ausgeübt werden, damit das zähflüssige Plastikmaterial in alle Vertiefungen der Form eindringt. Der erkaltete Gussast kann vorsichtig entfernt werden, er trägt eine Kopie des gewünschten Bauteils (Abbildung 3).

Neben dem flüssigem Plastik kann die Form auch mit anderen Materialien gefüllt werden, z. B. mit Resin oder Epoxy-Modelliermasse, wenn dies gewünscht wird.

Freistellen

Das kopierte Bauteil muss vorsichtig befreit werden, indem der Gussast von der Unterseite abgetragen wird. Im letzten Arbeitsgang wird die Unterseite des Bauteils bis auf die gewünschte Dicke geschliffen (Abbildung 4). Schleifpapier und Modellfräsen eignen sich dafür am Besten.

Sobald alle Reste des Gussastes entfernt sind, liegt das benötigte Bauteil vor (Abbildung 5), es kann mit herkömmlichem Plastik Klebstoff am Modell befestigt werden. (Zweitverwertung mit freundlicher Genehmigung von Tracklink).

Gray Creager

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