Purpur
Purpur (lat. purpura), eine lichtbeständige, violette, aber mehrfach nuancierte, von den Alten aus Seemuscheln des Mittelländischen Meeres gewonnene und wahrscheinlich von den Phöniziern erfundene, aber an verschiedenen Orten hergestellte Farbe. Der vorzüglichste Purpur wurde in Tyros bereitet, wo dieser Industriezweig noch zur Zeit der römischen Kaiser wie auch auf der Insel Meninx (Djerba im Gebiet von Tunis) blühte. Einen roten Saft liefern viele Seeschnecken; die eigentliche Purpurschnecken des Altertums sind aber Murex Brandaris und Murex trunculus und vielleicht Purpura haemastoma, die noch jetzt an einzelnen Stellen des Mittelmeeres ähnlich benutzt werden. Diese Schnecken sondern in einer Drüse, die in der Decke der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, einen gelblichen Schleim ab, der am Sonnenlicht grün, dann blau, endlich purpurn und scharlachrot wird und dabei einen ekelhaften, lange anhaltenden Geruch erzeugt. Den blauen Purpur scheinen die Alten mit Purpura trunculus (Purpura, Pelagia) allein erzeugt zu haben, aber man nuancierte ihn durch Anwendung von Purpura brandaris (Buccinum) und anderen Farbstoffen. Man fing die Schnecken mit Netzen, zerquetschte sie oder nahm sie aus dem Gehäuse heraus, mazerierte sie mit Salz, erhitzte sie dann, schöpfte die zusammengeschrumpften Tiere aus der Brühe heraus, tauchte nun die zu färbende Wolle ein und trocknete sie an der Sonne, wobei der Farbstoff sich entwickelte. Der Saft der Tiere verhält sich also genau wie eine Indigoküpe. Jahrhunderte hindurch waren die Phönizier im Alleinbesitz des Geheimnisses der Purpurfabrikation. Der schöne Farbstoff gewann schnell die allgemeine Gunst und galt schon in der frühesten Zeit als Auszeichnung der Herrscher; allmählich wurde er immer allgemeiner angewendet, und Cäsar und Augustus mussten seinen Gebrauch wie den anderer Luxusartikel beschränken. Die römischen Kaiser verpflanzten die Purpurfabrikation auch nach Italien und monopolisierten sie. Im byzantinischen Reich wurde der Purpur von neuem Abzeichen der Majestät und seiner nächsten Umgebung; wichtige kaiserliche Dekrete wurden mit Purpurtinte geschrieben, und noch im 15. Jahrhundert werden Purpurhüte und Purpurschleppen erwähnt. Die Scharlachgewänder (purpurati) der Kardinäle, von Paul II. eingeführt, erinnern noch an die alte Sitte. Die alten Bretonen bereiteten Purpur aus Purpura lapillus. An der Küste Norwegens und Irlands benutzte man noch im 18. Jahrhundert den Saft von Purpura lapillus zum Zeichnen der Wäsche, auf dem Gräberfeld von Ancon wurden mit Purpura gefärbte Gewebe gefunden, und die Eingeborenen Zentralamerikas färbten wohl seit alter Zeit und noch heute Baumwollgewebe mit dem Saft von Purpura patula.
Französischer Purpur (Pourpre français), s. Orseille; Purpur des Cassius, s. Goldpurpur.
Purpurlack, soviel wie Krapplack.
Monopigmentfarben
Eine kleine Übersicht purpurner (PV) Monopigmentfarben, die für Figurenmaler, Modell- und Dioramenbauer in Frage kommen.
- Dioxazine Purple (PV 23), Golden Acrylic Paint 2150
- Caesarenpurpur (lasierend), MUSSINI Ölfarben 366
Mischfarben
- Permanentrot purpur, Amsterdam Acrylic 348
- Worm Purple, Citadel Colour 16
- Imperial Purple, Citadel Colour 25
- Poison Purple, Coat d‘Arms 118
- Warlock Purple, Coat d‘Arms 157
- Amethyst Purple, Coat d‘Arms 160
- Purpur, Daler-Rowney Graduate Acrylfarbe 433
- Chinacridon Purpur, GOLDEN Acrylfarben 1290
- Cossack Purple, Howard Hues 1031
- Purple, Humbrol 68
- German Purple (WK1 Flugzeuge), Humbrol HG9
- WWI Purple, Humbrol 107
- Purpurrot RAL 3004, Humbrol HR146
- Royal Purple, Humbrol MC26
- Purpurrot, Lascaux STUDIO Acrylfarben 932
- Brilliant Purple, Liquitex Basics Acrylic 590
- Purpurmagenta (halbdeckend), Marabu 905
- Krapp dunkel (lasierend), PRIMAcryl 13.324
- Dunkelrot RAL 3004, Revell 361.32
- Royal Purple, Vallejo 70.810
- Purple, Vallejo 70.959
- Warlord Purple, Vallejo 72.014
Bibliographie
- Dedekind: Ein Beitrag zur Purpurkunde (Berl. 1898–1906, 2 Bde)
- Faymonville: Die Purpurfärberei der verschiedenen Kulturvölker des klassischen Altertums (Heidelb. 1900)
- Lacaze-Duthiers: Mémoire sur la pourpre, in den »Annales des sciences naturelles« (4. Serie 1859)
- Martens, v.: Purpur und Perlen (Berl. 1874)
- Schmidt, W. A.: Forschungen auf dem Gebiet des Altertums, Bd. 1 (Berl. 1842)
- Schunck: Purpur (Berl. 1879)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909