Moritz, Graf von Sachsen, französischer Generalmarschall

Moritz, Graf von Sachsen, bekannt unter dem Namen „Maréchal de Saxe“ (Marschall von Sachsen), geb. 28. Okt. 1696 in Goslar, gest. 30. Nov. 1750 in Paris, natürlicher Sohn Augusts des Starken von Sachsen und der Gräfin Aurora von Königsmark (s. d. 4). 1709 focht er in Flandern unter Eugen und Marlborough mit Auszeichnung. Bald vermählte ihn seine Mutter mit der reichen Gräfin Löben, doch war die Ehe nicht glücklich und wurde 1721 wieder getrennt. Bei allem Hang zu Ausschweifungen betrieb Moritz aufs eifrigste das Studium der Kriegskunst. 1717 nahm er in Ungarn unter Eugen an dem Kampf gegen die Türken teil, 1720 trat er in französische Militärdienste. 1726 wählten ihn die Stände von Kurland auf Antrieb der Herzogin-Witwe Anna Iwanowna, der Tochter des Zaren Iwan Alexiewitsch, zum Herzog. Jedoch durch den Einfluss der Russen verdrängt, ging Moritz 1729 wieder nach Frankreich und wurde, nachdem er sich 1733 im Polnischen Erbfolgekrieg am Oberrhein ausgezeichnet, 1736 zum Generalleutnant befördert.

Bekannte Figuren

  • Moritz von Sachsen im Korbwagen, 1745, 1:56 Minden Miniatures PER-010

Im Österreichischen Erbfolgekrieg erlangte seine ungestüme Tapferkeit glänzende Erfolge. Im März 1744 ward er zum Marschall von Frankreich ernannt. Am 11. Mai 1745 erfocht er über die Engländer den Sieg bei Fontenoy und 11. Okt. 1746 einen neuen bei Rocourt und ward hierauf zum Generalfeldmarschall aller französischen Armeen sowie nach dem Sieg bei Lafeld (2. Juli 1747) und der Einnahme von Bergen op Zoom (16. Sept. 1747) zum Oberbefehlshaber in den eroberten Niederlanden ernannt. Nachdem zu Aachen 18. Okt. 1748 Friede geschlossen war, zog sich Moritz auf das ihm vom König geschenkte Schloss Chambord zurück und machte es zu einem Sammelpunkt von Gelehrten, Künstlern und Philosophen. Er ward dann zu Straßburg in der protestantischen Thomaskirche bestattet, wo ihm 1765–76 von Pigalle ein großartiges Grabdenkmal errichtet wurde. Bekannt ist Moritz‘ Liebesverhältnis zur berühmten Tragödin Adrienne Lecouvreur. Von einer natürlichen Tochter Moritz‘, Aurora de Saxe, verehelichten Dupin, stammt die Schriftstellerin George Sand ab. Die neuen Ansichten in der Kriegswissenschaft, die er in seinen »Rêveries« (beste Ausg., Par. 1751, 2 Bde.) aufstellte, fanden erst in späterer Zeit Beachtung. Aus seinem Nachlass erschienen: »Lettres et mémoires choisis parmi les papiers originaux du maréchal de Saxe« (Par. 1794). Vgl. K. v. Weber, Moritz, Graf von Sachsen, Marschall von Frankreich (Leipz. 1863, Volksausg. 1870); Saint-René Taillandier, Maurice de Saxe (Par. 1865); Vitzthum v. Eckstädt, Maurice, comte de Saxe, et Marie-Josèphe de Saxe, dauphine de France (Leipz. 1867); Herzog v. Broglie, Maurice de Saxe et le marquis d‘Argenson (2. Aufl., Par. 1893, 2 Bde.); Colin, Les campagnes du maréchal de Saxe (das. 1901–1905, Bd. 1–3). Zschokke schrieb ein Schauspiel: »Der Marschall von Sachsen« (Bayreuth 1804).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren des Österreichischen Erbfolgekrieges