Eroberung

Eroberung, der Festung. Sie kann auf fünf verschiedenen Wegen erreicht werden, als:

1. Durch Einschließen und Aushungern, Blockade, wenn ein, nach der Stärke der Besatzung proportioniertes Truppenkorps, dessen Zusammensetzung sich stets nach dem umliegenden Terrain richten muss, alle Wege und Punkte besetzt, welche einen Zugang gestatten, und durchaus nichts ein- und auspassieren lässt. Dergleichen Sperrungen der Zufuhren werden die Garnison, aus Mangel der unentbehrlichen Lebensbedürfnisse, endlich nötigen, den Ort zu übergeben. Diese Art, feste Plätze in seine Gewalt zu bekommen, ist sehr langwierig, und nur bei großen und volkreichen Städten anwendbar, von welchen man überzeugt ist, dass sie geringe Vorräte haben; oder wenn felsiges Terrain und sumpfiger Boden die Belagerungsarbeiten gänzlich verhindern, oder auch wenn üble Wege und Witterung die Ankunft des Belagerungsgeschützes unmöglich machen.

2. Durch Überrumpelung und Überfall. Wenn ein Korps mit irgend Jemandem in der Festung im Einverständnis ist, und durch List heimlich einzudringen sucht, die Besatzung gefangen nimmt, oder niedermacht, und sich auf diese Weise in den Besitz der Festung setzt. Dieses Mittel, eine Festung zu erobern, längt nur von Zufällen ab, und glückt nicht jederzeit.

3. Wenn die Truppen im Angesicht des Feindes die Wegnahme der Festung mit der Gewalt der Waffen zu erzwingen suchen, ohne sich durch das Feuer der Besatzung abschrecken zu lassen, und ohne durch ein vorhergegangenes heftiges Artilleriefeuer den Widerstand der Besatzung zu schwächen, die Werke zu eröffnen und ersteigbar zu machen. Sowohl die schlechte Beschaffenheit der Werke eines Ortes, als eine geringe, mutlose, nur wenig wachsame Besatzung, lassen zuweilen für diese Art von Angriff der Festungen einen günstigen Ausgang erwarten. Man nennt dies den offenbaren, gewaltsamen Angriff; hierbei so wie bei der vorigen Art, wird Sturm und Eskalade angewandt.

4. Durch ein heftiges Bombardement, oder eine sonstige Verbrennung der bürgerlichen Wohnungen eines Platzes. Dieser Angriff wird vorzüglich bei großen bevölkerten Städten glücken, deren Bewohner ihrem Reichtum sehr ergeben sind, und keine vorteilhafte Stimmung gegen die Besatzung hegen, und von welchen man überzeugt ist, dass sie den Kommandanten eher zwingen, den Ort zu übergeben, als ihr Eigentum vernichtet zu sehen.

5. Durch die sogenannte förmliche Belagerung, wo vermittelst zusammenhängender verschanzter Linien, Truppen und Geschütz gedeckt sind, und dem Ort Schritt für Schritt näher rücken; wo die Artillerie des angreifenden Teils durch ihr heftiges Feuer, das Festungsgeschütz während des allmählichen Vorrückens ruiniert, und dadurch nach und nach zum Schweigen bringt; die Bekleidung der Werke niederschießt, oder sie durch Minen öffnet und ersteigbar macht, so dass endlich die Infanterie die zugänglich gewordenen Stellen erstürmen kann. – Diese letzter Art des Angriffs ist die zuverlässigste, und wird daher auch am häufigsten angewandt.

Eroberung der einzelnen Festungswerke, s. Angriff der Festungswerke.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe