Eskalade

Eskalade, Leiterersteigung, der gewaltsame Angriff eines befestigten Ortes, einer Festung, Mauer, Brustwehr etc. durch Ersteigen derselben, teils (eigentlich nur) mit, teils ohne Leitern. S. die genannten Artikel, auch Sturm und Sturmleiter. Um die Brustwehr einer Verschanzung zu ersteigen, oder bei einer halben Verkleidung des Walles einer Festung von 6 Fuß Höhe, bedarf man keiner Leitern, weil hier die zum Angriff bestimmten Soldaten wechselseitig einander hinauf helfen können; sind aber hohe Stadt- oder Futtermauern da, so muss man Sturmleitern haben, die man entweder besonders mit sich geführt, oder in der Nähe verfertigt hat, auch von den umliegenden Dörfern zusammenbringen kann.

Vorzüglich wird die Eskalade bei dem offenbaren Angriff einer Festung angewendet, wenn kein Bombardement vorhergegangen ist, und wenn das Unternehmen entweder durch schlechte Beschaffenheit der Werke, oder durch geringe, mutlose oder wenig wachsame Besatzung begünstigt wird. Man nimmt dann die Eskalade mit Anbruch des Tages vor, und greift an mehreren Orten zugleich an, so dass man zugleich einen Überfall damit zu verbinden sucht. Ein jede Angriffskolonne hat an der Spitze eine Anzahl Freiwillige, welche zuerst die Wälle ersteigen sollen, und eine eben so große Anzahl mit Sturmleitern. Hinter ihnen folgen Zimmerleute mit Äxten, und eine Anzahl Leute mit Faschinen, Balken und dergleichen; dann folgt eine Kolonne zur Unterstützung, welche sogleich denen, welche den Wall zuerst erstiegen haben, nacheilt, und hierauf der Haupttrupp mit dem Geschütz.

Man bemächtigt sich in der größten Stille des bedeckten Weges, wobei einige Schlosser die etwa vorhandenen Gattertore so viel wie möglich ohne Geräusch öffnen, und geht auf den gewöhnlichen Gängen, oder mit den Leitern in den Graben hinab. Ist in einem trockenen Graben eine Künette, so wirft man entweder Faschinen hinein, oder mach einen Übergang vermittelst der Balken; ist der Graben nass, so wird der Übergang durch eine Tonnenbrücke oder noch besser durch eine Kastenbrücke bewerkstelligt, welches jedoch schon ziemlich schwierig ist; morastige Gräben überdeckt man mit Faschinen und Hurden. Hierauf werden die Leitern an den Hauptwall in großer Menge neben einander angelegt, vorzüglich am Flankenwinkel und an den Kurtinen, so wie die ersten Soldaten hinaufkommen, formieren sie sich auf der Brustwehr; sind etwa 100 Mann hinauf, so folgen die Zimmerleute, um das nächste Tor zu sprengen; nach und nach folgen die übrigen Kolonnen. Hierauf verfährt man in der Stadt selbst wie bei den Überfällen, und sucht sich sogleich zu verschanzen, um sich behaupten zu können.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe