Leim

Leim dient als Bindemittel, zum Leimen des Papiers, als Weberschlichte, zur Appretur von Tuch, Hutmacherfilz und Strohhüten, zur Darstellung der Buchdruckwalzen und zu elastischen Formen, zur Imitation von Schildpatt, Perlmutter, Elfenbein, Bernstein, Malachit, zu künstlichem Holz, Anstrichen, Kitten, als Klärmittel etc. Die Handelssorten benennt man wohl noch nach altem Gebrauch nach Städten und Ländern, doch sind diese Bezeichnungen heute belanglos. Hellgelblich durchscheinende Ware aus mit Chlorkalk gebleichten Häuten geht als Kölner Leim, durch Zusatz von schwefelsaurem Bleioxyd, Bleiweiß, Zinkweiß undurchsichtig gemachter Leim als russischer Leim oder weißer Leim; letzterem Fabrikat wird gewöhnlich von Holzarbeitern eine große Bindekraft zugeschrieben.

Handelsübliche Leime

  • Holzleim
  • Holzleim, wasserfest
  • Kunstharzleim
  • Lackleim – Acrylharz
    • Acrylbinder
    • Decoupage-Kleber
  • PUR-Leim – Polyurethan

Leim, das durch anhaltendes Kochen leimgebender Substanzen (s. Kollagen) mit Wasser erhaltene Produkt, das im wesentlichen aus Glutin besteht. Leim wird hergestellt aus Häuten und Leder, Knochen, Fischschuppen etc. Man verwendet dazu vorzugsweise Abfälle der Gerberei, Schlächterei, Abdeckerei, Hasen-, Kaninchenfelle etc. Dies Leimgut (das im großen Durchschnitt ca. 25 Proz., Häute bis 50 Proz., Hautabfälle 40–45 Proz. Leim liefert) wird zur Reinigung von Fleisch, Blut, Fett 15 bis 20 Tage und länger in mehrfach erneuerter Kalkmilch geweicht, dann in fließendem Wasser oder in Waschmaschinen gereinigt, in Lohbrühe, Schweflige Säure oder Chlorkalkbäder gebracht, wieder gewaschen und an der Luft getrocknet. So weit vorbereitet, bildet dies Material als Rohleim oft das Produkt eines besonderen Industriezweigs und gelangt nun erst in die Leimsiedereien. Die Verwandlung des Leimgutes in Leim durch Kochen mit Wasser geschieht nach dem alten Verfahren in offenen Kesseln über freiem Feuer; da aber die Umwandlung langsam erfolgt und anhaltendes Kochen den Leim verdirbt, so kocht man den Rohleim mit wenig Wasser, lässt die genügend konzentrierte Leimlösung nach 1½ bis 2 Stunden ab und kocht unter Zusatz von reinem Wasser weiter, bis abermals eine konzentrierte Leimlösung entstanden ist etc. Dies wird bis zur Erschöpfung des Leimgutes fortgesetzt und das zuletzt erhaltene Leimwasser zum Verkochen von neuem Leimgut benutzt. Sehr rationell ist die Behandlung des Rohleims mit Dampf von nicht mehr als 1½ Atmosphären Druck in geschlossenen, Wasser enthaltenden Kesseln, in denen das Leimgut auf einem Sieb liegt (Ternescher Kessel). Dampfleim wird aus dem Leimgut durch Behandeln mit Dampf ohne Wasser gewonnen. Sehr guten Leim erhält man auch beim Kochen des Leimgutes in Vakuumapparaten unter vermindertem Druck und bei niedriger Temperatur. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, dass in Fäulnis übergegangenes Leimgut helleren, besseren Leim liefere, und jedenfalls wird sehr allgemein ein Material verarbeitet, das beim Verkochen sehr starken Geruch entwickelt. Die Rückstände von der Versiedung des Leimgutes und der Kalkschlamm aus den Waschmaschinen werden als Dünger benutzt.

Die erhaltene Leimlösung lässt man in Küfen, die vor Abkühlung geschützt sind, absetzen, filtriert sie, entfärbt sie mit Knochenkohle und setzt auch wohl zur Klärung 0,75 bis 1,5 pro Mille Alaun zu, der aber die Klebekraft mindert. Die geklärte Lösung lässt man in hölzernen oder eisernen Kasten von etwa 1 m Länge, 0,25 m Breite und 0,20 m Tiefe erstarren und zerschneidet die aus den Kasten gestürzten Blöcke mit seinem Draht in Tafeln. Vorteilhaft gießt man die Lösung in Formen, die in Kühlräumen bei 0–5° sogleich derartige Tafeln liefern. Diese werden mit Messern weiter zerschnitten und auf Bindfadennetzen an der Luft, besser in heizbaren Trockenräumen, anfangs bei 15–20°, zuletzt bei höherer Temperatur, getrocknet. Leimpulver ist wegen seiner Leichtlöslichkeit geschätzt. Nicht getrocknete Leimgallerte kommt als Fassleim in den Handel.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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