Holz
Holz, ist entweder Brennholz ode Nutzholz, welches letztere für Kriegszwecke teils als Bauholz für Gebäude und Schiffe, teils zu vielen Gegenständen bei der Artillerie gebraucht wird. Im Allgemeinen ist die härteste Holzart die beste; beim Verbrennen hat aber auch oft die harzigste den Vorzug. Das Holz unterscheidet sich seiner äußeren Beschaffenheit nach in Laub- und Nadelholz, von welchen das erste wässeriger, das letztere aber ölige oder harzige Teile hat. In Deutschland sind folgende Arten am gewöhnlichsten:
A. Laubholz
- Die Eiche steht als die häufigste und nützlichste Holzart oben an. Die Traubeneiche oder Steineiche hat das härteste und festeste Holz, ist aber nicht sehr häufig zu finden, und wird daher nur sparsam zu Schiffbauholz, Toren und Lafetten verarbeitet. Die Stieleiche ist sehr häufig, aber von weniger hartem Holz.
- Die Ulme, nämlich die raue Ulme, oder weiße Rüster, und die glatte Ulme, Rüster, letztere von weicherer Art als die erste, gibt ein festes dauerhaftes Holz, besonders zu Naben, Felgen, Wellen usw. brauchbar.
- Die Esche hat ein festes, biegsames Holz, dient besonders zu Stielen und Schäften von allerhand Werkzeug, Setzern und Wischern etc.
- Der Hornbaum, oder unrichtig die Weißbuche, Hegebuche, von sehr festem Holz und feinen Fasern, dient zu allerhand Wagnerarbeiten, ist aber mehr dem Wurmfraß unterworfen als die vorigen Arten.
- Der Ahorn, hat ein sehr hartes, festes und zähes Holz, dient vorzüglich zu Gewehrschäften, und Handgriffen verschiedener Werkzeuge. Eben so wird der Wallnussbaum und Kastanienbaum, wegen seiner Seltenheit in Deutschland, vorzüglich nur zu Gewehrschäften gebraucht.
- Die Mastbuche oder Rotbuche, gibt ein gutes, festes Holz, von rötlicher Farbe, ist jedoch nicht so ausdauernd als die vorigen, und wird zu Wagnerarbeiten, auch zur Grundpfählen gebraucht.
- Die Eller oder Else und die Birke haben zwar zähes, aber weniger dauerhaftes Holz in freier Luft; ersteres dient zu Grundpfählen, auch zum Verbohlen bei der Artillerie; letzteres zu Leiterbäumen, Deichseln, Langbäumen usw.
Die übrigen harten Laubholzarten, wie alle wilden Obstbäume usw. sind zu selten, um sie anders, als zu feinen Tischlerarbeiten anwenden zu können. - Die Linde steht unter den weichen Holzarten zum Gebrauch für die Artillerie oben an, und ist entweder Sommer- oder Winterlinde. Ihr Holz dient zu den Brandröhren und Hebespiegeln, ihre Rinde gibt den bekannten Bast.
- Die Pappelarten sind wegen ihrer geringen Dauer wenig brauchbar; doch dienen sie im Notfall zu Bettungen, Brandröhren und Spiegeln, auch zu Lattstämmen.
- Die Weidenarten sind fast gar nicht brauchbar; nur dienen ihre Äste zu Faschinen, Hurden, Schanzkörben, Flechtwerk, Korbwaren usw.
B. Das Nadelholz, wird sehr allgemein nicht nur als Bauholz, sondern auch zu Latten, Bettungen, Mörserblöcken angewendet; obenan steht:
- Der Lärchenbaum, mit sehr feinen, weichen, hellgrünen Nadeln, ist sehr stark und fest, aber ziemlich selten, und dient zu Pfosten, Dielen und allerhand Bauarbeiten; sein Harz gibt den Terpentin.
- Die Kiefer, Kiene, auch Fichte, oder Föhre ist ein immergrüner Baum, sehr allgemein, und durch ihr vieles Harz dauerhafter als die folgenden Arten. Sie dient bei dem Mangel an Eichenholz auch zum Wasserbau, und gibt Teer, Pech und Kienöl.
- Die gemeine Tanne, oder Weißtanne, ist wegen ihrer Höhe zu jeder Art von Bauholz geschickt, aber nicht so dauerhaft wie die Kiene. Wo Leichtigkeit die Hauptbedingung ist, dient ihr Holz am besten; auch wird ihr Harz bei der Bereitung des Terpentins gebraucht.
- Die Fichte, weiße Fichte, auch Rot- oder Schwarztanne, hat ein weiches Holz, und dient zu Brettern, welche zwar nicht die Dauer der kienenen haben, aber doch besser sind, als die tannenen.
Außer den wirklichen Bäumen, sind auch einige Gattungen Strauchholz in der Artillerie brauchbar, um die daraus erhaltenen Kohlen zu Schießpulver und zu den Kunstfeuern zu verwenden. Hier steht obenan:
- Das Pulverholz, oder der schwarze Schießbeerstrauch, Faulbaum, Stinkbaum usw. Hat ein sehr weiches Holz, aber einen rötlichen Kern.
- Der Haselstrauch dient ebenfalls dem Verkohlen; obgleich das Holz auch zu Fassreifen und Schirrholz angewendet wird.
Das Nutzholz bei der Artillerie ist ein sehr wichtiger und kostspieliger Artikel, muss im Winter gefällt und beschlagen werden, und Jahre lang in feier Luft, aber im Schatten aufbewahrt worden sein, ehe es verwendet wird. Für Kriegsfuhrwerke ist das leichteste Holz das beste, muss aber auch die nötige Stärke besitzen, sonst ist unbedingt das schwerere vorzuziehen.
Zu den Lafettenwänden und Riegeln ist das Ulmen- oder Rüsternholz das beste; im Notfall kann auch das Eichenholz dazu dienen.
Die Achsen werden aus Buchenholz, wenn sie aber vor dem Gebrauch lange stehen müssen, aus Eichenholz gemacht. Zu den Naben dient am besten das Ulmen- oder Buchenholz, im Notfall das Eichenholz. Die Felgen werden aus denselben Holzarten gemacht; sie müssen aber sehr trocken sein, die Naben hingegen nicht ganz trocken. Zu den Speichen nimmt man am besten junge Eichenbäume.
Die Langwagen und Deichseln müssen aus einem einzelnen jungen Eichenbaum gehauen, nicht aber geschnitten werden. Die Tragebäume können allenfalls aus Tannenholz gemacht werden; eichenes würde zu schwer sein. Die Bracken und Ortscheite müssen von Eichenholz sein.
Die Mortierklötze werden gewöhnlich aus Eichenholz gemacht, weil hier Schwere vorteilhaft ist. Die Bettungen macht man aus Tannenholz, allenfalls die Rippen aus Eichenholz. Zu den Walllafetten schickt sich das Eichenholz am besten, weil seine Schwere hier wenig in Betracht kommt, seine Härte aber manchen Beschlag erspart.
Alle Hebezeuge, Handspeichen und Stiele zum Schanzzeug, sowie die Wischer, sollen eigentlich von Eschen-, können aber auch von Buchenholz gemacht werden. Zu den Wagenwinden bedient man sich des Ulmen- oder Eichenholzes; die Futterladen werden von Tannen- oder Kienenholz gemacht.
Die Kartuschspiegel werden aus Ellernholz verfertigt; zu den Zündern wird aber Lindenholz genommen.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)