Kleinpflaster

Kleinpflaster (Steinschlagpflaster), eine von Gravenhorst zu Stade eingeführte Neuerung der Fahrbahnbefestigung von Landstraßen.
Die Straßenoberfläche wird auf einer festen, jedoch nicht harten, den Druck der Verkehrslast voll aufnehmenden Unterbettung, mit größeren Steinschlagstücken von annähernder Würfelform, mosaikartig eingepflastert. Der Unterbau kann entweder als Packlage oder wie für eine makadamisierte Steinschlagbahn aus grobem Steinschlag oder Grand etwa 10 cm stark hergestellt und mit der Walze so abgeglichen werden, dass die Oberfläche die der Straße zu gebende Querschnittform erhält. Die Randsteine können nach der Dichtung des Unterbaues etwa 8 cm vorragen. Ältere Steinschlagbahnen können nach Aufhacken der Oberfläche und Herstellen der gewünschten Querschnittform, unmittelbar als Unterbau dienen. Als Bettungsmaterial für das Pflaster dient eine in lockerem Zustand 3 bis 4 cm starke steinfreie Kiesschicht, die mit der Schablone (dem Sandpflug), der Querschnittform entsprechend, abgeglichen wird, worauf die Pflasterung und das Abrammen erfolgen kann. Bei Sand wird die Bettungsstärke jetzt nur noch 1 bis 2 cm angenommen. Das Herstellen eines solchen Steinschlagpflasters, das sich in den Versuchsstrecken gut gehalten haben soll (die alten Strecken vom Jahre 1885 befinden sich noch in tadellosem Zustand) wird erheblich billiger als ein Klinkerpflaster oder eine gewöhnliche Pflasterbahn, aber 10 bis 20% teurer als eine Steinschlagbahn, befährt sich aber viel angenehmer, ist trockener und sauberer, staubfreier, viermal so haltbar als letztere und wird in der Ausbesserung nicht teurer als eine gewöhnliche Steinschlagbahn. Die Abnutzung beträgt nur 1⁄7 bis 1⁄8 derjenigen der Steinschlagbahn. Wesentliche Bedingung für gute Haltbarkeit ist: sorgfältiges Ausführen, besonders des Unterbaues, der auch bei Frostaufgang nicht nachgeben darf, und gutes, widerstandsfähiges Material. – L. v. Willmann
Bibliographie
- Deutsche Bauzeitung 1894–1900
- Handbuch der Baukunde, Berlin 1892
- Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Leipzig 1903
- Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Verbandes zu Hannover 1887–1895
- Zeitschrift für Transportwesen und Straßenbau 1895–1903
- Zentralblatt der Bauverwaltung 1903
- Willmann, L. v.: Straßenbau, Fortschritte der Ingenieurwissenschaft, Leipzig 1895
Quelle: Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (Stuttg., Leipz. 1914)