Burengeneral Christian R. de Wet
De Wet, Christian R., Burengeneral, geb. 7. Okt. 1854 auf der Farm Leeuwkop (Distrikt Smithfield, Oranje-Freistaat), von wo sein Vater später nach Nieuwjaarsfontein bei Dewetsdorp (das nach ihm den Namen erhielt) zog, wohnte 1880–85 in der Südafrikanischen Republik und kämpfte bei Majuba als Feldkornett mit; danach kaufte er seines Vaters Farm, zog aber 1896 nach der Farm Roodepoort (Distrikt Heilbron; im Krieg zerstört). Von 1889–97 als Mitglied des Volksrats eifriger Konservativer, befürwortete er lebhaft den engeren, 1897 erreichten Zusammenschluss der beiden Republiken. Nach dem Ausbruch des Krieges gegen England wurde de Wet in Natal stellvertretender Kommandant, dann an der Westgrenze General (Hauptkommandants-Assistent) unter Cronje (s. d.), den er aber aus der Umklammerung durch French und Lord Roberts nicht zu retten vermochte. Seit März 1900 beunruhigte er die Verbindungen im Rücken des englischen Heeres namentlich im östlichen Freistaat. So überfiel er 31. März General Broadwood bei Sannas Post oder am Koorn Spruit (östlich von Bloemfontein), 4. April die Royal Irish Rifles bei Reddersburg, 6. Juni eine große Proviantkolonne zwischen Heilbron und Kroonstad und erbeutete 7. Juni die reichen Proviantmagazine von Roodeval.
Den oft versuchten Einkreisungen an Zahl weit überlegener britischer Abteilungen entzog sich de Wet, seit Ende Juni oberster Befehlshaber der Oranjeburen, stets durch kühne Märsche und überraschende Querzüge seiner »Pferdekommandos« ohne Train. Den Divisionen Hunter, Rundle und Brabant entkam er 21. Juli über die Eisenbahn nördlich von Kroonstad, wobei er (bei Honing-Spruit) einen Panzerzug mit 100 Royal-Welsh-Füsilieren nahm. Nachdem er 6. Nov. durch den Überfall des Obersten Le Gallais (der dabei fiel) sechs Geschütze in Bothaville verloren hatte, zwang er auf seinem ersten (vergeblichen) Zug nach der Kapkolonie 23. Nov. die starke Garnison von Dewetsdorp zur Übergabe, brachte auf dem zweiten Einfall in die Kapkolonie (Ende Januar 1901) bei den Tabakhügeln zwischen Bloemfontein und Smaldeel den Engländern eine Schlappe bei (29. Jan.), überfiel 25. Dez. bei Tweefontein ein englisches Lager und entrann den gefährlichsten Umzingelungen 6. Febr. 1902 bei Lindley und besonders 22. Febr. bei Kalkkrans. Von dem schließlichen Erfolge seines Ausharrens überzeugt, gab er bei den gemeinschaftlichen Beratungen der Burenführer in Klerksdorp, Pretoria und Vereeniging seinen Widerstand gegen einen Friedensschluss erst wenige Stunden vor Unterzeichnung des Vertrags (31. Mai) auf. Danach ging er mit L. Botha (s. d.) und de la Rey (s. d.) nach Europa, um seinem Volk die nötige finanzielle Hilfe zu verschaffen. Er schrieb: »Der Kampf zwischen Bur und Brite« (deutsche Ausg., Kattowitz 1902).
Bibliographie
- »Steijn, de Wet und die Oranje-Freistaater. Tagebuchblätter aus dem Südafrikanischen Krieg« (Tübing. 1902)
- Kestell: Mit den Burenkommandos im Felde (»Im Kampf um Südafrika«, 3. Bd., 2. Teil; Münch. 1902)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909