Circensische Spiele

Circensische Spiele (Ludi circenses), bei den Römern im Circus (s. d.) gefeierte Spiele, ursprünglich bestehend in Pferde- und Wagenrennen, wozu jedoch im Laufe der Zeit noch andere Gattungen hinzutraten. Eröffnet wurden die Spiele in der Regel durch einen vom Spielgeber in Triumphaltracht und zu Wagen angeführten Auszug (pompa circensis) vom Kapitol aus mitten durch die Stadt zum Zirkus. Nachdem hier der Zug die Spina einigemal umschritten, begannen nach einem Opfer die eigentlichen Spiele. Das Hauptspiel, das Wagenrennen, bestand aus einzelnen Rennen (missus), gegen Ende der Republik 10–12, seit Caligula 24, die den ganzen Tag in Anspruch nahmen, jeder missus gewöhnlich aus vier Zwei- oder Viergespannen, die gleichzeitig aus den Schranken (carceres) in die Bahn rechts von der Spina hinausfuhren, um nach Umbiegung der hinteren Zielsäulen (metae) auf der linken Seite zu den ersten Zielsäulen zurückzufahren. Wer nach sieben Umfahrten zuerst über eine nahe den Schranken auf dem Boden mit Kreide gezogene Linie fuhr, galt als Sieger. Die Hauptgefahr brachte das Umbiegen an den Zielsäulen: ein Anfahren war für den betreffenden Wagen wie für die folgenden verhängnisvoll. Die Preise waren außer Palmen und Kränzen oft sehr ansehnliche Geldbelohnungen. Die erforderlichen Leute, Pferde und Ausrüstungsgegenstände lieferten auf Kosten des Spielgebers eigene Genossenschaften. Wagen (s. Currus) und Wagenlenker (Agitator oder Auriga) trugen bestimmte Farben, ursprünglich Weiß und Rot, wozu später noch Grün und Blau kamen. Von den nach diesen Farben benannten Zirkusparteien verband sich Ende des 3. Jahrhunderts die weiße (factio albata) mit der grünen (prasina) und die rote (russata) mit der blauen (veneta), daher in spätrömischer und byzantinischer Zeit gewöhnlich nur von den Blauen und Grünen die Rede ist. Dieses Parteiwesen steigerte das leidenschaftliche Interesse des Volkes an den Zirkusspielen (daher das geflügelte Wort Juvenals, dass das Volk nur zweierlei: »Panem et circenses«, »Brot und Zirkusspiele«, ersehne) oft bis zur Raserei.

Von Rom aus verbreiteten sich diese Spiele allmählich über das ganze Reich. Mit dem Wagenrennen war oft das Pferderennen der sogen. desultores (s. Desultoren) verbunden. Auch für Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe diente ursprünglich der Circus und wurde auch nach Einrichtung der Amphitheater vielfach dazu benutzt. Außer diesen Schauspielen gab es in der Kaiserzeit gelegentlich militärische Schaustellungen im Circus, so das Trojaspiel (ludus Trojae), eine Art Turnier von Knaben aus angesehenen, namentlich senatorischen Familien in leichter Rüstung und zu Pferde, Reitermanöver von sechs Turmen der Ritterschaft unter ihren Vorstehern (seviri, daher ludi sevirales) und einem kaiserlichen Prinzen als princeps iuventutis an der Spitze.

Die bildenden Künste brachten Szenen aus den circensischen Spielen auf die vielfachste Weise zur Darstellung, besonders finden sich Wagen- und Pferderennen häufig in Mosaiken, auf Reliefs, Lampen, geschnittenen Steinen, Münzen etc.

Bibliographie

  • Friedländer: Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms (7. Aufl., Leipz. 1901, 2 Bde.)
  • Marquardt-Mommsen: »Handbuch der römischen Altertümer«, Bd. 3

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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