Friedrich Melchior Grimm
Grimm, Friedrich Melchior, Freiherr von, geistreicher Literator, geb. 26. Dez. 1723 in Regensburg als Sohn eines Pfarrers, gest. 19. Dez. 1807 in Gotha, erhielt eine sorgfältige Erziehung, studierte in Leipzig, wohin er den jungen Grafen Gottlob Ludwig von Schönberg begleitete, und ging dann 1748 nach Paris, wo er Vorleser des Erbprinzen von Sachsen-Gotha wurde. Rousseau, den ihm seine musikalischen Kenntnisse bekannt machten, führte ihn bei d‘Alembert, Holbach, Diderot, der Frau v. Epinay u. a. ein, der Graf Friesen, Neffe des „Maréchal de Saxe“ , als dessen Sekretär er fungierte, in die ersten Zirkel von Paris; überall machte sich Grimm durch seinen Geist wie durch sein feines Wesen beliebt. Nach dem Tode des Grafen Friesen wurde Grimm Sekretär des Herzogs von Orléans, fand aber noch Zeit genug, seit 1753 literarische (vielleicht mit Beihilfe Diderots und Raynals verfasste) Bulletins für mehrere deutsche Fürsten (auch Friedrich d. Gr. war 1763–66 abonniert) zu schreiben, die 36 Jahre lang fortgesetzt wurden und nach seinem Tode u. d. T.: »Correspondance littéraire, philosophique et critique« (Par. 1812–14; neu hrsg. 1829–31; vollständig erst von Tourneux, das. 1877–82, 16 Bde.; deutsch im Auszug, Brandenb. 1820–23, 2 Bde.) erschienen. Sie bilden eine vollständige Geschichte der französischen Literatur von 1753–90 und zeichnen sich sowohl in sprachlicher Hinsicht als durch glänzende und pikante Urteile aus. Seit 1775 versah Grimm am französischen Hof die Funktionen eines bevollmächtigten Ministers des Herzogs von Gotha; 1777 wurde er von Kaiser Joseph II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Nach dem Ausbruch der Revolution begab er sich nach Gotha, wo ihn 1795 die Kaiserin Katharina II. von Russland zum Staatsrat und Ministerresidenten in Hamburg ernannte. Als er infolge einer Krankheit ein Auge verloren hatte, nahm er seine Entlassung und kehrte nach Gotha zurück. Seinen Briefwechsel mit Katharina II. hat Grot 1878–86 für die russische Geschichtsforschende Gesellschaft herausgegeben. Vgl. E. Schérer, Melchior Grimm (Par. 1887).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909