Lola Montez
Montez, Lola, die uneheliche Tochter eines schottischen Offiziers, Namens Gilbert, und einer Creolin, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, geht mit ihren Eltern nach Indien und kommt in ihrem 9. Jahre nach England in ein Pensionat in Bath, wird in ihrem 14. Jahre von dem englischen Offizier Thomas James entführt, welcher sich mit ihr in Irland trauen lässt und nach Calcutta begibt, wo sein Regiment steht. Schon 1840 verlässt sie ihren Gemahl und kehrt allein nach Europa zurück. In Irland angekommen, führt sie ein sehr freies Leben, tritt als Tänzerin beim französischen Theater auf und macht Ausflüge nach Paris, wo sie, wie in Warschau und Petersburg, als spanische Tänzerin Vorstellungen gibt. Sie erregt als emanzipierte Frau häufig Anstoß und erfährt dagegen manche Unannehmlichkeit, namentlich im Oktober 1843 in Berlin, wo sie wegen Misshandlung eines Gendarmen und Missachtung einer Gerichtsladung zu mehrjähriger Festungsstrafe verurteilt, aber von dem König begnadigt wird. Sie geht von hier über Leipzig, Dresden, Prag und Wien nach Italien, dann abermals nach Paris und von hier nach Madrid.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aus Baden-Baden verwiesen, kommt sie im September 1846 nach München, wo sie sich der Gunst König Ludwigs I. von Bayern erfreut und sogar zur Gräfin von Landsfeld, mit der Erteilung des baierischen Indigenats, erhoben wird, weshalb das Ministerium Abel im Februar 1847 seine Entlassung gibt. In Folge der Unruhen 1848 verlässt sie München, geht nach England zurück und heiratet hier im Juli 1849 den Gardelieutenant Heald. Nun kommt es zur Sprache, dass sie von ihrem Gemahl James noch gar nicht geschieden sei, doch entzieht sie sich den Folgen einer Anklage wegen Bigamie dadurch, dass sie England mit Heald verlässt und nach dem Kontinent und zunächst nach Paris reist. Aber sie entzweien sich in Barcelona im Oktober 1849, und nachdem Heald sie in Cadix zurückgelassen und ihr ein Jahrgeld ausgesetzt hat, kehrt er nach England zurück.
Die Montez lebt 1850 in Paris, wo ihre in ihrem Namen geschriebenen Memoiren das Pariser Journal Le Pays erkauft und dieselben seit Anfang 1851 in seinem Feuilleton erscheinen lässt, sie werden (u.a. von Dietzmann, Lpz. 1851), auch ins Deutsche übersetzt. Im September 1851 tritt sie wieder als Ballettänzerin auf, und zwar zuerst auf den Theatern von Boulogne und Valenciennes, dann in Brüssel, und geht im November des Jahres von England nach Nordamerika, um da ebenfalls Vorstellungen im Kunsttanz zu geben; sie erregt dort, namentlich in New Orleans, durch ihre theatralischen Darstellungen abermals arge Skandale, geht 1853 nach Californien, wo sie in San Francisco großes Furore mit ihren Tanzvorstellungen macht; aber nachdem sie den Zeitungsredakteur Hull geheiratet hat, zieht sie sich in die Stille nach Nevada-City, am Fuß der Sierra Nevada in Californien, zurück.
Bald trennt sich Hull wieder von ihr, und mit einem deutschen Arzt verbunden, wird sie eine leidenschaftliche Jägerin. Aber auch diesen Freund verliert sie bald durch den Tod, worauf sie nach New York geht und dort öffentliche Vorlesungen über politische und soziale Gegenstände hält. 1855 geht sie nach Australien, wo sie wieder theatralische Vorstellungen gibt; dann tritt sie von 1856–58 wieder in den Vereinigten Staaten auf, geht 1859 auf einige Zeit nach England und hält in London Vorlesungen, kehrt darauf nach Amerika zurück, wird 30. Juni 1860 in New York von einem Schlaganfall getroffen (ohne jedoch zu sterben) und nach Astoria gebracht.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909