Postwagen

Postwagen, Postambulanzwagen (post waggons, post office carriages, mail carriages; wagons postes, voitures postales), besonders zur Beförderung der Post eingerichtete Eisenbahnwagen.

Man unterscheidet Postwagen für Briefbeförderung, Postwagen für Paketbeförderung und Postwagen für Brief- und Paketbeförderung.

Außer den ausschließlich Postzwecken dienenden Wagen werden auf Strecken oder bei Zügen mit schwächerem Postverkehr auch Personen- und Gepäckwagen mit Postabteilen zur Postbeförderung benutzt.

Die Postwagen werden mit 2, 3, 4 und 6 Achsen ausgeführt. Für den durchgehenden Postverkehr werden in Europa hauptsächlich 3- und 4achsige, in Nordamerika meist 6achsige Postwagen verwendet.

Postwagen im Modell

  • Post- und Gepäckwagen PPostL (K.Bay.Sts.B.) um 1912, 1:87 Märklin 42061
  • Schnellzug-Postwagen, P (Post 4) Kgl. Württemb. Post, 1:87 Märklin 42292
  • Einheitsnebenbahn-Postwagen Pwi, Dt. Bundesbahn (DB), 1:87 Märklin 43151
  • Postwagen, Poste-b/21 der Dt. Bundespost (DBP), 1:87 Märklin 43260
  • Postwagen, Post4ü der Reichspost (DRG), 1:87 Märklin 43261
  • Postwagen, Post4ü der Reichspost (DRG), 1:87 Märklin 43266
  • Postwagen DV 30 F, Schwedische Staatsbahnen (SJ), 1:87 Märklin 47365
  • Postwagen (DB) Typ Post4-a/17, 1:220 Märklin 87582

Die Postwagen werden in der Regeln nach Art der Abteilwagen, seltener nach Art der Durchgangswagen gebaut. Die erstere Bauart bedingt bei Durchgangszügen das Einstellen der Postwagen am Anfang oder Ende des Zuges, ist aber trotzdem vorzuziehen, da die letztere Bauart wesentlichere Nachteile hat; das Arbeiten in diesen Wagen, deren nutzbare Breite durch Einbau des Seitengangs verringert ist, ist erschwert; die Helligkeit an der Innenwand ist bei Tageslicht unzureichend.

Für Brief- und Paketbeförderung werden zumeist getrennte Räume vorgesehen.

Die Ausführung der Untergestelle, Drehgestelle und Bremsen, sowie die Anordnung der Achsen und Tragfedern ist bei Postwagen im wesentlichen die gleiche wie bei Personenwagen; der ungleichmäßigen Belastung entsprechend, werden jedoch unter dem Paketraum gewöhnlich stärkere Tragfedern angeordnet als unter dem Briefraum.

Das Kastengerippe wird in der Regel aus Holz, in neuerer Zeit auch aus Eisen gebaut, um die Widerstandsfähigkeit, namentlich bei Unfällen zu erhöhen.

Der Wagenkasten wird wie bei Personenwagen gewöhnlich mit Blechbekleidung, seltener mit Holzbekleidung ausgeführt. Um den Postwagen möglichst viel Licht und Luft zuzuführen, werden höhe Oberlichtaufsätze angeordnet, die um so nötiger sind, als die Brieffächer die Zahl und die Größe der Seitenwandfenster beschränken.

Nachdem die Posträume meist sehr groß sind, werden darin Querstangen in Dachhöhe zur Kastenversteifung angeordnet.

Am Untergestell werden zumeist Unterkästen vorgesehen, die entweder nur von innen – mittels Bodenklappen – oder aber von außen und von innen zugänglich sind.

Für den Einstieg in das Wageninnere sind zumeist doppelflügelige, nach außen aufschlagbare Seitenwandtüren vorgesehen, die vielfach in den Kasten eingebaut sind; sämtliche Türen sind in der Regel außer mit den bahnseitig vorgeschriebenen gewöhnlichen Verschlüssen noch mit besonderen Schlössern versehen.

In den Briefräumen können die Seitenwandfenster zumeist herabgelassen werden, in den Paketräumen sind sie in der Regel fest. Die Briefraumfenser werden, um die arbeitenden Beamten tunlichst gegen Zugluft und Kälte zu schützen, besonders gut abgedichtet und zur Verhinderung des Hinausfallens von Briefschaften (bei herabgelassenem Fenster) mit Netzen versehen. Die Paketraumfenster sind vergittert.

Die gewöhnliche Ausstattung der Brief- und Paketräume ist die nachstehende:

Briefraum: ein umlaufender Arbeitstische mit Schubladen und Wertgelassen und allen zur Abfertigung der Post nötigen Behelfen; Brieffächer, die oberhalb des Tisches angeordnet sind; einige Sessel und ein Streckfauteuil.

Paketraum: Legebretter, an den Wänden angeordnet, Haken zum Aufhängen der Postbeutel, Gerätschafts- und Kleiderschränke, Sitzbänke und Klapptische.

Die Postwagen sind mit Aborten und Waschgelegenheiten ausgestattet, die zumeist außerhalb des Briefraums, bei Brief-Paketpostwagen im Paketraum angeordnet sind.

Die Postwagen der amerikanischen Eisenbahnen sind vielfach mit Vorrichtungen zur Aufnahme und Abgabe der Briefbeutel (s. Briefbeutelabgabe und -fangvorrichtung) während der Fahrt versehen. Bei deutschen Eisenbahnverwaltungen waren solche Vorrichtungen gleichfalls in Anwendung, wurden aber wieder verlassen.

Die Heizung der Postwagen erfolgt in der Regel mittels Dampf; außer dieser Hauptheizung ist zumeist eine Reserveheizung (Warmwasser-, Ofen-, Warmluftheizung) vorgesehen.

Die Beleuchtung der Postwagen wird durch Deckenlampen oder Decken- und Wandlampen bewirkt.

Der elektrischen Zugbeleuchtung wird bei Postwagen der Vorzug gegeben, da sie eine beliebige Aufteilung der Lampen sowie die Verwendung von Ableuchtlampen ermöglicht. Offene Flammen werden tunlichst vermieden, sofern sie doch angewendet werden müssen, sind sie mit Schutzgittern versehen.

Quelle: Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Berlin, Wien 1917

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