Brustwehr

Abdachung der Brustwehr.

Brustwehr, ist der erhöhte Teil einer Schanze, Batterie, hinter welchen die Kanonen und die Leute gestellt werden, und wo sie vor dem feindlichen Feuer so gut wie möglich geschützt sein sollen. In Fig. 13 ist h t b k n eine Brustwehr, b t ist die innere Abdachung oder Böschung, b k ist die obere Abdachung oder die Krone der Brustwehr, k n ist die äußere Abdachung, l n ist die Anlage der äußeren Abdachung, h a die Anlage der inneren, b ist die Krete der Brustwehr, h n die Grundlage, c h t f die Bank.

Brustwehr, Wallabsatz, und Graben.

In lockerer Erde, und wenn man die äußere Böschung der Brustwehr nicht mit Rasen bekleidet, macht man am Rand des Grabens und am Fuß der Brustwehr einen Raum, Wallabsatz oder Berme genannt, Fig. 31 g h, damit die Erde von der Brustwehr nicht in den Graben hinabrollt. Sollen die Kanonen in der Schanze nur gegen einen gewissen Punkt feuern, und man hat einen Angriff von Kanonen zu fürchten, wobei die Kanonen zu sehr leiden, wenn man über Bank feuert, so macht man eine Öffnung in die Brustwehr, oder eine Schießscharte.

In der Ebene macht man die Brustwehr, wenn man kann, 7, jedes Mal aber 6½ Fuß hoch; es muss also b a 6½, und wenn es die Zeit gestattet, 7 Fuß betragen. Ihre Höhe über dem Bankett und der Bank beträgt 4 bis 4½ Fuß. In Batterien, wo die Brustwehr mit Schießscharten versehen ist, beträgt ihre Höhe über der Bettung 7 bis 8 Fuß.

Brustwehr unterhalb eines Berges.

Wenn unter 800 Schritt Berge in der Nähe der Schanze sind, so macht man die Brustwehr nach der Seite des Berges so hoch, dass man am Fuß der Bank den Berg nicht sehen kann; kann man zu dieser Höhe noch einen Fuß zusetzen, so ist dies sehr gut. Wenn man die Höhe der Brustwehr in solchen Fällen bestimmen will, so muss man am Fuß der Bank, d. h. 8 Fuß vor dem Ort b Fig. 11, wo die Brustwehr angelegt werden soll, in g, einen 6 Fuß hohen Stab e g, in die Erde stecken, über diesen nach dem Berg sehen, und in b einen Stab so weit erhöhen lassen, bis er in die Sehlinie a A kommt; alsdann gibt dieser Stab, hier a b, die Höhe der Brustwehr.

Brustwehr am Rand eines Berges.

Auf dem Rand eines Berges, in f c Fig. 12, braucht man meistens nur eine 4½ Fuß hohe, oder noch niedrigere Brustwehr. Wenn man in solchem Fall die Höhe einer Brustwehr bestimmen will, so stellt man einen Gehilfen an den Ort, wo die größte Höhe derselben hinkommen soll, hier in f, und geht 8 Fuß hinter denselben, bis in k; hier steckt man einen 6 Fuß hohen Stab, k l, ein, lässt, indem man über diesen wegsieht, in h f einen Stab so hoch halten, dass man noch eben über ihn die höchsten Orte um die Schanze, c d i, sehen kann; alsdann bestimmt die Höhe dieses Stabes, e h, die Höhe der Brustwehr; beträgt f h nicht über 4½ Fuß, so braucht man keine Bank. Wenn eine Brustwehr bloß für das schwere Geschütz angelegt wird, wenn man aus derselben nur gewisse entfernte Orte bestreichen, und die Schanze verlassen will, sobald der Feind diese passiert hat, so braucht man keinen Graben vor der Brustwehr, welcher den Feind aufhält, und man kann die Erde rückwärts wegnehmen. Hat man in solchem Fall die Höhe der Brustwehr h f zu 4 Fuß gefunden, so braucht man die Erde nicht ganz zu 4 Fuß hoch aufwerfen; man ist schon gedeckt, wenn die Höhe der aufgeworfenen Erde, h f, mit der Tiefe eines dahinter gemachten Grabens, welcher hier durch die Linie em angezeigt ist, 4 Fuß beträgt.

Abdachung der Brustwehr durch den Abhang des Berges.

In Fig. 14 ist die Höhe der Brustwehr zu 5 Fuß gefunden, und man hat 2 Fuß tief hinterwärts die Erde weggenommen, so dass die aufgeworfene Erde b c, 3 Fuß beträgt. Die Erde aus dem Graben ist zum Teil in die Vertiefungen vor dem Graben, in d geworfen.

Brustwehr hinter einem Fluss.

Ist vor der Brustwehr ein Fluss, so ist ebenfalls der Graben unnötig, und die Erde zur Brustwehr hinter derselben aus a b c d genommen Fig. 15, da hierdurch ein 2 Fuß tiefer Platz entstanden ist, so braucht die Brustwehr in e f nur 4½ Fuß hoch zu sein, zudem während der Kanonade die Leute in die Vertiefung a b c d treten können. Wenn man sich auf diese Art deckt, so sagt man: man schneidet sich ein.

Die obere Dicke der Brustwehr muss bei Feldverschanzungen wenigsten 8 Fuß betragen, wenn die Schanze bei einem ernstlichen Angriff verlassen werden soll; wenn man sich aber gegen Kanonaden mit schwerem Geschütz halten will, so beträgt sie in festem Erdreich 11, in losem aber 13 Fuß. Nur Brustwehren, die man zum Schein macht, etwa um sich gegen Kavallerie zu decken, macht man 4 Fuß dick; diejenigen, welche man bei Batterien gegen Festungen, gegen nahes schweres Geschütz aufwirft, macht man aber in festem Erdreich oben 16, und in losem 18 Fuß dick. Die innere Abdachung macht man so steil wie möglich, s. Abdachung und Anlage der Abdachung. Über Bank, Graben, Schießscharten etc. siehe dort.

Brustwehrprofil von Latten.

Wenn ein Graben vor der Brustwehr gemacht wird, so bekommt man die Erde dazu aus demselben; die Abdachung bekleidet man mit Rasen oder Faschinen, doch die äußere besser mit Rasen; diese Bekleidung fängt man bei der äußeren Abdachung gleich von der Grundlage der Brustwehr an, zu machen, bei der inneren jedoch erst, wenn sie mit der Bank gleiche Höhe hat; dabei wird die Erde von Zeit zu Zeit auf der Brustwehr festgetreten. Damit die Leute beim Bau der Brustwehr gleich wissen, wo die Abdachungen hinkommen, und wie sie aufgeführt werden müssen, so errichtet man ein Profil von Latten, Fig. 23. Siehe übrigens Schanze und Batteriebau.

Brustwehr mit Berme.

Bei den Festungen wird die Hauptbrustwehr nicht, wie bei den Feldverschanzungen, auf den Horizont gesetzt, sondern sie steht da auf dem Wall, um den Feind von weitem vollkommen beschießen zu können, um die vorliegenden Werke zu beherrschen, und die Straßen und freien Plätze der Festung vor dem feindlichen Geschützfeuer zu beschützen; nur bei Festungen, die auf Bergen und Felsen liegen, ist der Wall oft nicht nötig. Zum Bau der Brustwehren bei Festungen wird die beste Erde genommen, die man noch überdies durch ein Drahtgitter werfen lässt, um alle Steine herauszuschaffen; die vorspringenden Winkel der Brustwehr werden abgerundet, weil sie sonst ihre Kante bald verlieren würden; ferner wird sie ganz mit Rasen bekleidet. Hat die Brustwehr eine Berme, wie p h Fig. 74, so werden Dorngesträuche darauf gepflanzt; die obere Dicke der Brustwehr beträgt bei allen Werken der Festung 18 bis 24 Fuß.

Ihre innere Höhe beträgt 7½ Fuß. In besonderen Fällen, wenn es an Erde, oder an Raum zur Erdbrustwehr fehlt, pflegt man auch wohl eine kleinere Brustwehr aufzumauern, welche nicht mehr als 6 bis 9 Fuß stark zu sein braucht; am besten sind hierzu gehauene Steine, besonders von Granit, oder einer ähnlich harten Steinart.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Brustwehr

Brustwehr (franz. parapet), eine Erdaufschüttung, die der Mannschaft Deckung gewährt und den Gebrauch ihrer Waffen begünstigen soll. Bei der Brustwehr der Schützen richtet sich die Höhe der Brustwehr nach der Anschlaghöhe (im Liegen, Knien oder Stehen), bei Deckungen für Feldgeschütze nach der Feuerhöhe. Letzteres gilt auch, wo in Befestigungen Geschütze über Bank feuern. In Festungswerken, Angriffsbatterien etc. feuern die Geschütze über die hohe Brustwehr fort, die erforderlichenfalls Muldenscharten erhält.

Brustwehr im Profils.

Hinter der Brustwehr des Hauptwalles liegt eine durchlaufende Geschützbank c d, hinter dieser der Wallgang a b, dicht an der Brustwehr eine schmale Erdanschüttung e f, Auftritt (Bankett) für Schützen. Die innere Böschung f g der Brustwehr, sehr steil gehalten, damit der Verteidiger möglichst dicht an die Feuerlinie herankann, wird durch Bekleidungsstoffe gefestigt. Der äußeren, dem feindlichen Feuer am meisten ausgesetzten Böschung h i gibt man mehr als ganze Anlage und bekleidet sie mit Rasen; im Felde lässt man der Erde natürlichen Fall und klopft sie fest. Die Oberfläche der Krone ist nach außen so abgedacht (Kronenfall), dass ihre Verlängerung (Rasante) den äußeren Grabenrand trifft, um bis dahin den Feind beschießen zu können.

Bei Schützengräben erhält die innere Brustwehrböschung, einen Fuß unter der Feuerlinie, einen fußbreiten Absatz (Berme) zum Aufstützen der Arme, Bereitlegen der Patronen etc.

Die Stärke der Brustwehr wird nach dem zu erwartenden Feuer, im Feld auch danach bemessen, ob eine hartnäckige Verteidigung geplant ist; in letzterem Fall kommt der verstärkte Schützengraben zur Anwendung. Gegen Gewehrfeuer muss die Brustwehr von sandiger Erde 0,75 m, gegen Sprengstücke und Schrapnellkugeln 0,4 bis 1 m, gegen Feldgranaten 3–4 m stark sein. Der Brustwehr in Festungen gibt man eine Stärke von 5–7 m, in Küstenbefestigungen von 10–12 m, um gegen schwere Granaten zu sichern.

Bibliographie

  • Pierer’s Universal-Lexikon, Band 3 (Altenburg 1857), S. 385

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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