Polygonwinkel

Polygonwinkel.

Polygonwinkel, sind die Winkel der um die Festung beschriebenen Figuren oder Polygone; der äußere Polygonwinkel ist daher der Winkel des äußeren Polygons, Fig. 80 a f l; der innere Polygonwinkel ist der Winkel des inneren Polygons, A C E.

Man findet ihn, indem man den Winkel am Mittelpunkt von 180 Grad abzieht; beträgt also z. B. in einem Achteck der Winkel am Mittelpunkt 45 Grad, so ist der Polygonwinkel gleich 135 Grad.

Je mehr Seiten das Vieleck hat, desto größer wird der Polygonwinkel, und je größer dieser wird, desto vorteilhafter ist dies für die Verteidigung, welche auch hierbei in demselben Maße stärker wird, als die Spitzen der Raveline weiter vorspringen, welches eine Folge der stumpfen Polygonwinkel ist. Schon im Zehn- und Zwölfeck kann der Belagerer nicht mehr, wie beim Sechseck, durch die dritte Parallele eine Front umfassen, ohne nicht nur von den Facen der Bollwerke, sondern auch von den neben liegenden Ravelinen, auf eine Weite von 500 Schritt eingesehen, und der Länge nach bestrichen zu werden. Ferner müssen sich die Arbeiter beim Sappieren schon von drei Seiten decken, und die Breschebatterien gegen das Ravelin, wenn sie breiter als 18 Fuß werden, was doch nicht hinreicht, können von den Ravelinen im Rücken beschossen werden, welches zu verhindern, viel Arbeit, Zeit und Menschen kostet. Auch die Breschebatterien vor dem Bollwerk finden bei einem Zwölfeck vor jeder Face nur 130 Fuß Raum, und können daher nur 16 Kanonen aufnehmen, gegen welche der Belagerte 20 aufstellt. Schon diese, und mehrere mit ihnen verbundene andere Schwierigkeiten, sind im Stande, bei großem Menschenverlust, die Belagerung 8 bis 10 Tage zu verlängern, und sie vergrößern sich bis ins Unendliche, wenn die Polygonwinkel so stumpf werden, dass man sie beinahe für eine gerade Linie ansehen kann.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe