Hängewerk
Hängewerk, im Gegensatz zu Sprengwerk eine Baukonstruktion, mittels deren Balken statt von unten von oben und ohne dass Horizontalschub auf die tragenden Wände entsteht, getragen werden, um eine Öffnung auf eine größere Länge, als dies ohne Unterstützung möglich wäre, frei zu überspannen. Man hat einfache, doppelte und zusammengesetzte Hängewerke.
Die wesentlichen Teile eines einfachen Hängewerks (einfacher Bock, engl. »King post truss«, Fig. 1) sind der aufzuhängende Balken (Hängebalken) a, die Hängesäule (Hängestange) b und zwei Streben c, c.
Beim doppelten Hängewerk (doppelter Bock, engl. »Queen post truss«, Fig. 2), das zwei Punkte des Hängebalkens unterstützt, treten zu den genannten Teilen eine zweite Hängesäule und ein zwischen die beiden Strebenköpfe eingeschalteter Spannriegel d hinzu.
Durch Kombination mehrerer einfacher (Fig. 3) oder eines einfachen mit mehreren doppelten Hängewerken (Fig. 4) können drei und mehr Punkte des Balkens unterstützt und auf diese Weise Räume von bedeutenden Weiten überspannt werden. Die Hängewerke werden sowohl im Hochbau, insbes. zu Dachstühlen, als auch im Brückenbau, hier namentlich zu Haupt- und Zwischenträgern, verwendet und bestehen aus Holz oder Eisen oder auch aus beiden Materialien. Im letzteren Falle werden die gezogenen Teile, also die Hängestangen und eventuell auch die Balken (die dann Spannstangen heißen), aus Eisen, die gedrückten Teile, also die Streben und Spannriegel, aus Holz hergestellt und die hölzernen mit den eisernen Teilen durch entsprechend geformte gusseiserne Schuhe verbunden. Bei den hölzernen Hängewerken sind die einzelnen Hölzer durch Holzverbindungen oder Holzeisenverbände zur Gesamtkonstruktion verbunden (s. Holzverband).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909