Kuttenberg

Kuttenberg (tschech. Hora Kutná), Stadt in Böhmen, 253 m ü. M., an der Linie Wien–Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn und der Kuttenberger Lokalbahn gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und eines Revierbergamtes, hat vier Vorstädte, neun Kirchen, darunter die schöne, aber unvollendete Barbarakirche (14.–15. Jahrhundert), die Jakobskirche mit hohem Turm und die Marienkirche, sämtlich in gotischem Stil erbaut, eine ehemalige königliche Burg und Münzstätte (der »Wälsche Hof« aus dem 13. Jahrhundert) mit schöner Kapelle, ein Rathaus (das »steinerne Haus«) mit reichem Archiv und archäologischen Sammlungen, einen schönen gotischen Brunnen, eine Kaserne (ehemaliges Jesuitenkollegium), eine tschechische Oberrealschule, eine tschechische Lehrerbildungsanstalt in der alten Burg Hradek), eine Handwerker-, eine Ackerbauschule, ein Ursulinerinnenkloster mit Lehrerinnenbildungsanstalt, Obst- und Gemüsebau, Dampfmühlen, Zucker- und Spiritusfabrik, Bierbrauerei, Essig- und Spirituosenerzeugung, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Orgelbau und (1900) mit Militär (786 Mann) 14.814 tschechische Einwohner. Nördlich die ehemalige Bergstadt Gang (tschech. Kañk) mit gotischer Kirche und 1298 Einwohnern; nordöstlich das Dorf Sedletz mit ehemaliger Cistercienserabtei (jetzt ärarische Tabakfabrik mit über 2000 Arbeitern), großer gotischer Kirche (von 1320), Bierbrauerei und 1323 Einwohnern.

Die Gründung der Stadt hängt mit der Entdeckung des Silbererzes zusammen; im 13. Jahrhundert stand der Bergbau schon in voller Blüte. Die Stadt hatte aber in den Hussitenkriegen viel zu leiden. Eine zweite Blüteperiode war die Zeit Georgs von Podiebrad und Wladislaws II. zu Ende des 15. Jahrhunderts, aus welcher Zeit die meisten Kunstdenkmäler stammen. Kuttenberg war Residenz mehrerer böhmischer Könige, die hier wiederholt Landtage abhielten, und Sitz hervorragender Adels- und Patrizierfamilien. Im März 1485 erfolgte auf dem Landtage zu Kuttenberg ein Vergleich zwischen den streitenden Religionsparteien Böhmens. Durch die Gegenreformation im 16. Jahrhundert und den Dreißigjährigen Krieg geriet die Stadt und der Bergbau in Verfall. Im Siebenjährigen Krieg fand hier am 13. Juni 1757 das Gefecht bei Kuttenberg statt.

Bibliographie

  • Veselský: Fremdenführer in Kuttenberg (Kuttenberg 1886)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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