Schieferdach

Schieferdach.

Schieferdach ist leichter und dichter als Ziegeldächer, aber bedeutend teurer. Dachneigung ein Viertel bis ein Fünftel der Tiefe, nicht unter 20°, doch kommen auch steile Dachungen vor. Als Unterlage dient eine Schalung aus 14–18 cm breiten Brettern, welche parallel zur Traufe, aber auch schräg anzeigend auf den Sparren befestigt sind, bei großen Schiefern auch Lattung, doch ist dies Dach nicht begehbar und hält zu wenig warm.

Je nach den Bezugsquellen und der Form der Schiefer unterscheidet man a) deutsches Schieferdach, b) englisches Schieferdach, wozu auch französische und belgische Schiefer Verwendung finden.

a) Deutsches Schieferdach. bis vor wenigen Jahrzehnten war der deutsche Schiefer das bei uns ausschließlich verwendete Schiefermaterial (dasselbe wurde in ganz Westdeutschland bezogen aus Kaub am Niederrhein; außerdem liefern dieses Lehesten (Meiningen), Nuttlar (Ruhr) und Engi (Kanton Glarus, Schweiz). Der rheinische Schiefer ist ein sehr kräftiges und dauerhaftes Deckmaterial von unregelmäßiger Gestalt (Fig. 1) und verschiedener Größe. Die Eindeckung erfolgt in schräg ansteigenden Bahnen oder Gebinden; je flacher das Dach, um so steiler steigen die Gebinde an. Die Richtung wird durch die Stellung und Lage des Daches nach der Wetterseite bedingt und hat man hiernach von der linken zur rechten oder umgekehrt steigende Gebinde; letztere heißen links eingedeckt. Die Steine eines Gebindes müssen gleich groß sein und nimmt deren Größe gegen die First zu ab; daher sind die Steine zu sortieren. Die Überdeckung beträgt, bei flachen Dächern mehr als bei steilen, ca. 6–10 cm. Im allgemeinen beträgt das Freifeld zwei Fünftel der Größe jedes Schiefers. Die Befestigung erfolgt mit geschmiedeten Nägeln oder Stiften. Wichtig ist, diese durch Verzinkung oder Inöllegen gegen Rosten zu schützen, weil letzteres den Schiefer angreift, ihn nagelfaul macht, wodurch er vom Wind leicht erfasst und losgerissen werden kann. Die Zurichtung der Steine erfolgt mittels des Dachhammers auf der Dachbrücke (s. d.). Das Einschlagen der Nagellöcher erfolgt von der unteren Seite aus bei allen Deckschiefern, um den Nagelkopf versenken zu können; von der oberen Seite bei dem Schlussstein. Das Eindecken erfolgt auf sehr leichten Dachleitern oder auf dem Deckstuhl, welche durch Seile an Dachhaken angehängt sind. Fuß und First, Ortgang und Streckort werden mit Gebinden aus besonders geformten Steinen eingedeckt und waren früher nur durch Überstehen des nach der Wetterseite gerichteten Gebindes gegen Einregnen geschützt. Die Dachkehlen sowie die Anschlüsse an Gauben- und andere Wände wurden durch schmale, lange, sogenannte Wassersteine in flachen Bogen eingedeckt (Fig. 5). Heute dienen hierzu Blechkehlen, aus Zink- oder anderem Blech, wie bei anderen Dacheindeckungen (Fig. 6). Die auf der glatten Schieferfläche leicht eintretenden Schneerutschungen sind durch den Schneefang zu verhüten.

Nach deutscher Art, d. h. in schräg gehenden (Fig. 7), welche an den seitlichen Ecken ein dichteres Anschließen gestattet. Für Überdeckung und Beteiligung gilt das oben Gesagte.

b) Das englische Schieferdach wird in horizontalen Schichten oder Bahnen im Verband eingedeckt nach Art des einfachen oder doppelten Ziegeldaches. Bei dem einfachen Dach wird 10 cm weniger als Plattenhälfte überdeckt, bei dem Doppeldach 3 cm mehr (Fig. 8 und 9). Die Beteiligung erfolgt durch Nägel oder Haften. Die Größe der Schiefer ist eine verschiedene, in sechs Nummern von 20–36 Breite und 41–61 cm Länge. Die Form ist eine länglich-viereckige, die an dem unteren Ende gerade oder im Dreieck, im Halbkreis oder in reicherer Musterung abschließt.

Der englische Schiefer ist von blauschwärzlicher Farbe, während belgische und französische Schieferarten einen grünlichen oder rotvioletten Ton zeigen, welcher sich zu Musterungen eignet und eine sehr zierliche Dachfläche ergibt.

Bibliographie

  • Arbeiten des Dachdeckers, Darmstadt 1866
  • Baukunde des Architekten, Bd. 1, 1. Teil, Berlin 1893, S. 325–333
  • Breymann: Allgemeine Baukonstruktion, Bd. 1, Konstruktion in Stein (D. O. Warth), 6 Aufl., Leipzig 1896, S. 346–358
  • Violet-le-Duc: Dictionnaire raissoné de d‘architecture française etc., Bd. 1, S. 453, Artikel Ardoise, Paris 1854 bis 1868

Quelle: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (Stuttg., Leipz. 1907)

Glossar militärischer Begriffe