Oberst Franz Freiherr von der Trenck

Franz Freiherr von der Trenck, Oberst eines Pandurenkorps, später Pandurenregiments im Dienste der Königin (Kaiserin) Maria Theresia, geb. 1. Januar 1711 in Reggio in Kalabrien, gest. 4. Oktober 1749 in Brünn. Als Sohn des kaiserlichen Oberstleutnants Johann Heinrich von der Trenck tritt Franz von der Trenck, nachdem er seine Erziehung bei den Jesuiten in Ödenburg (Sopron, Ungarn) und dann in Požega in Slawonien (Kroatien) erhalten, im Jahre 1728 in das Infanterieregiment Niclas Graf Pálffy v. Erdöd Nr. 8, muss jedoch infolge arger Raufhändel und Ausschweifungen schon 1731 den kaiserlichen Dienst quittieren. Auf der Herrschaft Prestowacz, welche sein Veater für ihn angekauft, lebt der inzwischen mit einer Tochter des Feldmarschallleutnants v. Tissler (Tillier) vermählte Trenck bis zu dem im Jahre 1738 erfolgten Tod seiner Frau.

Der Krieg gegen die Türken bietet Trenck in diesem Jahre Gelegenheit, die Aufstellung eines Pandurenkorps dem Feldmarschall Graf Seckendorf anzubieten; dieser lehnt jedoch, da er Trenck als einen unruhigen, unbotmäßigen und händelsüchtigen Mann kennt, den Antrag ab, und dieser tritt nun in den Dienst Russlands, der anderen im Krieg gegen die Türken befindlichen Macht, in dessen Heer er die Charge eines Ritttmeisters später Majors erhält. Unverträglichkeit und sein selbst vor Gewalttätigkeiten nicht zurückschreckendes Wesen bringen ihn jedoch wegen tätlicher Widersetzlichkeit gegen seinen Oberst vor das Kriegsgericht, von dem er zu Beginn des Jahres 1740 zum Tode verurteilt, vom Feldmarschall Münnich jedoch begnadigt, nach Degradation und mehrmonatiger Festungshaft in Kiew aus Russland verwiesen wird. Er kehrt zu seinem Vater zurück, der Kommandant von Leutschau ist; jedoch auch hier gerät er mit den Behörden in Konflikt, muss fliehen und sucht Asyl bei den Kapuzinern in Wien. Dem Einfluss des Herzogs Karl von Lothringen hat er es zu verdanken, dass seine Angelegenheiten gütlich beigelegt werden und er nach Slawonien auf seine Güter zurückkehren darf.

Als der Österreichische Erbfolgekrieg ausbricht, bietet Trenck abermals an, ein Korps von 1000 Panduren auf eigene Kosten aufzustellen, welcher Antrag bei den damaligen Verhältnissen gerne angenommen und Trenck zum Major und Kommandanten des Korps ernannt wird. Als solcher macht er den Erbfolgekrieg mit, wird überall wegen der Raublust und den Ausschreitungen, die sein Korps verübt, gefürchtet, nimmt an allen Streifereien teil, zeichnet sich aber selbst hervorragend durch Tapferkeit und Tollkühnheit aus. Trotz wiederholter Reibungen, namentlich mit Feldmarschall Graf Neipperg, wird Trenck doch auf Befürwortung des Vicepräsidenten des Hofkriegsrates, Feldmarschall Ludwig Andreas Khevenhüller zum Oberstleutnant und, als Belohnung für seine Bravour beim Rheinübergang des Prinzen Karl von Lothringen (1744), zum Oberst befördert.

Bei einem Angriff auf Kolin in der Nacht vom 13. auf den 14. November 1744 wird Trenck durch eine Kanonenkugel am Fuß schwer verwundet und muss sich auf seine Güter zurückziehen. Im nächsten Jahr nimmt er an den Operationen wieder teil und bei der Plünderung des preußischen Lagers in der Schlacht bei Soor am 30. September 1745 fällt ihm das Zelt König Friedrichs II. als Beute zu. Dieser Umstand ist der Anfang seines Niederganges. Trencks Feinde, deren er infolge seines gewalttätigen und rücksichtslosen Auftretens in Menge hat, verbreiten das Gerücht, er hätte den König bei Soor festnehmen können, ihn jedoch sich retten lassen; auch habe er, statt den Feind im Rücken anzugreifen, von Beutegier verleitet, die Plünderung zu lange fortgesetzt und auf diese Weise den Sieg der Österreicher vereitelt.

Trenck kehrt auf seine Güter zurück; jedoch seine Gegner ruhen nicht eher, bis es ihnen gelungen ist, allerhand Anschuldigungen wider ihn bei der Kaiserin vorzubringen. Um diesen Gegnern persönlich entgegen zu treten und die Anklagen zu enkräften, reist nun Trenck selbst nach Wien, doch kommt es während seines Aufenthaltes in der Residenz zu argen und skandalösen Auftritten. Infolge dessen wird Trenck arretiert und vor ein Kriegsgericht gestellt, dessen Präsident, der Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrat Graf Löwenwolde, ein persönlicher Gegner Trencks ist. Der Pandurenführer wird beschuldigt, Offizierschargen um Geld verkauft, die Offiziere ohne Kriegsrecht ihrer Chargen entsetzt oder zur Quittierung gezwungen, die Unteroffiziere und Gemeinen mit Gassenlaufen und unmäßigen Prügeln abgestraft, viele abgängige Plätze unter dem Titel der attrapierten Deserteure in Verpflegung fortbelassen und sich die Portionen angeeignet zu haben; in Schlesien und den Erblanden soll er höchst sträfliche Exzesse teils selbst begangen, teils seinen Panduren gestattet, und vieles Geld sich unrechtmäßiger Weise gewaltsam angeeignet haben. Dazu taucht immer wieder die Anschuldigung von der Plünderung im Lager zu Soor auf, auch wird viele Klage über Trencks verübte Grausamkeiten und ausschweifenden Lebenswandel vorgebracht.

Es scheint jedoch, dass dieser Prozess parteiisch und einseitig geführt wird und der ungestüme Trenck lässt sich infolge dessen so weit hinreißen, dass er sich tätlich an Löwenwolde vergreift. Dies hat zur Folge, dass Trenck an Händen und Füßen gefesselt ins Militär-Stockhaus gebracht, der Prozess ohne weitere Prüfung geschlossen und der Inculpat zum Tode verurteilt wird. Die wenigen Freunde, die er noch besitzt, setzen jedoch bei der Kaiserin eine Revision des Prozesses durch, und Maria Theresia, eingedenk der vielen guten Kriegsdienste, die ihr Trenck geleistet, mildert das harte Urteil, indem sie ihn zum Verlust aller militärischen Chargen und Ämter, zur Ersatzleistung der in Schlesien erpressten Geldsummen und zur Zahlung der Untersuchungskosten, sowie zu lebenslänglicher Festungshaft auf dem Spielberg bei Brünn verurteilt.

Nach langer Untersuchungshaft (der Prozess und die Wiederaufnahme des Verfahrens haben mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen) wird Trenck in Begleitung von 3 Ober- und 2 Unteroffizieren in der Nacht vom 29. auf den 30. August 1748 endlich in einer Postkalesche auf die Festung Spielberg gebracht. Die Festungshaft dort ist übrigens für Trenck äußerst milde. Die Kaiserin bewilligt ihm aus der Sequestrationskasse täglich einen Dukaten, er darf sich einen Bedienten halten, auch von Feder und Tinte gebrauch machen; es wird ihm gestattet alle Sonn- und Feiertage die Messe zu hören und beim Festungskommandanten Oberstleutnant Freiherr von Kottulinsky zu speisen.

Als Trenck im September des folgenden Jahres erkrankt, wird er in ein besseres Zimmer verlegt, auch werden ihm Doktoren, Chirurgen und ein Geistlicher zur Verfügung gestelllt. Nur die Überführung vom Spielberg zu den Kapuzinern, sowie, im Falles seines Todes, die Beerdigung mit militärischen Ehren kann ihm, trotz des diesbezüglichen Wunsches der Kaiserin, nicht bewilligt werden; ersteres wegen des in den Klöstern bestehenden Asylrechts, letzteres weil Trenck durch kriegsrechtliches Urteil aller seiner militärischen Chargen und Würden verlustig erklärt worden ist. Als er kurz darauf, am 4. Oktober 1749, an der Wassersucht stirbt, wird er seiner letztwilligen Bestimmung gemäß in der Kapuzinergruft in Brünn beigesetzt, woselbst auch jeden Freitag eine Seelenmesse für ihn gelesen wird, zu welchem Zwecke er 4000 Gulden legiert hatte. Als Universalerben hatte er seinen Vetter, den preußischen Abenteurer Friedrich Freiherr von der Trenck eingesetzt.

Am 5. Oktober 1872 werden Trencks Gebeine auf Veranlassung seines Großneffen, des k.k. Majors a. D. Heinrich Freiherrn v. d. Trenck, in einen neuen Metallsarg umgelegt, dessen Deckel das Trencksche Wappen mit einer Widmungsinschrift ziert.

Figuren

Bibliographie

  • Akten des k. u. k. Kriegsarchivs in Wien
  • Trencks Selbstbiographie
  • Wienerisches Diarium 1749
  • Arneth, Alfred Ritter von: Maria Theresia’s erste Regierungsjahre
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909
  • Pallua-Gall, Julian: Allgemeine deutsche Biographie (Bd.: 38, Leipz. 1894)
  • Wurzbach, C. von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (Bd. 47, Wien 1872)

Quelle: Julian Pallua-Gall

Figuren des Österreichischen Erbfolgekrieges