Chlodwig Karl Viktor Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Chlodwig Karl Viktor, Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Prinz von Ratibor und Corvey, deutscher Reichskanzler, geb. 31. März 1819 in Rotenburg an der Fulda, gest. 6. Juli 1901 in Ragaz, studiert in Göttingen, Heidelberg und Bonn die Rechte, tritt 1842 in den preußischen Staatsdienst, wird Referendar in Potsdam und Assessor in Breslau. Da jedoch sein älterer Bruder, Viktor, 1845 die Herrschaften Ratibor und Corvey als Herzog von Ratibor bekommt (s. Hohenlohe), übernimmt er 1846 die Verwaltung der Herrschaft Schillingsfürst und tritt nun als Standesherr in den bayerischen Reichsrat ein, wo er eine nationale, aber preußenfeindliche Richtung verfolgt. 1849 Reichsgesandter in London, schließt er sich nach dem Kriege von 1866 an Preußen an, wird 31. Dez. 1866 bayerischer Ministerpräsident und vertritt, wie er 19. Jan. und 8. Okt. 1867 der Kammer erklärt, weder den im Prager Frieden vorbehaltenen und von den süddeutschen Partikularisten verlangten Südbund noch den deutschen Einheitsstaat, sondern eine föderative Einigung der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bunde.

Weniger die Abgeordneten als vielmehr die Reichsräte wollen anfangs den Zollverein und das Zollparlament ohne das liberum veto Bayerns genehmigen, geben jedoch im Oktober 1867 nach, und dennoch ist die nationale Partei im Zollparlament, dessen Vizepräsident Hohenlohe ist, in der Minderheit, so dass die Beratung unfruchtbar bleibt. Hohenlohe, einträchtig mit dem Norddeutschen Bunde zusammengehend, erfüllt die durch das Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen von 1866 Bayern auferlegten Pflichten und gestaltet vor allem durch das Gesetz vom 30. Jan. 1869 das bayerische Heer nach dem Vorbilde des preußischen um. Als er aber durch ein neues Schulgesetz, das am Widerspruch der Reichsräte scheitert, die Schule von der Kirche trennen will und nach der Berufung des vatikanischen Konzils durch ein Rundschreiben vom 9. April 1869 die europäischen Kabinette zu einem gemeinsamen Auftreten gegen die römischen Pläne auffordert, zieht er sich den unversöhnlichen Hass der Ultramontanen zu. Als diese nach den Neuwahlen im November 1869: 6 Stimmen Mehrheit erhalten, fordert Hohenlohe seine Entlassung, bleibt aber auf Veranlassung des Königs, bis im Januar 1870 erst die Reichsratskammer und nach einer langen, stürmischen Adressdebatte auch das Abgeordnetenhaus dem Ministerium Hohenlohe ein ausdrückliches Misstrauensvotum erteilt. Nun nimmt der König 7. März Hohenlohes Entlassung an.

Als Reichsrat wirkt Hohenlohe im Juli 1870 für die Teilnahme Bayerns am Deutsch-Französischer Krieg, im Winter 1870/71 für die Annahme der Reichsverfassung, wird zu Forchheim in den ersten deutschen Reichstag gewählt und wird dessen erster Vizepräsident. Nach Arnims Entlassung im Mai 1874 auf den deutschen Botschafterposten in Paris berufen, stellt er ein befriedigendes Verhältnis zu der französischen Regierung her, wohnt dem Berliner Kongress 1878 als dritter deutscher Bevollmächtigter bei, wird im Juli 1885 als Nachfolger Manteuffels Statthalter von Elsass-Lothringen und versteht es auch hier, durch Umsicht und Takt die Bevölkerung mit der deutschen Herrschaft zu versöhnen.

Ende Oktober 1894 zum Reichskanzler und Präsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt, erwirbt er sich durch seine auswärtige Politik das Vertrauen der nationalgesinnten Deutschen in wesentlich höherem Grad als sein Vorgänger Caprivi: die Besetzung von Kiautschau 1897, die Erwerbung Samoas 1898, der Kauf der Karolinen-, Palau- und Marianneninseln von Spanien 1899 vollziehen sich unter seiner Kanzlerschaft. Auf dringendes Bitten 17. Okt. 1900 seiner Ämter enthoben und durch den Schwarzen Adlerorden in Brillanten ausgezeichnet, zieht er sich ins Privatleben zurück. Seine und seiner Gemahlin, der Prinzessin Marie von Sayn-Wittgenstein-Berleburg, geb. 16. Febr. 1829, gest. 21. Dez. 1897 in Berlin, Söhne sind: Fürst Philipp Ernst, geb. 5. Juni 1853; Prinz Moritz, geb. 6. Aug. 1862, königlich preußischer Rittmeister, und Prinz Alexander, geb. 6. Aug. 1862, Bezirkspräsident des Oberelsass u. 1893–1903 (wildes) Mitglied des Reichstags.

Bibliographie

  • »Chlodwig Karl Viktor, Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, biographische Skizze« (Metz 1885)
  • Ruft: Reichskanzler Fürst Chlodwig zu Hohenlohe und seine Brüder (Düsseld. 1897)
  • Völderndorff, v.: Vom Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe, Erinnerungen (Münch. 1902)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Deutsch-Französischer Krieg, 1870-71