Runde Schanzen
Runde Schanzen, können als Redouten von unendlich vielen Seiten angesehen werden, und sind in Absicht auf die Feuerwirkung, welche sie gegen den Feind am Rande des Grabens gewähren, so wie in Absicht auf die Verteidigung mit dem Bajonett, wohl allen übrigen vorzuziehen. Hierbei ist aber zu bedenken, dass eine Schanze nie groß genug ist, um auch dem sie umschließenden Kreis einen so großen Halbmesser zu geben, dass dadurch eine vorteilhafte Platzierung der Kanonen erlangt wird; auch greift der Feind nur von einer oder zwei Seiten in kleinen Fronten an, und wird daher nur wenig von dem Feuer der runden Schanze erreicht werden. Dies, so wie die Schwierigkeit des Anlegens, beschränkt also den Gebrauch der runden Schanzen in der Feldbefestigung.
Soll aber dennoch eine runde Schanze angelegt werden, und man will für eine bestimmte Truppenzahl ihre Größe finden, so verwandele man die Anzahl der Mannschaft in Rotten zu 2 Mann; die Anzahl der Kanonen, wenn es kleine Stücke sind, multipliziere man mit 5, und addiere beides zusammen, so ist die Summe der innere Umfang der Schanze in Schritten. Z. B. 400 Mann und 4 Kanonen gibt 200 + 20 = 220 Schritt. Nach dem Verhältnis 100:314 findet man nun den Durchmesser, also auch den Radius des hierzu gehörigen Kreises.
Die runde Schanze wird nun folgendermaßen traciert, Fig. 48. Man nehme den Mittelpunkt der Schanze c an, und schlage da einen Pfahl ein; hier befestige man eine Schnur gleich dem berechneten Radius, und beschreibe mit dem anderen Ende einen Zirkel a, den man mit einem Spaten ausstechen lässt; ferner verlängere man die Schnur um die Größe, welche die Anlage der Brustwehr bekommen soll, und beschreibe den Zirkel b; dann verlängere man die Schnur wieder um die obere Breite des Grabens, und ziehe den Zirkel d, so ist die runde Schanze traciert. Man verfährt nun mit dem Bau der Schanze, wie bei den einzelnen Teilen vorgeschrieben ist.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)